Die Formel E geht auf Europa-Tournee. Am kommenden Wochenende gastiert die Elektro-Rennserie in Rom (Samstag, 16:00 Uhr live bei Eurosport und ZDF). Die große Frage: Gibt es den siebten unterschiedlichen Sieger im siebten Rennen?

Die fünfte Saison der Formel E könnte bislang kaum abwechslungsreicher sein. Sechs unterschiedliche Pole-Setter und sechs unterschiedliche Sieger versprechen einen packenden Kampf um die Meisterschaft, der in jede Richtung ausschlagen könnte. Ein klarer Favorit hat sich in der ersten Saisonhälfte noch nicht herauskristallisiert.

Vor dem Rom ePrix führt Antonio Felix da Costa von Neueinsteiger BMW die Gesamtwertung an. Der Portugiese gewann den Saisonauftakt in Saudi-Arabien und fuhr auch in Mexiko sowie zuletzt Sanya auf das Podium. Dem gegenüber stehen zwei Ausfälle, darunter der Crash mit BMW-Teamkollege Alexander Sims in Marrakesch.

Felix da Costa übernahm durch das Sanya-Podium wieder die Führung in der Meisterschaft. Der frühere DTM-Pilot belegt den ersten Platz mit 62 Punkten - einen Zähler vor dem Zweitplatzierten Jerome D'Ambrosio. Der Mahindra-Pilot war mit einem Podestplatz in Saudi-Arabien und dem Sieg in Marrakesch stark in die Saison gestartet, tat sich zuletzt aber etwas schwerer.

Formel E 2018/19: Die bisherigen Sieger

RennenSiegerPole-Setter
Saudi-ArabienFelix da CostaFelix da Costa
MarrakeschD'AmbrosioBird
SantiagoBirdBuemi
MexikoDi GrassiWehrlein
HongkongMortaraVandoorne
SanyaVergneRowland

"Wir wissen, dass es an der Spitze sehr eng zugeht", sagt D'Ambrosio. "Aber es ist besser, da vorne mitzukämpfen als irgendwo hinten herumzufahren." Zustimmung von Teamkollege Psacal Wehrlein, der mit 36 Punkten den zehnten Platz in der Meisterschaft belegt: "Der Wettbewerb ist riesig in der Formel E. Aber schauen wir mal, ob ich der siebte Sieger werden kann."

Wie eng es wirklich in der E-Serie zugeht, stellte zuletzt Jean-Eric Vergne unter Beweis. Der amtierende Champion katapultierte sich mit seinem Sanya-Sieg vom elften bis auf den dritten Platz im Gesamt-Klassement! Mit 54 Punkten befindet sich der DS Techeetah-Star und Teamkollege von Andre Lotterer (P9 mit 41 Punkten) in Schlagdistanz zur Spitzenfraktion.

Aufatmen war angesagt, nachdem Vergne zuvor in drei Rennen in Folge punktelos geblieben war. Nicht selten schob der Franzose Frust und beschwerte sich - teilweise zu Recht - über die extrem harte Gangart in der Formel E. "Im Rennsport geht es nicht nur ums Physische", sagt Vergne. "Das Mentale spielt auch eine Rolle. Und es ist harte Arbeit, die Mentalität aufrechtzuerhalten, wenn die Resultate nicht stimmen."

Davon kann Sam Bird, der punktgleich mit Vergne den dritten Platz belegt, ein Liedchen zwitschern. Der Virgin-Pilot hatte nach den ersten drei Rennen die Gesamtwertung angeführt, strauchelte jedoch zuletzt. Im Verlauf der letzten drei Rennen in Mexiko, Hongkong und Sanya sammelte Bird nur insgesamt elf Punkte. Vor allem der Hongkong-Crash mit Lotterer beim Kampf um den Sieg war ein Rückschlag für einen der erfolgreichsten Fahrer in der Geschichte der Formel E.

Formel E 2018/19: Der Meisterschaftsstand

FahrerTeamPunkte
Felix da CostaBMW62
D'AmbrosioMahindra61
VergneTecheetah54
BirdVirgin54
Di GrassiAudi52
MortaraVenturi52
AbtAudi44
FrijnsVirgin43
LottererTecheetah41
WehrleinMahindra36

Genau andersherum lief es unterdessen für Lucas di Grassi. Der Meisterschafts-Fünfte (52 Punkte) erlebte wie schon im Vorjahr keinen einfachen Start in die Saison, rappelte sich zuletzt aber auf. Als Wendepunkt gilt sein sensationeller Sieg in letzter Sekunde beim Mexiko ePrix vor Pascal Wehrlein. Di Grassi ließ einen weiteren Podestplatz in Hongkong folgen, bevor er anschließend in Sanya spät aus dem Rennen befördert wurde.

Teamkollege Daniel Abt erzielte bislang erst einen Podestplatz in der laufenden Saison, ist neben Jaguar-Pilot Mitch Evans aber der einzige Fahrer im Feld, der in allen sechs Rennen in die Punkteränge fuhr. Diese Konstanz führt zu Platz sieben in der Meisterschaft und 18 Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Felix da Costa. "Die Meisterschaft nimmt jetzt Fahrt auf und wird richtig spannend", sagt Abt. "Wir haben uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet und wollen jetzt darauf aufbauen."

Apropos Evans: Der 24-Jährige, der nach dem Abschied von Nelson Piquet mit Alex Lynn einen neuen Teamkollegen erhält, kann sich ebenfalls Chancen auf die Meisterschaftsführung ausrechnen - und das als aktuell Elftplatzierter! Die ersten elf Fahrer könnten theoretisch Rom als Tabellenführer verlassen - spannender geht es kaum.