Was für ein Drama beim zweiten Saisonrennen der Formel E in Marrakesch! BMW warf einen fast sicheren Doppelsieg kurz vor Schluss weg, sodass Jerome D'Ambrosio als lachender Dritter den Sieg erbte. Verrückte Situation: Nachdem Auftakt-Sieger Antonio Felix Da Costa das Rennen lange Zeit vor seinem BMW-Teamkollegen Alexander Sims angeführt hatte, kollidierten die beiden Fahrer zehn Minuten vor Schluss. Der frühere DTM-Pilot Felix da Costa konnte das Rennen nicht fortsetzen, Sims rettete zumindest Platz vier ins Ziel.

Von der BMW-Kollision profitierten die beiden Virgin-Piloten Robin Frijns und Pole-Setter Sam Bird, die das Podest neben Sieger D'Ambrosio komplettierten. Der Mahindra-Neuzugang feierte seinen dritten Sieg in der Formel E sowie den zweiten Podestplatz in der laufenden Saison. D'Ambrosio hatte das Rennen vom zehnten Startplatz aufgenommen, hielt sich aber geschickt aus zahlreichen Kollisionen im vorderen Feld raus.

In Folge des BMW-Crashs schickte die Rennleitung das Safety Car kurz vor Schluss auf die Strecke. Das Rennen wurde anschließend für eine letzte Runde noch einmal freigegeben. D'Ambrosio verteidigte sich mit aller Kraft gegen seine beiden Virgin-Verfolger und überquerte die Ziellinie als Erster.

Hinter Frijns, Bird und Sims eroberte Jean-Eric Vergne den fünften Platz. Der amtierende Champion hatte das Rennen von P2 aufgenommen, war nach einem frühen Dreher in der Startphase aber weit zurückgefallen. Aus dem hinteren Feld kämpfte sich der Techeetah-Pilot zurück nach vorne und holte den fünften Platz direkt vor seinem Teamkollegen Andre Lotterer. Lucas di Grassi und Sebastien Buemi komplettierten die Top-8. Daniel Abt heimste als Zehnter den letzten Punkt ein. Maximilian Günther verbesserte sich in seinem zweiten Formel-E-Rennen vom 21. bis auf den 12. Platz.

Wilder Start zum zweiten Rennen der Formel-E-Saison, Foto: LAT Images
Wilder Start zum zweiten Rennen der Formel-E-Saison, Foto: LAT Images

Wehrlein im Pech

Ein bitteres Debüt in der Formel E erlebte Pascal Wehrlein. Der Mahindra-Rookie fiel nach einer frühen Kollision mit di Grassi schon in der ersten Runde aus. Wehrlein war sichtlich angefressen, nachdem er sein Auto hatte abstellen müssen. Kein Wunder, hatte sich der 24-Jährige zuvor auf Platz sieben und damit als bester Deutscher für das Rennen qualifiziert.

HWA-Duo schießt sich gegenseitig ab

Für Neueinsteiger-Team HWA gab es erneut nichts zu holen. In Marrakesch hätte es kaum schlechter für das Team aus Affalterbach laufen können. Vor den Augen von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff (feiert heute seinen 47. Geburtstag) kollidierten Stoffel Vandoorne und Teamkollege Gary Paffett in der Startphase und fielen beide frühzeitig aus. HWA muss weiter auf seine ersten Punkte in der Formel E warten.

Zum dritten Rennen der Saison 2018/19 gastiert die Formel E am 26. Januar in Santiago de Chile.

Die Meisterschaft: Jerome D'Ambrosio übernimmt mit dem Sieg in Marrakesch und zuvor Platz drei in Saudi-Arabien die Führung in der Gesamtwertung. Der frühere Formel-1-Pilot hat nun 40 Punkte auf dem Konto. Auftaktsieger Antonio Felix da Costa fällt mit 28 Punkten auf den zweiten Platz zurück. Der amtierende Meister Jean-Eric Vergne belegt den geteilten zweiten Platz ebenfalls mit 28 Zählern auf dem Konto.

