Nico Müller bestreitet in diesem Jahr ein Doppelprogramm aus DTM und Formel E. In der DTM erhält der Audi-Werksfahrer Material, mit dem er um den Gewinn der Gesamtwertung kämpfen kann. Das hat er im vergangenen Jahr unter Beweis gestellt. Müller wurde Vize-Champion hinter seinem Markenkollegen Rene Rast. Ein solcher Erfolg ist in der Elektro-Rennserie nicht in Sicht, denn: Der Schweizer startet für Dragon Racing.

Der US-amerikanische Rennstall schloss die Debütsaison 2014/2015 auf dem zweiten Platz der Teamwertung ab. Im ersten Formel-E-Jahr gingen die Teilnehmer allerdings noch Einheitsautos an den Start. Nachdem die Entwicklung ab der darauffolgenden Saison freigegeben worden war und immer mehr Autohersteller eingestiegen, rutschte Dragon Racing im Klassement ab. In den vergangenen beiden Jahren wurde das Team Neunter und Zehnter in der Gesamtwertung.

"Die Zielsetzung ist hier eine andere als in der DTM", sagte Müller am vergangenen Wochenende beim ePrix in Mexiko zu Motorsport-Magazin.com. "Wir sind hier der Underdog im Vergleich zu den großen Teams, die mehr Manpower und mehr finanzielle Power haben. Wir haben supergute Leute, die einen extrem guten Job machen und ein gutes Paket hinstellen. Trotzdem muss man realistisch bleiben. Wir wollen Ausrufezeichen setzen. Ein Top-5-Ergebnis ist so eins. Wenn wir etwas Glück haben, geht vielleicht sogar etwas mehr."

Dragon Racing hat Kinderkrankheiten behoben

In Mexiko erlebte Müller ein Wochenende, an dem ein besseres Resultat möglich gewesen wäre. Als Siebter der Qualifikation verpasste der 27-Jährige nur knapp den Einzug in die Superpole. Im Rennen kam er in den ersten Runden bis auf Platz fünf nach vorne, ehe ihn ein Softwarefehler aus der Konzentration brachte und er in der dritten Runde in die Mauer krachte.

Nach vier von 13 Saisonrennen blickt Müller nun nach vorne: "Wir haben einige Kinderkrankheiten hinter uns gelassen. Ab Marrakesch ist das Ziel, so viele Punkte wie möglich zu holen." Auf dem semi-permanenten Kurs in der Hauptstadt Marokkos absolvierte Müller im vergangenen Jahr den Rookie-Test der Formel E für das Audi-Werksteam. Den Testtag schloss er mit der Bestzeit ab.

In unterschiedlichen Formel-, Tourenwagen- und Sportwagenwagenserien sammelte Müller im Laufe seiner Karriere viel Erfahrung. Trotzdem hat ihn eine Eigenschaft der Formel E überrascht, die er im Rennbetrieb kennenlernte: "Ich habe mir das Racing chaotisch vorgestellt. Aber dass es so krass ist, habe ich nicht gedacht. Es geht schon ab hier. Es ist pure Action. Manchmal wird auch ein bisschen über dem Limit gefahren. Es ist sehr viel Aggressivität dabei. Aber das macht es extrem spannend, auch für die Zuschauer."

Abts Formel-E-Wahnsinn in Mexiko: Unfall, Krankenhaus, Rennen!: (11:55 Min.)

Nicht nur darin unterscheidet sich die Rennserie von dem, was Müller bislang kannte: "Mental ist die Formel E eine größere Herausforderung als die DTM. Neben dem schnellen Fahren musst du noch so viele andere Parameter im Griff haben. Du bist extrem ausgelastet. Die Renndistanz fehlerlos durchzuziehen, ist eine große Herausforderung. Es ist kein Platz für den kleinsten Fehler. Du landest sofort in der Mauer."

Doppelprogramm aus DTM und Formel E keine Belastung

Müllers Rennjahr 2020 besteht aus jeweils zehn Veranstaltungen von DTM und Formel E. Das Doppelprogramm sieht er nicht als große Belastung. "Zum Glück gehen die Kalender gut aneinander vorbei. Es sind maximal vier Wochenenden hintereinander. Ich habe mit DTM, Sportwagen und der Arbeit als Test- und Entwicklungsfahrer in der Formel E ganz andere Geschichten gemacht. Das ist nicht neu. Ich kriege das schon hin."

Eine Überschneidung gibt es allerdings im Kalender beider Serien: Das DTM-Saisonhighlight auf dem Norisring kollidiert mit dem vorletzten Meisterschaftswochenende der Formel E in New York. Müllers Priorität steht schon fest: Er wird in der DTM für Audi an den Start gehen. Dragon muss einen Ersatzmann suchen, der das Rennen an der Seite des zweiten Stammfahrers Brendon Hartley bestreitet.