Mit Felipe Massa stößt zur kommenden Formel-E-Saison ein weiterer großer Name in der Motorsport-Szene in die junge Serie hinzu. Der elfmalige Formel-1-Sieger schließt sich dem Venturi-Rennstall aus seiner Wahlheimat Monaco an und trifft dort mit Teamchefin Susie Wolff auf eine Bekannte aus der F1. Massas Debüt in der Formel E wird mit großer Spannung erwartet, er gilt als neuer Superstar in der Elektro-Rennserie.

Rund um Massa schwingt die Frage mit: Braucht die Formel E heutzutage eigentlich noch bekannte Namen, um den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern? Das war eines der Rezepte bei der Premiere im Jahr 2014 gewesen: Fahrer wie Bruno Senna, Nelson Piquet oder Nico Prost sorgten allein wegen ihrer Nachnamen für größere mediale Aufmerksamkeit.

"Ich glaube nicht, dass man Formel 1-Fahrer in der Formel E braucht", glaubt Susie Wolff, die ab sofort das Venturi-Team mit Massa und einem noch zu bestätigenden Fahrer leitet. Die Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff weiter bei CNN: "Ich habe schon viel Respekt vor vielen großartigen Fahrern im Fahrerlager. Ich denke, sie haben zu Recht ihren Weg in die Formel E gefunden und sie eine Rennserie mit so viel Potenzial verwandelt."

Der Massa-Hype

Eine Meinung, die verständlicherweise die meisten Fahrer der Formel E unterstützen. Realistisch betrachtet, sorgt einer wie Massa aber für einen viel größeren Hype als etwa ein talentierter Nachwuchsfahrer. Wenn es sportlich dann aber nicht gut läuft, nimmt die Aufmerksamkeit meist auch recht schnell wieder ab.

Nick Heidfeld weiß, dass ein Fahrer mit erfolgreicher Formel-1-Vergangenheit einen speziellen Stellenwert in der Außenwirkung einer Rennserie genießt. Massas früherer Teamkollege bei Sauber zu Motorsport-Magazin.com: "Ich glaube schon, dass das noch sehr hilft. Felipe ist einer der beliebtesten Fahrer weltweit. Ich denke, dass es der Formel E mit Blick auf das Publikum gut tut und wir durch ihn noch ein paar mehr Zuschauer bekommen."

Verhaltenes Interesse aus der Formel 1

Die Formel E, in ihrer Anfangszeit noch sehr belächelt, hat sich inzwischen zu einer der gefragtesten Rennserien entwickelt. Rennfahrer wissen, dass sie in der aufstrebenden E-Serie gute Chancen auf eine erfolgreiche und nicht schlecht bezahlte Zukunft haben. Viele aktuelle Formel-E-Piloten werden immer wieder von Kollegen gebeten, sie doch einmal ins Gespräch zu bringen.

Das Interesse von Fahrern aus der Formel 1 hielt sich bislang jedoch stark in Grenzen. Kaum einer der Fahrer aus der Königsklasse liebäugelte öffentlich mit einem Job in der Formel E. Selbst Fahrer aus kleineren und wenig erfolgreichen Teams schauten sich lieber nach Alternativen um, um im Formel-1-Blickfeld zu bleiben. "Es könnte für Formel-1-Fahrer interessanter werden, sich diese Plattform anzuschauen", sagt Susie Wolff. "Aber wir brauchen hier nicht nur Formel-1-Piloten."

Massa: Jeder schaut, was ich mache

Massa selbst ist da schon einen Schritt weiter und glaubt, dass sein Eintritt in die Rennserie für neues Interesse seiner ehemaligen F1-Kollegen sorgen könnte. "Ich bin sicher, dass viele Fahrer aus anderen Serien jetzt gern in der Formel E fahren würden", so der Brasilianer. "Und jeder Fahrer in der Formel 1 schaut, was ich jetzt hier mache. Ich denke, dass sich das viele Fahrer in Zukunft vorstellen können. Aus unterschiedlichen Rennserien schauen die Leute jetzt schon, aber auch das Interesse aus der Formel 1 wird weiter wachsen."

Kann Massa im Herbst seiner Motorsport-Karriere noch für sportliche Highlights sorgen oder sieht er die Formel E mehr als angenehmen Ausklang seiner Karriere? Die Diskussionen dürften noch eine Weile anhalten.

Engel: Massa einer der Besten

Sein potenzieller Teamkollege und aktuelle Venturi-Fahrer Maro Engel zu Motorsport-Magazin.com: "Die Formel E ist nicht mehr auf Namen angewiesen, aber das ist auch nicht der Grund, warum Felipe in die Formel E kommt. Er war extrem erfolgreich in der Formel 1, ist nach wie vor einer der besten Fahrer der Welt und jetzt sucht er eine neue Herausforderung nach der Formel 1."

Im Formel-E-Fahrerfeld der Saison 2017/18 gibt es einige Piloten, die auf eine Karriere in der Formel 1 zurückblicken. Dazu gehören: Der neue Champion Jean-Eric Vergne (58 Grands Prix), Nick Heidfeld (183), Sebastien Buemi (55), Andre Lotterer (1), Lucas di Grassi (18), Nelson Piquet (28), Jerome D'Ambrosio (20) und Stephane Sarrazin (1). Beim Saisonstart in Hongkong mischte zudem einmalig Kamui Kobayashi (75) mit.