Formel E und Formel 1 - beide Serien versuchen sich größtenteils aus dem Weg zu gehen. Doch immer wieder kommt es zu Schnittpunkten und damit Potenzial für Reibereien. Etwa bei der Frage, ob die Elektro-Serie der Königsklasse in Zukunft den Rang ablaufen kann. Oder, ob die Formel E im Vergleich zur Formel 1 überhaupt ernstzunehmender Motorsport ist.

Kann man beide Serien überhaupt vergleichen? Auf der einen Seite die Formel E als aufstrebende Plattform, um neue Technologien zu vermarkten und diesen Gedanken mitten in die Metropolen zu bringen. Auf der anderen Seite das Spektakel Formel 1, dessen Ziel es ist, die schnellsten und am höchsten entwickelten Autos gegeneinander Rennen zu fahren.

Sticheleien zwischen Formel E und Formel 1

Beides ist grundsätzlich Motorsport, aber die Konzepte dahinter könnten kaum unterschiedlicher sein. Kein Wunder, dass es bei Überschneidungen und Vergleichen immer wieder zu gegenseitigen Sticheleien kommt. Etwa rund um die ausufernde Debatte über die Abschaffung der Grid Girls, als die Formel E die Formel 1 sarkastisch im 21. Jahrhundert willkommen hieß - und dabei selbst weiter junge Damen in der Startaufstellung präsentiert...

Gleichzeitig versuchten Formel-1-Verantwortliche mehrfach, der Formel E ihren Rang als ernstzunehmender Motorsport abzusprechen. Die Serie sei mehr Straßenparty als Sportevent, sagte Liberty-Boss Chase Carey erst kürzlich, und fügte an: "Die Königsklasse ist und bleibt die Formel 1."

Bitte nicht vergleichen

Vielleicht sollten sich alle Verantwortlichen auf Anfänge der Formel E besinnen, in denen Vergleiche mit der Formel 1 tunlichst vermieden wurden. Meint auch Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Ich möchte beide Serien nicht miteinander vergleichen", sagt er zu Motorsport-Magazin.com. "So etwas brauchen wir auch nicht. Die Formel E kann parallel zur Formel 1 existieren, ohne, dass man sich gegenseitig weh tut. Das ist auch nichts, wo ich mit der Formel E drauf hinzielen wollen würde."

Stattdessen pocht Gass, der sich mit Audi als erster deutscher Hersteller werksseitig in der Formel E engagiert, darauf, die unterschiedlichen Plattformen zu akzeptieren. Der frühere Formel-1-Ingenieur: "Es kommt vielmehr darauf an, die Begeisterung für das Event Formel E zu wecken als zu versuchen, Traditionalisten davon zu überzeugen, dass die Formel E jetzt auf einmal das Richtige sein soll. Beides kann durchaus nebeneinander existieren."

Wie sieht die Zukunft aus?

Die Frage ist: wie lange noch und in welcher Form? Die fortschreitende Entwicklung elektrischer Antriebe im Straßenverkehr veranlasst die Hersteller zum Umdenken. Auch darauf ist der extreme Boom rund um die junge Formel E zurückzuführen. Nach Audi werden sich mit BMW, Mercedes und Porsche drei weitere deutsche Autobauer in den kommenden Jahren in der Formel E engagieren.

Der Trend hin zu alternativen Energiequellen muss laut Gass aber nicht der Ende der Formel 1 oder anderer Rennserien mit Verbrennungsmotor bedeuten. "Jemand hat mir mal etwas sehr Schönes gesagt und daran glaube ich auch: die Analogie zum Pferd", holte Gass aus. "Vor gut hundert Jahren waren die Pferdekutschen das Transportmittel auf den Straßen. Irgendwann kam dann das Automobil, aber Pferderennen gibt's heute noch. Das ist halt Sport."

Gass weiter mit Blick auf die Hersteller-Engagements in der Welt des Motorsports: "Ich glaube, dass eine sehr große Möglichkeit besteht, dass es beim Automobilsport ähnlich sein wird. Dass der große Sport mit den Werken in der Elektromobilität stattfindet, traditioneller Motorsport aber weiter betrieben wird, in welcher Form auch immer. Gerade die Formel 1 hat viele Jahre lang mehr oder weniger unabhängig von Herstellern existiert. Warum sollte es das nicht in gleicher Form weiterhin geben?"