Die Startaufstellung: Sam Bird sicherte sich überraschend die fünfte Pole Position seiner Formel-E-Karriere - obwohl der Virgin-Pilot kurz zuvor einen Schaden in Folge eines Dreifach-Crashs in der Boxengasse erlitten hatte. Der amtierende Champion Jean-Eric Vergne komplettierte die erste Startreihe und stellte die Stärke des Techeetah-Autos erneut unter Beweis. Riad-Sieger Antonio Felix da Costa verlor seinen dritten Startplatz und fiel auf P6 zurück, weil er im Qualifying zu viel Energie verbraucht hatte. Pascal Wehrlein erzielte bei seinem Debüt in der Formel E den siebten Startplatz, während sich die weiteren Deutschen allesamt schwer taten.

Der Start: Chaos beim Start! Jean-Eric Vergne drehte sich in der ersten Kurve beim Versuch, die Führung von Sam Bird zu übernehmen. Dadurch fiel der Franzose weit zurück, ebenso wie der Drittplatzierte Sebastien Buemi, der über die Außenseite Vergne ausweichen musste und dadurch viele Positionen verlor. Davon profitierte das BMW-Duo Sims/Felix Da Costa, das die Plätze zwei und drei übernahm. Einen wahnsinnigen Start erwischte Lucas di Grassi, der sich vom elften auf den sechsten Platz verbesserte. Pascal Wehrlein musste nach Start von P7 schon nach der ersten Runde die Boxengasse ansteuern und sein beschädigtes Auto abstellen. Der Formel-E-Rookie war zuvor mit di Grassi kollidiert. Im hinteren Feld rasselten die beiden HWA-Piloten Paffett und Vandoorne aneinander, beide mussten in der Folge aufgeben.

Der Fanboost: Seit dieser Saison erhalten 5 statt wie bisher 3 Fahrer den Fanboost. In Marrakesch durften sich Stoffel Vandoorne, Antonio Felix da Costa, Felipe Massa, Sebastien Buemi und Pascal Wehrlein über die zusätzliche Leistung, die ab der 22. Rennminute genutzt werden darf, freuen. Wehrlein und Vandoorne, der den Fanboost zum zweiten Mal nach Riad erhielt, war zu diesem Zeitpunkt allerdings schon ausgefallen.

Der Attack Mode: Eine halbe Stunde vor dem Rennstart gab die FIA die genauen Details zum Einsatz des Attack Mode in Marrakesch bekannt: Jeder Fahrer muss den Power-Boost zweimal im Rennen einsetzen, die zusätzliche Leistung von 225 statt 200 kW steht jeweils für 240 Sekunden zur Verfügung. Die Aktivierungszone in Marrakesch liegt auf der Außenseite der schnellen Linkskurve Turn 3. Maximilian Günther nutzte den Attack Mode als erster Fahrer in Runde 8 und verbesserte sich innerhalb kurzer Zeit um vier Positionen bis auf Platz 14. Zahlreiche Fahrer nutzten den Zusatz-Boost in der ersten Rennhälfte und konnten durchweg Plätze gewinnen.

Die Ausfälle: Das Start-Chaos forderte einige Opfer. Zunächst musste Pascal Wehrlein seinen Mahindra nach Runde 1 abstellen, weil er einen Treffer abbekommen hatte. Bitter, nachdem er sich bei seinem ersten Rennen in der Formel E für den siebten Startplatz qualifiziert hatte. Vor den Augen von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erlebte auch HWA einen Horror-Start: Gary Paffett und Stoffel Vandoorne kamen sich gegenseitig ins Gehege und fielen in Folge der Kollision in der ersten Runde aus.

Zehn Minuten vor Schluss kollidierte aus dem Nichts das Führungs-Duo Felix da Costa/Sims, wodurch der Portugiese ausfiel. Die Rennleitung schickte daraufhin das Safety Car auf die Strecke.