Die Formel-E-Saison ist in vollem Gange, am kommenden Wochenende beginnt der Auftakt zur Europa-Tournee in Rom. Gleichzeitig geht der Blick in Richtung Zukunft, wenn die erste große Revolution der Elektro-Rennserie ansteht: das neue und doppelt so leistungsfähige Generation-2-Auto steht in den Startlöchern.

Anfang April fanden die ersten Testfahrten mit dem GEN2-Boliden im spanischen Monteblanco statt. Direkt nach dem Rom ePrix geht es weiter mit den nächsten Tests in Calafat vom 17. bis 19. April. Die erste Resonanz auf den neuen Rennwagen mit doppelt so starker Batterie fielen positiv aus, auch, wenn nicht allzu viele Informationen an die Öffentlichkeit drangen.

Einen genauen Einblick in die Performance des Generation-2-Autos liefert nun Lucas di Grassi bei Motorsport-Magazin.com. Der amtierende Champion der Formel E drehte einige Runden in Monteblanco. Beim nächsten Test in Calafat übernimmt Teamkollege Daniel Abt das Steuer des Audi e-tron FE05.

Was di Grassi auffiel - und ihm persönlich nicht ganz so sehr gefiel: Das GEN2-Auto nimmt den Fahrern dank der neuen Brake-by-Wire-Technologie einiges an Arbeit ab. "Dadurch wurde das Bremsen optimiert und man kann konstanter bremsen. Das Auto ist leichter zu fahren. Um ehrlich zu sein: Wenn das Auto besser zu fahren ist - wie es in der Formel 1 oder beim LMP1 der Fall ist, wo alle Systeme vom Computer kontrolliert werden - dann nimmt man dem Fahrer das Komplizierte ab."

Di Grassi weiter: "Natürlich ist das neue Auto besser, aber weil es schneller und vorsehbarer ist, werden viele Elemente für den Fahrer einfacher zu kontrollieren. Und ich persönlich hätte es gern, dass die Kontrolle zu 100 Prozent in der Hand des Fahrers liegt."

Formel E: Wir erklären das neue GEN2-Rennauto für 2019: (01:00 Min.)

Die aktuelle Generation der Formel-E-Autos ist eher ein Kompromiss und erinnert äußerlich an einen Formel-3-Boliden. Das GEN2-Auto hingegen wurde voll auf die Bedürfnisse der Elektro-Serie angepasst. "Die aktuellen Formel-E-Autos sind super-kompliziert zu fahren, weil der Fahrer über alles die Kontrolle hat", erklärt di Grassi. "Du musst die Bremsbalance während des gesamten Rennens manuell verändern und die Bremsen sind auch nicht optimiert. Du weißt eigentlich nie, was sie machen."

Das auffälligste Merkmal am neuen Auto ist neben dem Halo-Kopfschutz der fehlende Heckflügel. Stattdessen sorgt ein riesengroßer Diffusor am Heck für Abtrieb. Laut di Grassi habe sich von der Fahrweise her aber nicht sehr viel im Vergleich zum aktuellen Rennauto geändert.

"Reifen, Grip und Downforce sind ähnlich wie beim Vorgänger", sagt der Brasilianer. "Beim Test bin ich hinter anderen Autos gefahren, es fühlt sich ähnlich an wie aktuell. Weil die Autos eh nicht so viel Abtrieb haben, verliert man auch nicht so viel. Es ist vielleicht ein bisschen schlechter geworden, weil die neuen Autos etwas größer und breiter sind. Aber auf den Stadtkursen sind die Geschwindigkeiten relativ gering, sodass der Drag-Effekt nicht so groß ausfällt."

Das neue Auto ist mit 5.160mm immerhin 160mm länger als das derzeitige Fahrzeug. Gleichzeitig schrumpft es in der Breite um. Das GEN2-Auto ist 20mm tiefer, bekommt dafür aber den Halo-Sicherheitsschutz, der 2018 auch in der Formel 1 verpflichtend eingeführt wurde. Das neue Auto wiegt mit 900 Kilogramm zwar 20 Kilo mehr als der Vorgänger, dafür ist die neue und doppelt so starke Batterie auch 155 Kilo schwerer. Gewicht wird stattdessen am Chassis eingespart, damit das Auto nicht zu schwer wird.

Di Grassi: "Natürlich ist das neue Auto viel besser und auch die Bremsen sind viel besser. Es hat 25 Prozent mehr Power, obwohl das Gewicht mehr oder weniger gleich bleibt. Im Vergleich zum aktuellen Auto ist das neue in so ziemlich jedem Bereich eine echte Revolution." Ende Dezember 2018 feiert der GEN2-Bolide seine Rennpremiere beim Start in die neue Saison 2018/19.