Update: Sam Bird verliert den Sieg in Hongkong wegen einer 5-Sekunden-Zeitstrafe nachträglich an Edoardo Mortara. Audi-Pilot Lucas di Grassi rückt auf den zweiten Platz auf, Robin Frijns vom Audi-Kundenteam Virgin ist neuer Dritter.

Sam Bird sichert sich nach einem kontroversen Schlussduell mit Andre Lotterer den Sieg beim Hongkong ePrix 2019. Der Virgin-Pilot geht damit als Sieger des 50. Rennens der Formel E in die Geschichtsbücher ein. Bird musste allerdings um seinen zweiten Saisonsieg zittern: Die Rennleitung untersuchte die Kollision mit Lotterer in der vorletzten Runde, die den Deutschen den möglichen Sieg kostete.

"Ich habe versucht, innen vorbei zu fahren", erklärte Bird. "An dieser Stelle ist es ziemlich rutschig. Da haben wir uns ein bisschen berührt. Schade." Während Bird auf dem Podium jubeln durfte, fiel Lotterer bis ans Ende des Feldes zurück. Dadurch rückte Edoardo Mortara auf den zweiten Platz vor und bescherte Venturi den zweiten Podestplatz in Folge.

Lucas di Grassi komplettierte das Podest als Dritter. Der Audi-Star fuhr nach dem Sieg beim vorangegangenen Rennen in Mexiko zum zweiten Mal in Folge auf das Podium. Di Grassi erzielte in den bisherigen 50 Rennen insgesamt 29 Podiumsplatzierungen - die meisten aller Fahrer in der Geschichte der Formel E.

Robin Frijns vom Audi-Kundenteam Virgin und Audi-Werksfahrer Daniel Abt überquerten die Ziellinie auf den Plätzen vier und fünf. "Ein total verrückter Anfang, es ging drunter und drüber", sagte Abt. "Es war wichtig, sich da rauszuhalten aus dem ganzen Wahnsinn. Am Ende haben wir sieben Plätze gutgemacht, das ist eine starke Leistung. Als Team haben wir heute viele Punkte geholt - und wir geben weiter Gas!"

Der frühere Formel-1-Fahrer Felipe Massa wurde Sechster und bestätigte damit den Aufwärtstrend von Monaco-Rennstall Venturi, der von Susie Wolff geführt wird.

Das Rennen war geprägt von zahlreichen Ausfällen. Acht der 22 Fahrer sahen die Ziellinie auf dem Kurs im Hafengebiet nicht. Einen bitteren Tag erlebten die Mahindra-Fahrer Pascal Wehrlein und Jerome D'Ambrosio, die in der Startphase mit Dragon-Pilot Felipe Nasr kollidierten und frühzeitig ausfielen. Damit sah Wehrlein zum zweiten Mal in vier Rennen die Zielflagge nicht.

Nach der Dreifach-Kollision wurde das Rennen mit roten Flaggen abgebrochen. Nach einer Pause von 15 Minuten nahmen die verbliebenen Fahrer das Rennen hinter dem Safety Car wieder auf. Auch danach kam es zu einigen Ausfällen. Pole-Setter Stoffel Vandoorne fiel zur Rennmitte wegen eines technischen Problems aus und auch BMW-Pilot Alexander Sims musste seinen Boliden vorzeitig abstellen.

Sieben Minuten vor Schluss fiel der von Platz zwei gestartete Oliver Rowland aus und sorgte damit für einen Komplettausfall des Nissan-Werksteams; wenig zuvor musste auch Teamkollege Sebastien Buemi sein Fahrzeug an der Box abstellen. Ein weiteres enttäuschendes Ergebnis für den Formel-E-Neueinsteiger.

