Vieles hatte er sich vorgenommen für sein viertes Jahr in der Formel E. Um nichts weniger als die Meisterschaft wollte Nick Heidfeld in der Saison 2017/18 fahren, sagte, er sei motivierter als je zuvor - auch dank des schnellen Autos, mit dem Teamkollege Felix Rosenqvist im Vorjahr den dritten Gesamtplatz belegt hatte.

Der Start in die neue Saison mit seinem Mahindra-Rennstall verlief für Heidfeld tatsächlich hoffnungsvoll. Gleich beim Saisonauftakt im Dezember in Hongkong gehörte der frühere Formel-1-Fahrer zu den Schnellsten und erzielte auf Anhieb einen Podestplatz. Seinen ersten Sieg in der Formel E - und überhaupt seit einer gefühlten Ewigkeit im Motorsport - wollte er folgen lassen.

Knapp vier Monate später sieht die Angelegenheit etwas anders aus. "Das Auto hat schon wieder auf der Strecke angehalten. So gewinnt man keinen Blumentopf", sagte ein frustrierter Heidfeld in Uruguay nach seinem dritten vorzeitigen Ausfall in Folge. Es herrscht Ernüchterung nach sechs von zwölf Saisonrennen. Heidfeld ist Elfter mit 21 Punkten - genauso viele wie der amtierende Champion Lucas di Grassi, der in den ersten vier Runden keinen einzigen Punkt holte.

Heidfeld: Drei Ausfälle in Folge

"Wir sind jetzt schon dreimal in dieser Saison stehengeblieben", blickte Heidfeld auf die erste Saisonhälfte zurück. "Das macht es natürlich nicht einfacher." Zuletzt in Uruguay legte ein Systemfehler seinen Rennwagen schon in der zweiten Runde lahm und sorgte für den frühzeitigen Ausfall. Davor in Mexiko blieb er kurz nach dem Autowechsel zur Rennmitte mit einer defekten Wasserpumpe auf der Strecke liegen.

Zweimal erwischte es Heidfeld völlig unverschuldet, während er in Chile - dem Beginn seiner Nullrunden - früh mit Daniel Abt kollidierte. Die Berührung beendete das Rennen für beide deutschen Fahrer, Heidfeld entschuldigte sich kurz darauf beim Audi-Fahrer. Die Rennleitung sprach aufgrund der wilden Startphase auch keine Strafe gegen Heidfeld aus.

Die erste Saisonhälfte lief für Heidfeld alles andere als erwünscht, aber die Hoffnung hat er noch lange nicht aufgegeben. Der Grund: Teamkollege Felix Rosenqvist. Der Schwede zeigt, wie viel Potenzial im Mahindra-Auto steckt. Nach zwei Siegen und zwei Pole Positions belegt Rosenqvist den zweiten Platz in der Meisterschaft hinter Spitzenreiter Jean-Eric Vergne. Der Rückstand beträgt allerdings knackige 30 Punkte.

Rosenqvist & Heidfeld im Vergleich 2017/18

Hongkong 1Hongkong 2MarrakeschChileMexikoUruguay
FELIX ROSENQVIST
QualifyingP5P1P3P14P1P12
RennenP14P1P1P4AusfallP5
NICK HEIDFELD
QualifyingP3P10P18P15P8P17
RennenP3P16P7AusfallAusfallAusfall

Mahindra-Chef: Haben starkes Siegerauto

Auch Rosenqvist kam bislang nicht schadlos durch die Saison: In Mexiko fiel er in Führung liegend wegen eines Batterie-Defekts aus und ermöglichte auch dadurch Daniel Abt den späteren Sieg. Den ersten eines deutschen Fahrers in der Geschichte der Formel E.

Technische Probleme haben Mahindra in der laufenden Saison schon einige Punkte gekostet. Da es dem indischen Rennstall mit Fabrik im britischen Banbury aber wieder einmal gelungen ist, ein schnelles Auto auf die Beine zu stellen, hielt sich der Schaden - zumindest aus Teamsicht - in Grenzen. "Wir haben ein starkes Siegerauto und konstante dreieinhalb Monate", fand Teamchef Dilbagh Gill. "So sind wir für die zweite Saisonhälfte gut aufgestellt."

Was fehlt, ist ein wenig mehr Glück auf Heidfelds Seite der Garage. Jeder in der Formel E traut dem 40-Jährigen seit langer Zeit einen Sieg zu - und das Auto dafür hat er in dieser Saison erneut. "Unser Auto hat eine gute Pace und ich glaube, dass wir gute Chancen haben", sagte Heidfeld. "Das ist jetzt eine gute Herausforderung für uns. Unser Auto ist stark genug, um das zu erreichen."

Nick Heidfelds Bilanz in der Formel E

Rennen38
Podestplätze8 (8x P3)
Siege0
Beste Startposition3 (3 Mal)
Schnellste Runden1
Punkte193
Runden gefahren1341
Runden geführt12

Heidfeld: Zweimal im Qualifying gepatzt

Es war allerdings nicht nur Pech, das Heidfeld in dieser Saison zurückwarf. In den Qualifyings in Marrakesch und zuletzt in Punta del Este verunfallte er auf seiner schnellen Runde und musste jeweils von weit hinten starten. Quali-Unfälle sind keine Seltenheit auf den engen und holprigen Stadtkursen - wer um die Meisterschaft kämpfen will, in der angesichts des engen Feldes die Konstanz ein extrem wichtiger Faktor ist - darf sich derlei Missgeschicke aber nicht zu oft erlauben.

Sechs Rennen bleiben Heidfeld noch Zeit, um in der letzten Saison mit den bisherigen Rennautos die Wende zu schaffen. Rom, Paris, Berlin, Zürich und New York - gute Pflaster für Heidfeld. In der vergangenen Saison sammelte er in Paris, Berlin und New York drei seiner insgesamt acht Podestplätze in der Formel E.