Absoluter Kracher beim Saisonfinale der Formel E in New York! Titelanwärter Jean-Eric Vergne muss vom letzten Startplatz ins Samstagsrennen (21:30 Uhr auf Eurosport) gehen. Dem Meisterschaftsführenden wurden noch während des Qualifyings sämtliche Rundenzeiten gestrichen, weil er zu viel Energie verbraucht hatte.

Ein riesengroßer Rückschlag für Vergne, der theoretisch im ersten von zwei Rennen in New York heute den Titelgewinn perfekt machen kann. Die Pole Position für das vorletzte Rennen der Saison ging an Sebastien Buemi (Renault) vor Mitch Evans (Jaguar) und Nico Prost (Renault).

Doppelt bitter: Vergne hatte in der Qualifying-Phase die schnellste Rundenzeit aller Fahrer erzielt und wäre locker in die abschließende Superpole eingezogen. Das gleiche Schicksal ereilte auch noch Vergnes Teamkollegen Andre Lotterer. Der Deutsche hatte zunächst die zweitschnellste Zeit erzielt, bis ihm von den Stewards wegen falsch eingesetzter Energie ebenfalls alle Zeiten gestrichen wurden.

"Wir sind total enttäuscht", sagte Techeetah-Teamchef Mark Preston. "Es sind nur ganz kleine Dinge gewesen, die uns rausgeschossen haben, aber so ist es eben. Wir hatten ein kleines Update aus Gründen der Zuverlässigkeit und das hat uns erwischt. Beide Jungs sind total enttäuscht."

Bird mit großen Problemen

Ein ganz kleiner Lichtblick für Vergne: Für Titel-Gegner Sam Bird lief das Qualifying ebenfalls komplett daneben. Der Virgin-Pilot musste wie Vergne in der ersten Quali-Gruppe starten, die wegen der Streckenverhältnisse häufig benachteiligt ist. Während Vergne eine Top-Rundenzeit gelang, hatte Bird fast sechs Zehntelsekunden Rückstand auf den Franzosen.

In der Qualifying-Phase wurde Bird bis auf den 14. Startplatz durchgereicht. "Wir mussten die Strecke für die anderen Jungs reinigen, die ist wirklich unheimlich schmutzig", sagte Bird. "Aber wenn du in der ersten Gruppe startest, musst du einfach den Staubsauger spielen."

Titel-Hoffnung für Audi

Von den beiden Strafen für Vergne und Lotterer könnte das Audi-Werksteam profitieren. Der erste deutsche Hersteller in der Formel E hat noch Chancen auf den Gewinn der Team-Meisterschaft. Passend dazu zog Daniel Abt in die abschließende Superpole ein und sicherte sich im Shoot-Out der schnellsten Fünf den fünften Startplatz.

Ob Lucas di Grassi seinen Teamkollegen Abt tatkräftig unterstützen kann? Der Brasilianer sorgte in der Gruppenphase für eine heikle Situation. Der Noch-Champion versuchte so spät wie möglich die Linie für seine schnelle Runde zu überqueren. Dabei ließ sich der Audi-Pilot reichlich Zeit, sodass die folgenden Fahrer es geradeso rechtzeitig zu ihrem Run schafften. Es klappte nicht: Di Grassi qualifizierte sich nur als Elfter.

"Das war ein verrücktes Qualifying", sagte Vergne, der in der gleichen Gruppe wie di Grassi antrat. "Ich bin eine Sekunde vor Ablauf der Zeit über die Linie gefahren. Das war ganz, ganz knapp. Meine Runde war nicht wirklich gut, der Dreck auf der Strecke ist einfach verrückt. Ich bin die ganze Zeit nur gerutscht."

Turvey im Krankenhaus

Gar nicht erst im Qualifying starten konnte Oliver Turvey. Der NIO-Pilot hatte sich während des 2. Trainings am Samstagmittag verletzt und musste mit einer gebrochenen Hand ins Krankenhaus eingeliefert werden. Ob Turvey im weiteren Verlauf des Wochenendes in New York eingreifen kann, ist unwahrscheinlich. NIO dürfte in diesem Fall einen Ersatzmann einsetzen.

Heute Titel-Entscheidung?

Heute Abend kann sich der Titelkampf in der Formel E theoretisch entscheiden. In der Fahrerwertung steht Vergne ganz oben mit 163 Punkten, Bird liegt mit 140 Punkten auf dem zweiten Platz. Der Abstand beträgt also 23 Punkte, weshalb Vergne 7 Punkte mehr als Bird benötigt, um am Samstag das Titelrennen für sich zu entscheiden.

Qualifying: Ergebnis der Gruppenphase

Gruppe 1Gruppe 2Gruppe 3Gruppe 4
Vergne, 1:13.890Lotterer, 1:13.927D'Ambrosio, 1:14.121Prost, 1:14.198
Buemi, 1:14.178Abt, 1:13.981Engel, 1:14.292Lopez, 1:14.244
Di Grassi, 1:14.325Evans, 1:14.050Heidfeld, 1:14.322Dillmann, 1:14.304
Bird, 1:14.484Piquet, 1:14.203Felix Da Costa, 1:14.382Filippi, 1:14.523
Rosenqvist, 1:14.825Turvey, nicht gefahrenLynn, 1:14.473Sarrazin, 1:26.036

So funktioniert das Qualifying in der Formel E

Die Fahrer werden anhand des Meisterschaftsstandes in vier unterschiedliche Gruppen mit jeweils fünf Fahrern gelost. Meist hat die beginnende Gruppe einen Nachteil, da sich die Streckenbedingungen im Verlauf des Qualifyings verbessern. Die fünf schnellsten Fahrer aus dem Quali ziehen in die Superpole ein. Hier darf jeder Fahrer eine schnelle Runde fahren, um sich eine bestmögliche Platzierung für das anschließende Rennen zu sichern. Der Rest des Feldes startet anhand der erzielten Rundenzeiten aus der Gruppenphase.