So lief der Hongkong ePrix 2019

Die Startaufstellung: Stoffel Vandoorne sicherte sich im regnerischen Qualifying seine erste Pole Position in der Formel E sowie die erste für HWA. Damit erzielte der Neueinsteiger aus Affalterbach gleichzeitig seine ersten Punkte in der Elektro-Rennserie. Nissan-Rookie Oliver Rowland startete ebenfalls aus der ersten Reihe. Edo Mortara (Venturi) als Drittplatzierter wurde um drei Plätze strafversetzt, weil er unter roten Flaggen zu schnell gefahren war. Dadurch rückten Andre Lotterer (Techeetah), Gary Paffett (HWA) und Lucas di Grassi (Audi) auf die Startplätze drei bis fünf vor. Ein Debakel erlebte Mahindra: Pascal Wehrlein und Titelanwärter Jerome D'Ambrosio mussten das Rennen aus der letzten Reihe in Angriff nehmen. Beide fielen den wechselhaften Bedingungen im Qualifying zum Opfer.

Der Start: Stoffel Vandoorne musste die Pole kurz nach dem Start an Oliver Rowland hergeben. Einen Bombenstart erwischte Sam Bird, der sich innerhalb der ersten Runde vom siebten auf den zweiten Platz verbesserte. Andre Lotterer, Gary Paffett und Edo Mortara belegten nach der ersten Runde die Plätze vier bis sechs. Daniel Abt machte in den ersten Runden zwei Positionen gut und belegte P10.

Der Re-Start: Nach dem dreifachen Ausfall von Felipe Nasr und dem Mahindra-Duo Pascal Wehrlein und Jerome D'Ambrosio wurde für 15 Minuten mit roten Flaggen unterbrochen. Mit einer Restdauer von 37 Minuten wurde das Rennen hinter dem Safety Car erneut aufgenommen. Nach der Freigabe blieb Rowland zunächst vor Bird in Führung. Direkt dahinter schnappte sich Lotterer Vordermann Vandoorne und übernahm die dritte Position. Wenig später fiel Rowland bis auf den zehnten Platz zurück, während Lotterer Bird kassierte und die Führung übernahm.

Der Fanboost: Die üblichen Verdächtigen erhielten den Fanboost für den Hongkong ePrix: Stoffel Vandoorne, Sebastien Buemi, Daniel Abt, Antonio Felix da Costa und Pascal Wehrlein, der zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits ausgeschieden war.

Die Ausfälle: Für Jaguar-Pilot Nelson Piquet war das Rennen wegen eines Aufhängungsschadens schon nach wenigen Kurven beendet. Felipe Nasr sorgte für in der Startphase für einen Dreifach-Ausfall: Der Dragon-Pilot verbremste sich und knallte in die Mauer. Die nachfolgenden Mahindra-Piloten Jerome D'Ambrosio und Pascal Wehrlein konnten nicht ausweichen und rammten den Boliden des Brasilianers. Das frühe Aus für alle drei Fahrer, für Wehrlein war es der zweite vorzeitige Ausfall in seinem vierten Rennen. Der Unfall sorgte für eine Safety-Car-Phase und wenig später eine Unterbrechung mit roten Flaggen. Alle Autos kehrten anschließend zurück in die Boxengasse.

D'Ambrosio forderte wenig später eine Strafe für Nasr respektive dessen Dragon-Team: "Das ist lächerlich! Sie sollten für das nächste Rennen bestraft werden. Schwach von ihm und dem Team, nicht früher an die Box zu kommen." D'Ambrosio vermutete, dass Nasr bereits vor seinem Einschlag ein Problem mit dem Auto hatte.

Alexander Sims erwischte nach dem Re-Start die Mauer mit dem Heck seines BMW und musste aufgeben - die nächste Nullrunde für den Briten. Wenig später stellte auch Sebastien Buemi seinen Nissan in der Box ab. Und als ob das nicht schon genug wäre, war nur wenige Minuten später auch für Pole-Setter Stoffel Vandoorne Schluss. Der HWA-Fahrer blieb mit einem technischen Problem auf der Strecke stehen und löste damit die zweite Safety-Car-Phase des Rennens aus.

Knapp sieben Minuten vor Schluss ging es für Oliver Rowland ebenfalls nicht weiter - und das Safety Car rückte zum dritten Mal im 45-minütigen Rennen aus.