Mercedes-Benz startet mit dem Fahrerduo Stoffel Vandoorne und Nyck de Vries in seine Debütsaison in der Formel E. Während der frühere Formel-1-Pilot aus Belgien stets eine sichere Wette war, staunten einige Beobachter nicht schlecht, als der junge de Vries bei der Teampräsentation auf der Automobilmesse IAA in Frankfurt als zweiter Fahrer vorgestellt wurde.

Von 2010 bis Ende vergangenen Jahres gehörte der aktuelle Spitzenreiter der Formel-2-Meisterschaft zum Nachwuchskader von McLaren. Auch für Audi absolvierte de Vries ausgewählte Einsätze, darunter Testfahrten im Formel-E-Auto 2018. Wie hat es der 24-Jährige nun ins Werksteam von Mercedes geschafft?

Tatsächlich führte der Weg über den Simulator des Formel-1-Teams von Mercedes. Was kaum bekannt war: De Vries unterstützt die Silberpfeile seit Jahresbeginn mit Einsätzen im Simulator. Eine Rolle, die in der Vergangenheit auch Pascal Wehrlein, Maximilian Günther oder der heutige Williams-Pilot George Russell einnahmen.

Die Möglichkeit, eines der Cockpits für das neu geschaffene Formel-E-Programm zu ergattern, reifte im Mai dieses Jahres rund um den Monaco Grand Prix.

Formel E: Mercedes präsentiert neue Fahrer, Auto & Teamchef: (05:39 Min.)

"Wir haben ein paar Fahrer getestet und es war eine sehr schwierige Entscheidung", sagt der Brite Ian James, euer Mercedes-Teamchef in der Formel E, zu Motorsport-Magazin.com. "Nyck hat in der Formel 2 tolle Leistungen gezeigt. Er besitzt genau die richtigen Zutaten und das Talent. Und er war an kein anderes Team gebunden."

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hätte Audi dem talentierten Niederländer gern weitere Einsatzmöglichkeiten verschafft. In der Formel E gab es allerdings keinen freien Platz im Werksteam oder beim Kundenteam Virgin Racing. So fiel die Wahl auf Mercedes, wo de Vries weiter im Formel-1-Simulator seine virtuellen Runden drehen wird.

Der 24-Jährige zu Motorsport-Magazin.com: "Es gab Gespräche mit Audi. Aber sie haben vier gute Fahrer in den Teams. Ich kann verstehen, dass es keinen Grund gab, die Fahreraufstellungen zu ändern." De Vries war unter anderem an der Entwicklung des Gen2-Autos von Audi beteiligt, das in der vergangenen Saison sein Debüt in der Formel E gab. Die gesammelten Erfahrungen kann er nun für Mercedes in den Rennen nutzen.

Seine Rennpremiere in der Elektro-Serie gibt de Vries beim Saisonauftakt am 22./23. November 2019 in Saudi-Arabien. Nur eine Woche später steht das Finale der Formel 2 in Abu Dhabi auf dem Plan, wo de Vries die Meisterschaft erringen kann.

Die Vorfreude auf das neue Abenteuer Formel E ist groß. De Vries schwärmt: "Das ist ohne Zweifel die beste Gelegenheit und der größte Fortschritt meiner Karriere. Die Formel E hat sich als zweitgrößte Profi-Rennserie neben der Formel 1 etabliert. Und du kannst dich nicht in die Serie einkaufen. In alle anderen kannst du mit dem nötigen Budget reinkommen."

Den Traum von der Formel 1 hat de Vries noch nicht ad acta gelegt. Zunächst einmal will er sich aber auf die anstehenden Aufgaben in der Formel E und der Formel 2 fokussieren. De Vries: "Es ist kein Geheimnis, dass jeder junge Fahrer den Traum hat, in die Formel 1 zu kommen. In der Formel 2 läuft es gut, da könnte man über Chancen nachdenken. Die Wahrheit ist aber, dass der Markt in der F1 aktuell ziemlich gefestigt ist."

Mit De Vries und Vandoorne ist Mercedes in der Fahrerpaarung ähnlich international aufgestellt wie das Projekt selbst. Der Antriebsstrang im Silver Arrow 01 stammt aus der Motorenschmiede in Brixworth, die Renneinsätze führt HWA aus Affalterbach durch. Zusätzliche Expertise liefert das Formel-1-Team aus Brackley und auch die Automobilabteilung in Stuttgart ist an der Entwicklung beteiligt.

Als einziger der vier deutschen Autobauer in der Formel E verzichtet Mercedes auf einen deutschen Stammfahrer. Audi setzt weiter auf Daniel Abt, Porsche hat Andre Lotterer zurückgeholt und BMW sich die Dienste von Maximilian Günther - früher Mercedes - gesichert.

Für Managing Director und Teamchef James, der nach 14 Jahren bei Mercedes fließend deutsch spricht, kein Problem: "Wir sind neu als Team. Und als Hersteller haben wir die Verantwortung, den Motor zu entwickeln. Es ist nicht nur wichtig, dass die Piloten schnell fahren. Sie müssen das Team auch in die richtige Richtung entwickeln. Das ist für mich wichtiger, als einen deutschen, französischen oder englischen Fahrer zu haben."

Formel E 2019/20: Das Starterfeld für Saison 6

TeamFahrer 1Fahrer 2
AudiDaniel AbtLucas di Grassi
BMWMaximilian Günther???
MercedesStoffel VandoorneNyck de Vries
PorscheAndre LottererNeel Jani
DS TecheetahJean-Eric Vergne???
NissanSebastien BuemiOliver Rowland
JaguarMitch Evans???
Mahindra Jerome D'Ambrosio ???
VenturiFelipe MassaEdoardo Mortara
NIO??????
Virgin RacingSam BirdRobin Frijns
DragonBrendon Hartley???