Dramatische Premiere der Formel E in Chile! Beim ersten Rennen der Elektro-Serie in Santiago ging es mächtig zur Sache. In einem von zahlreichen Ausfällen geprägten Rennen blieb Pole-Setter Jean-Eric Vergne cool und schnappte sich den zweiten Sieg seiner E-Karriere.

Sein Techeetah-Team kam aus dem Feiern kaum noch raus: Andre Lotterer bescherte der kleinen Truppe den ersten Doppelsieg in der Geschichte der Formel E. Für Rookie Lotterer war es gleichzeitig der erste Podestplatz in seinem vierten Rennen. Sebastien Buemi im Renault komplettierte das Podium als Dritter. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, dass wir hinter einem Kundenteam gelandet sind", sagte Buemi, freute sich aber über seinen zweiten Podestplatz in der laufenden Saison.

An der Spitze schenkten sich die beiden Techeetahs wirklich nichts. In der Schlussrunde des Rennens griff Lotterer seinen Vordermann an und erwischte Vergne dabei sogar leicht am Heck. Der Franzose behielt die Führung, musste sich aber bis zur letzten Runde hart verteidigen. "Das ist eben Motorsport", sagte Lotterer mit einem Grinsen im Gesicht. "Ich hatte viel Pace im Auto, aber er wusste genau, wie man sich verteidigen muss."

Genauso spannend ging es beim Kampf um den dritten Platz zu. Felix Rosenqvist machte Buemi bis zuletzt mächtig Druck, kam aber nicht vorbei. Trotzdem ein Riesen-Rennen von Rosenqvist, der nach einem schwierigen Qualifying von der 14. Position gestartet war. Sam Bird, Nelson Piquet, Mitch Evans und Jerome d'Ambrosio komplettierten die Top-8 des vierten Rennens in der Saison 2017/18.

Horror-Rennen für Abt, Heidfeld und Engel

Aus deutscher Sicht war der Santiago ePrix ein Debakel. Maro Engel fiel nach einer Kollision mit Felix Rosenqvist schon in der ersten Runde aus. Nick Heidfeld und Daniel Abt berührten sich gegenseitig in der Startphase. Beide mussten deshalb früh im Rennen auf ihr zweites Auto wechseln und waren später nicht in der Lage, das Rennen mit nur einem Auto zu beenden. Macht drei Ausfälle bei vier deutschen Startern in der Formel E.

Die Meisterschaft: Jean-Eric Vergne ist nach seinem Sieg neuer Führender in der Meisterschaft. Der Techeetah-Pilot hat jetzt 71 Punkte auf dem Konto. Zweifach-Sieger Felix Rosenqvist ist mit 68 Zählern auf die zweite Position zurückgefallen. Sam Bird ist mit 61 Punkten auf Platz drei ebenfalls voll im Titelrennen, während der Viertplatzierte Sebastien Buemi mit 37 Zählern schon etwas Abstand hat. Nick Heidfeld, Andre Lotterer und Daniel Abt belegen die Plätze 8 bis 10 in der Meisterschaft. Der amtierende Champion Lucas di Grassi hat als Einziger noch immer keinen einzigen Punkt erzielt.

Die Startaufstellung: Jean-Eric Vergne startete zum sechsten Mal in seiner Formel-E-Karriere von der Pole Position. Renault-Pilot Sebastien Buemi komplettierte die erste Startreihe. Für die große Überraschung des Qualifyings sorgte Andre Lotterer. Der deutsche Formel-E-Rookie rückte auf den dritten Startplatz auf, nachdem Lucas di Grassi wegen einer Strafe von der 3. auf die 13. Position zurückfiel. Nicolas Prost wurde mit einer 2-Platz-Strafe belegt, weil er im Qualifying vier statt der erlaubten drei Runden gefahren war: Startplatz 10 für den Sohn von Formel-1-Legende Alain Prost. Mitch Evans musste im ersten Rennstint eine 10-Sekunden-Strafe absitzen, weil sein Jaguar-Team nach Evans' Unfall im Quali den Inverter auswechseln musste.

