Titelentscheidung vertagt! Beim Saisonfinale der Formel E in New York ist es Jean-Eric Vergne trotz großem Vorsprung nicht gelungen, den Titel beim vorletzten Rennen vorzeitig zu verteidigen. Der Techeetah-Fahrer kam nach einer frühen sowie einer späten Kollision nicht über den 15. Platz hinaus.

Herausforderer Lucas di Grassi gelang hingegen von Startplatz 14 eine wahre Aufholjagd, die den Audi-Piloten in einem teilweise chaotischen Rennen bis auf den fünften Platz nach vorne führte.

Vor dem letzten Rennen am Sonntag (ab 22:00 Uhr bei Eurosport und im ZDF-Livestream) führt Vergne die Meisterschaft weiter mit 130 Punkten an. Di Grassi belegt mit 108 Zählern den zweiten Platz. Auch Rennsieger Sebastien Buemi (104) und Mitch Evans (105) dürfen weiter vom Titel träumen.

Großer Jubel vor allem bei Pole-Setter Buemi, dessen letzter Sieg in der Formel E rund zwei Jahre (Berlin 2017) zurücklag. Für Nissan, das in dieser Saison mit einem innovativen Doppel-Motor für Aufruhr sorgte, war es gleichzeitig der erste Sieg in der Formel E.

"Ich habe oft Rennen angeführt und jedes Mal ist etwas passiert. Es ist toll, endlich mal wieder gewonnen zu haben. Das Safety Car hat mir geholfen. Wenn man realistisch ist, wird es hart mit der Meisterschaft. Aber wer weiß? Es ist alles offen und wir schauen, was wir erreichen können."

Dahinter gelang Mitch Evans ein fehlerfreies Rennen, für das er mit seinem dritten Podestplatz in der Saison 2018/19 belohnt wurde. Der Jaguar-Pilot hatte das Rennen vom 13. Startplatz aufgenommen. "Wir brauchen morgen die Extra-Punkte aus der Superpole, das würde helfen", sagte Evans. "Wir kämpfen auf jeden Fall bis zum Ende."

Nach einer Durstphase von sieben podestlosen Rennen schaffte es auch Antonio Felix da Costa wieder einmal unter die Top-3. Der BMW-Pilot hielt sich aus allen Kollisionen um ihn herum heraus und komplettierte das Podium beim zwölften Rennen der Saison.

"Ich bin von Platz acht gestartet und habe direkt ein paar Plätze verloren", sagte der frühere DTM-Fahrer. "Ich bekam einen Schlag von hinten und hatte einen Schaden am Auto. Es war schwierig zu fahren, aber ich konnte Energie sparen und sie später nutzen. Ein großer Dank an meinen Teamkollegen Alex Sims, der mich vorbeigelassen hat, damit ich meine Titelchancen wahren konnte."

Mit Alexander Sims fuhr neben Felix da Costa auch der zweite BMW in die Top-4. Di Grassi und Teamkollege Daniel Abt, dessen Vertrag bei Audi zu Beginn der Woche verlängert wurde, belegten die Plätze fünf und sechs. Pascal Wehrlein wurde Siebter, Andre Lotterer landete nach einem schwierigen Rennen auf P17 und Max Günther sah nach einer Kollision kurz vor Rennende die Zielflagge nicht.

Formel E in New York: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Sebastien Buemi erzielte mit einem großen Vorsprung von vier Zehntelsekunden seine dritte Pole Position in der laufenden Saison. Hinter dem Nissan-Piloten fuhren Pascal Wehrlein, Alex Lynn und Daniel Abt auf die Startplätze zwei bis vier. Titelanwärter Jean-Eric Vergne kam nicht über den zehnten Platz hinaus. Herausforderer Lucas di Grassi, ebenfalls in Quali-Gruppe 1 gestartet, musste sich gar mit der 14. Position begnügen.

Der Start: Sebastien Buemi verteidigte seine Pole Position problemlos, weil direkt dahinter Pascal Wehrlein in Schwierigkeiten geriet. Der Mahindra-Fahrer kam nicht gut vom Fleck und wurde innerhalb kurzer Zeit bis auf den fünften Platz durchgereicht. Alex Lynn, Alex Sims und Daniel Abt folgten Buemi durch die ersten Kurven. Weil sich der Nissan-Pilot nicht absetzen konnte, hing ihm in den ersten Runden das Verfolger-Trio im Heck. Max Günther gelang von Platz elf ein guter Start, der Dragon-Rookie verbesserte sich zwischenzeitlich bis auf die sechste Position.

Die Zwischenfälle: Im Startgetümmel des hinteren Mittelfeldes wurde es wild: Sam Bird erwischte den Dragon von Jose Maria Lopez am Heck. Dafür kassierte er eine 10-Sekunden-Zeitstrafe. Durch den daraus entstandenen Stau lief Andre Lotterer auf seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne auf und erwischte ihn am Heck! Vergne musste sich in der Box eine neue Frontpartie abholen und fiel mit einer Runde Rückstand ans Ende des Feldes zurück. Auch Lotterer musste seinen arg beschädigten Techeetah in der Box reparieren lassen.

In Runde 28 kollidierten Edo Mortara und Oliver Rowland im dicht gedrängten Mittelfeld, wobei der Venturi-Bolide einigen Schaden davontrug. Mortara hatte zuvor Max Günther aus dem Weg geräumt, wodurch der Deutsche genau wie Rowland viele Plätze verlor und bis nach hinten durchgereicht wurde. Von der Rangelei profitierte di Grassi, seine Aufholjagd führte ihn bis auf den sechsten Platz nach vorne.

In der vorletzten Runde schepperte es dann noch einmal richtig: Vergne und Teamkollege Lotterer, Massa und Rowland rasselten aneinander. Das Quartett konnte die Fahrt mit einigen Schäden an den Autos fortsetzen, doch Vergne verlor seinen zehnten Platz und damit einen Meisterschaftspunkt.

Die Ausfälle: Tom Dillmann markierte den ersten Ausfall im Rennen. Der NIO-Pilot musste seinen Rennwagen in der zweiten Runde mit einem Problem abstellen. In der 16. Runde verabschiedete sich Robin Frijns (Virgin) als zweiter Fahrer vorzeitig aus dem Rennen.

Jaguar-Horror in Runde 19: Alex Lynn wurde auf Platz zwei hinter Buemi liegend plötzlich ganz langsam und fiel zurück. Ein technisches Problem kostete den Briten ein mögliches Podium. Nach wenigen Kurven wurde er von seinem Team angehalten, den Wagen an einer geeigneten Stelle auf der Strecke zu parken. Die Rennleitung entschied sich, das Safety Car auf die Strecke zu schicken.

Der Re-Start zur 23. Runde: Buemi gelang nach der Freigabe des Rennens ein guter Start vor Alex Sims. Hinter dem BMW-Fahrer ging es rund: Daniel Abt aktivierte von Platz drei seinen zweiten Attack Mode, um nach vorne anzugreifen. Stattdessen geriet er in ein Gerangel und wurde innerhalb kurzer Zeit vom dritten bis auf den neunten Platz durchgereicht. Die Top-8 danach: Buemi, Sims, Evans, Felix da Costa, Bird, Wehrlein, Günther, di Grassi.