Eine der spannenden Fragen vor dem Auftakt in die sechste Saison der Formel E: Wie viel Zeit würde das brandneue Porsche-Team benötigen, um gegen die internationale Hersteller-Konkurrenz bestehen zu können?

Die Antwort lieferte Porsche-Werksfahrer Andre Lotterer beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien: Im ersten Rennen des neugeschaffenen Teams aus Weissach fuhr der 38-Jährige hinter Sieger Sam Bird auf den zweiten Platz. "Wir sind vorn mit dabei. Die Pace ist da. Darauf können wir aufbauen", jubelte Porsche-Vorstandsmitglied Michael Steiner nach dem frühen Erfolgserlebnis.

Lotterers Podestplatz - sein fünfter in der Formel E - sollte bei den beiden Rennen im Wüstenstaat das vorerst einzige zählbare Ergebnis bleiben. Teamkollege Neel Jani ging in den beiden Rennen leer aus und auch Lotterer verpasste weitere Zähler in Folge einer Strafe.

Als Sechster der Teamwertung reist Porsche zum ersten Rennen im Jahr 2020 und dem dritten in der laufenden Saison nach Santiago de Chile. In der zuletzt krisengeschüttelten Metropole will die Werksmannschaft auf einem im Vergleich zum Vorjahr veränderten Kurs weitere Erfahrungen sammeln - schließlich ist Porsche der einzige Hersteller in der Formel E ohne jegliche Kenntnisse aus der Vor-Saison.

Das Porsche-Team jubelt über den frühen Erfolg, Foto: Porsche AG
Das Porsche-Team jubelt über den frühen Erfolg, Foto: Porsche AG

"Generell bin ich für das Rennen in Chile vorsichtig optimistisch", sagt Lotterer. "Wir hatten einen tollen Saisonstart in Saudi-Arabien, aber mir ist auch bewusst, dass es noch Verbesserungspotenzial gibt. Als neues Formel-E-Team haben wir noch einiges zu lernen."

Die ellenlange Pause - zwischen Saudi-Arabien und Chile liegen knapp zwei Monate - sei Porsche entgegengekommen, um die gesammelten Daten zu analysieren. Keine hohle Phrase: In der Elektro-Rennserie sind die Testmöglichkeiten stark eingeschränkt. Die Hauptarbeit findet im Simulator statt, da sind Streckendaten unter realen Bedingungen seit jeher Gold wert.

Lotterer kehrt mit guten Erinnerungen zurück nach Santiago. In seiner Debüt-Saison 2017/18 fuhr er im vierten Rennen, damals noch auf einem anderen Kurs in der chilenischen Hauptstadt, seinen ersten Podestplatz ein. Beim Doppelsieg von Techeetah - dem ersten eines Teams in der Geschichte der Formel E - landete er nach beherztem Duell mit seinem Teamkollegen und dem späteren Sieger Jean-Eric Vergne auf dem zweiten Rang.

Kann Porsche beim Rennen am kommenden Samstag (ab 20:00 Uhr MEZ live auf Eurosport) die steile Lernkurve fortführen? Der Saudi-Podestplatz und Lotterers gutes Abschneiden im Qualifying (Platz 7 nach Start aus Gruppe 2) haben für Zuversicht gesorgt. "Wir wollen an den Erfolg des Diriyah E-Prix anknüpfen", sagt Porsche-Einsatzleiter Amiel Lindesay. "Generell sind Top-10-Platzierungen und Punkteränge ein realistisches Ziel."

Neel Jani war mit dem Auftakt in Riad nicht zufrieden, Foto: Porsche AG
Neel Jani war mit dem Auftakt in Riad nicht zufrieden, Foto: Porsche AG

Darauf hofft vor allem der Schweizer Jani nach seinem schwierigen Auftakt in die neue Saison. "Ich war mit meinem Wochenende nicht zufrieden", räumt der 36-Jährige nach der Nullrunde ein. "Wir haben uns in den vergangenen Wochen intensiv mit allen Details auseinandergesetzt, um zu analysieren, in welchen Bereichen es Verbesserungspotenzial gibt."

Der Fokus habe während der Winterpause auf Fahrzeugeinstellungen und Energiemanagement gelegen. Diese Faktoren werden am kommenden Wochenende in Chile zum Tragen kommen, wie Jani selbst feststellt: "Mein erster Eindruck aus dem Simulator ist, dass die Strecke im Vergleich zu Diriyah ganz anders ist. Es ist eher ein klassischer Formel-E-Kurs mit engen Kurven und Spitzkehren, nicht ganz so schnell und mit weniger Höhenunterschieden."

Formel E in Santiago: Bisherige Ergebnisse

SaisonSiegerZweiterDritter Pole
2017/18Jean-Eric VergneAndre LottererSebastien BuemiJean-Eric Vergne
2018/19Sam BirdPascal WehrleinDaniel AbtSebastien Buemi