Der Start: Turbulente Startphase ! Jean-Eric Vergne behielt die Führung, während sich Nelson Piquet von der fünften auf die zweite Position verbesserte. Andre Lotterer behauptete Platz drei vor dem zurückgefallenen Sebastien Buemi. Wenige Kurven nach dem Start knallte Jose Maria Lopez in die Mauer. Maro Engel wurde von Felix Rosenqvist in die Bande gedrückt und musste ebenfalls frühzeitig aufgeben. Nick Heidfeld musste nach einem Kontakt mit Daniel Abt während der ersten Runde in die Box abbiegen und auf sein zweites Auto wechseln. Das Safety Car führte das Feld anschließend einmal durch die Boxengasse. Zur fünften Runde wurde das Rennen wieder freigegeben.

Der Fanboost: Lucas di Grassi, Sebastien Buemi und Jose Maria Lopez erhielten die meisten Stimmen der Fans und damit den Fanboost für die zweite Rennhälfte. Unglücklich für Lopez: Der Dragon-Pilot fiel schon in der ersten Rennrunde aus und konnte den Extra-Schuss Leistung gar nicht erst nutzen.

Die Boxenstopps: Erstmals gab es keine Mindestwartezeit beim Autowechsel. Dazu bekamen die Fahrer in ihrem zweiten Auto ein neues Gurtesystem, das sich leichter und schneller anziehen lässt als das bisherige Gurtsystem, das nur bedingt für Ein- und Aussteigeprozedere vorgesehen war.

Bei den Boxenstopps lief trotz aller Bedenken alles glimpflich ab. Die Führungsriege bog in der 20. Runde in die Boxengasse für den Autowechsel ab. Sam Bird und Antonio Felix da Costa blieben eine weitere Runde als der Rest des Feldes auf der Strecke.

Die Zwischenfälle: Nick Heidfeld rasselte in der Startphase mit Landsmann Daniel Abt zusammen. Während der Audi-Pilot seine Fahrt fortsetzen konnte, musste Heidfeld an die Box abbiegen und auf sein zweites Auto wechseln. Daniel Abt musste in Runde 8 auf P10 liegend mit einem Lenkungsproblem an die Box abbiegen und sein Auto wechseln. Edo Mortara drehte sich in Runde 13 ohne feindlichen Kontakt in die Mauer und fiel auf den 17. Platz zurück.

Die Ausfälle: Jose Maria Lopez (Dragon) und Maro Engel (Venturi) fielen nach Unfällen schon in der ersten Runde aus. Daniel Abt gab in Runde 14 auf, nachdem er sein Auto schon früh wegen eines Problems mit der Lenkung hatte wechseln müssen. Nicht besser erging es Teamkollege Lucas di Grassi, der in Runde 23 auf der Strecke liegen blieb. Der vierte Ausfall des amtierenden Champions im vierten Rennen!

In Runde 26 stellte Nick Heidfeld sein Auto an der Box ab, nachdem er schon früh auf seinen zweiten Boliden hatte wechseln müssen. Die Power reichte nicht für eine komplette Renndistanz. Alex Lynn erwischte es in Runde 29: Technische Schwierigkeiten zwangen den Virgin-Pilot zur Aufgabe.

Die Analyse: Forme E verrückt: Plötzlich gewinnt sogar das einzige Kundenteam im gesamten Feld. Jean-Eric Vergne hatte zwar schon in den ersten drei Rennen gezeigt, dass Renault-Kunde Techeetah stark unterwegs ist, aber der Doppelsieg mit Andre Lotterer kam doch mehr als unerwartet. Da konnte nicht mal Sebastien Buemi im Werks-Renault mithalten. Felix Rosenqvist hat mit seiner Aufholjagd erneut bewiesen, dass Mahindra eine Rakete gebaut hat - was wäre wohl für Teamkollege Nick Heidfeld drin gewesen, hätte er nicht so früh aufgeben müssen? Die Story der Formel E bleibt aber die Pleite-Serie von Werksteam Audi, das diesmal komplett leer ausging. Vor allem die technischen Probleme bei Champion Lucas di Grassi sind ein Desaster für die Ingolstädter.