Trotz aktueller politischer Unruhen und Massendemonstrationen soll das geplante Rennen der Formel E in Santiago de Chile am 18. Januar 2020 ausgetragen werden. Eine mögliche Absage des zweiten Rennens der Saison 2019/20, die in einer Woche in Saudi-Arabien beginnt, wies Formel-E-Mitgründer Alberto Longo zurück.

Das berichten übereinstimmend lokale Medien nach einer Pressekonferenz in Santiago, auf der Longo, der Präsident des chilenischen Automobilverbandes Mauricio Melo Avaria sowie der frühere Formel-1-Fahrer Eliseo Salazar über das Rennen informierten.

Nach Gesprächen mit Regierungsmitgliedern und Vertretern aus der Industrie sei Longo zuversichtlich, dass der dritte Besuch der Formel E in Santiago nach 2017 und 2018 wie geplant abgehalten werden kann. "Nach unseren Meetings bin ich nun viel beruhigter", wurde Longo an diesem Dienstag von La Tercera zitiert.

Das zweite Saisonrennen soll wie im Vorjahr entlang des O'Higgins Park (Chiles zweigrößtem öffentlichen Park) im Herzen der Metropole über die Bühne gehen. Der Streckenverlauf soll verändert werden, weshalb noch keine finale Variante präsentiert werden konnte. Die Änderungen seien auf den Zuwachs des Starterfeldes - 24 statt wie zuletzt 22 Autos - zurückzuführen.

Während Longo offenbar Zuversicht ausstrahlte, zweifeln Experten weiter an der Ausführung des Santiago ePrix. Chile erlebt die schwerste soziale Krise seit 30 Jahren. Seit dem Ausbruch der Massenproteste Mitte Oktober sind bislang mehr als 1.650 Menschen verletzt und 4.364 verhaftet worden. Das teilte das Nationale Institut für Menschenrechte (INDH) mit. Mehr als 20 Menschen kamen ums Leben.

Diesen Dienstag sind erneut Hundertausende Menschen in Chile auf die Straßen gegangen, um für tiefgreifende Reformen zu demonstrieren. In der Hauptstadt Santiago versammelten sich laut offiziellen Regierungsangaben 80.000 Menschen zu einer Kundgebung. Laut der Nachrichtenagentur AFP sei es dabei auch zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen.

Die Proteste, ursprünglich ausgelöst durch eine Fahrpreiserhöhung für öffentliche Verkehrsmittel, haben sich bereits konkret auf Sportereignisse ausgewirkt. Das Fußball-Finale der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League, wurde aufgrund anhaltender Unruhen von Santiago ins mehr als 3.000 Kilometer entfernte Lima, Peru verlegt.

Der Santiago ePrix 2020 wäre nicht das erste Rennen im ursprünglich geplanten Rennkalender, das aufgrund politischer Umstände nicht stattfinden kann. Eine für den 01. März 2020 geplante Rückkehr nach Hongkong kam nicht zustande.

Seit Monaten demonstrieren die Einwohner der chinesischen Sonderverwaltungszone gegen die eigene Regierung, immer wieder kommt es zu schweren Auseinandersetzungen mit der Polizei. Anstelle von Hongkong trat in der finalen Version des Rennkalenders für die Saison 6 ein Rennen in Marrakesch am 29. Februar 2020.

Formel E 2019/20: Offizieller Rennkalender

StadtLandDatum
Ad DiriyahSaudi-Arabien22./23. November 2019
SantiagoChile18. Januar 2020
Mexiko-CityMexiko15. Februar 2020
MarrakeschMarokko29. Februar 2020
SanyaChina21. März 2020
RomItalien04. April 2020
ParisFrankreich18. April 2020
SeoulSüdkorea03. Mai 2020
JakartaIndonesien06. Juni 2020
BerlinDeutschland21. Juni 2020
New YorkUSA11. Juli 2020
LondonGroßbritannien25./26. Juli 2020