Die Formel E kehrt 2019 nach Monaco zurück. Bislang galt die Annahme, dass die Elektro-Rennserie zum ersten Mal die traditionelle Streckenvariante fahren wird, die auch die Formel 1 seit Anbeginn nutzt. Doch jetzt kommt es wohl anders. Wie FIA-Präsident Jean Todt gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärt, bleibt die Formel E weiter bei der bekannten Kurzanbindung in Monte Carlo.

Todt am Rande des Paris ePrix bei einer exklusiven Medienrunde im FIA-Hauptquartier auf die Frage von Motorsport-Magazin.com, ob er sich Sorgen wegen eines direkten Rundenzeiten-Vergleichs der Formel E mit der Formel 1 mache: "Hören Sie nicht auf Gerüchte, die sind sehr oft falsch. Es stimmt, dass darüber diskutiert wurde und im Moment haben wir zwei Optionen: das normale Streckenlayout oder eine andere Variante. Wie ich es heute verstehe, werde ich gegen den normalen Kurs sein."

Todt: Keine Vergleiche erwünscht

Todt spricht aus, was viele hinter vorgehaltener Hand denken: Die Formel E sollte einen direkten Vergleich mit der F1 vermeiden - neues Rennauto mit stärkerer Batterie und Wegfall des Autowechsels hin oder her. Todt: "Das Interesse der Meisterschaft ist, dass man sie nicht mit anderen Serien vergleichen kann. Die Formel E ist eine besondere und exklusive Meisterschaft."

Todt weiter über das voraussichtliche Aus des Vorhabens, mit der Formel E erstmals das komplette Monaco-Layout zu nutzen: "Wenn wir etwas machen, müssen wir rationale Gründe dafür haben. Und im Moment sehe ich keine Gründe, die mich darüber nachdenken lassen, dass wir auf der traditionellen Strecke fahren sollten."

Todt: Kann schwer sein, mich zu überzeugen

Ganz vom Tisch ist die Möglichkeit aber wohl noch nicht. Vor allem, weil Serienchef Alejandro Agag selbst die Neuigkeit in die Welt gesetzt hatte, dass die Formel E beim Monaco-Rennen 2019 die gesamte Strecke nutzen wird. "Ich bin ja hier, um mich überzeugen zu lassen", sagte Todt mit einem Grinsen im Gesicht. "Auch, wenn das manchmal etwas schwierig sein kann. Aber ich lasse es ja gern darauf ankommen..."

Zumindest in der Öffentlichkeit hatten sich einige Entscheider positiv darüber geäußert, mit der Formel E erstmals das F1-Layout in Monte Carlo zu nutzen. Es sei der richtige Schritt angesichts des neuen und leistungsstärkeren Generation-2-Autos, das ab der neuen Saison eine komplette Renndistanz durchhalten wird. Mit Monaco als prominentem Aufhänger werde der technologische Fortschritt der Serie deutlich sichtbar.

Die Sorge vor einem direkten Rundenzeitenvergleich mit der Formel 1 - es wäre das erste Mal in der Geschichte der Formel E - wurde meist abgewiesen mit dem Argument, dass man die Serien eben einfach nicht miteinander vergleichen dürfe. Dass genau solche Vergleiche trotz der sehr unterschiedlichen Anforderungen beider Serien trotzdem angestellt worden wären, dürfte den meisten allerdings auch klar gewesen sein.

Monaco kürzestes Rennen im Kalender

In den Jahren 2015 und 2017 nutzte die Formel E eine stark verkürzte Streckenvariante mit einer Länge von nur 1,765 Kilometern. Damit war Monaco stets der kürzeste Kurs im Kalender. Statt wie in der Formel 1 nach Sainte-Devote den Berg hoch in Richtung Massenet und Casino-Kurve zu fahren, bog die Formel E direkt runter in die Hafen-Passage ab und nutzte nach einer Spitzkehre erst ab der Tabac-Kurve wieder das F1-Layout.

Der Monaco ePrix wird als einziges Rennen im Formel-E-Kalender im Zwei-Jahres-Rhythmus ausgetragen. Das Rennen wechselt sich jährlich mit dem Grand Prix de Monaco Historique ab. In Monaco dürfen pro Jahr nur zwei Rennen ausgetragen werden. Neben der Konstante Formel 1 (seit 1955 jährlich im Kalender) wechseln sich Formel E und der Historische GP ab.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Die Formel E tut ausgesprochen gut daran, den direkten Rundenzeitenvergleich mit der Formel 1 auch in Zukunft zu vermeiden. Man kann noch so oft argumentieren, dass sich beide Serien in sämtlichen Belangen komplett voneinander unterscheiden. Das ist auch vollkommen korrekt, aber: Formelauto ist Formelauto, Monaco ist Monaco. Da wird eben auf die Zeiten geschaut, ganz normal im Motorsport. Dass die Formel E im Vergleich völlig chancenlos wäre, ist klar. An sich auch nicht schlimm, in der Formel E stehen andere Werte als die reine Performance im Vordergrund. Es braucht aber Zeit, bis diese Botschaft in den Köpfen angekommen ist. Und 20 Sekunden pro Runde eingeschenkt zu bekommen, wäre eine Steilvorlage für die noch zahlreichen Kritiker der Formel E in der Motorsportwelt. (Robert Seiwert)