Da ist das Ding! Die Formel E hat an diesem Dienstag erstmals ein Video zum neuen Rennauto veröffentlicht, das ab der Saison 2018/19 zum Einsatz kommen wird. Das intern als Batmobil - eine Anspielung auf das Gefährt des Superhelden Batman - bezeichnete Auto soll den futuristischen Anspruch der rein-elektrischen Rennserie auch optisch unterstreichen.

Alejandro Agag, Gründer und CEO der Formel E: "Dieses Auto steht stellvertretend für die Zukunft des Rennsports. Als wir mit der Formel E begonnen haben, war es unser Ziel, aus der Routine auszubrechen und den Status Quo in Frage zu stellen - eine Revolution im Motorsport einzuführen. Dieses Fahrzeug der nächsten Generation repräsentiert diese Revolution. Die Autos werden schneller sein sowie fast doppelt so viel Speicherplatz für Energie und die doppelte Reichweite haben, was die kontinuierliche Evolution der Batterie-Technologie demonstriert. Gemeinsam mit der FIA haben wir mit der Einführung dieses Autos einen großartigen Meilenstein erreicht, und ich kann es kaum erwarten, es auf der Rennstrecke zu sehen."

Formel E 2018/19: Das Generation-2-Auto im Video (01:38 Min.)

Unter den Fahrern ist die Vorfreude auf das neue Auto groß. Die Resonanz nach den bisherigen Eindrücken war positiv. Mahindra-Pilot Nick Heidfeld hätte sich aber noch etwas mehr gewünscht. "Ich finde es cool, dass es anders ist", sagte Heidfeld zu Motorsport-Magazin.com. "Ich hätte mir aber ehrlich gesagt noch mehr erhofft. Ich hätte es gern noch ein bisschen spezieller gesehen, weil wir in der Formel E die Möglichkeit zu Einheitsautos haben, die nicht diktiert sind durch Aerodynamik und Regeln wie in der Formel 1."

Formel-E-Auto ohne Heckflügel

War das bisherige Rennauto in den ersten vier Saisons eher ein Kompromiss, soll das sogenannte Generation-2-Auto voll auf die Bedürfnisse der Formel E zugeschnitten sein und sich von traditionellen Formelserien unterscheiden. Das markanteste optische Detail ist sicherlich der fehlende Heckflügel. Stattdessen soll ein riesengroßer Diffusor den Abtriebsverlust kompensieren.

"Das neue Auto sieht futuristisch und cool aus", sagte Venturi-Pilot und Mercedes-Werksfahrer Maro Engel zu Motorsport-Magazin.com. "Ganz anders als alle Formelwagen, die wir kennen. Es gibt ja keinen Heckflügel mehr, deshalb muss der Diffusor ziemlich viel auffangen. Wenn er so funktioniert wie er funktionieren soll, wird es interessant sein zu sehen, wie sich die Aerodynamik verändert, wenn man einem anderen Auto folgt."

Das Generation-2-Auto der Formel E verzichtet auf einen echten Heckflügel, Foto: FIA Formula E
Das Generation-2-Auto der Formel E verzichtet auf einen echten Heckflügel, Foto: FIA Formula E

Formel E zeigt Halo mit LED-Beleuchtung

Ebenfalls auffällig: Das Gen-2-Auto ist das erste neu vorgestellte Rennauto der Welt, das bereits das integrierte Halo-System aufweist. Der Kopfschutz, der 2018 auch in der Formel 1 zum Einsatz kommen wird, erhielt in der Formel E eine Besonderheit: der Halo-Ring ist durchzogen mit einer LED-Beleuchtung. Mittels dieser könnten Informationen, etwa über das aktuelle Energie-Level des Autos, sichtbar an die Zuschauer vermittelt werden.

Audi-Pilot Daniel Abt glaubt nicht, dass Fans der Formel E ähnlich Sturm gegen die Halo-Optik laufen wie es teilweise in der Formel 1 der Fall ist. Abt zu Motorsport-Magazin.com: "Im Endeffekt ist es doch immer Gewöhnungssache. Die Rennen werden dadurch nicht besser oder schlechter. Wir haben in der Formel 1 schon so hässliche Nasen gesehen, die nach drei Rennen dann auch normal aussahen."

Das Generation-2-Auto stammt aus der Feder von Spark Technologies, das auch schon das bisherige Formel-E-Auto designte. Eines der Ziele war es, ein möglichst robustes Formelauto zu bauen. Da die Formel E ausschließlich auf engen Stadtkursen unterwegs ist, kommt es häufiger zu Kontakten als in anderen Formelserien. Damit bei einer Berührung nicht gleich Flügel und Aufhängungen brechen, galt es, die fragilen Teile am Chassis zu schützen.

Formel E 2018: Abt, Heidfeld, Engel, Lotterer im Check (02:20 Min.)

Mehr Power - kein Autowechsel mehr

Nicht nur die Optik bedeutet eine Revolution für die Formel E. Unter der Haube tut sich ebenfalls einiges: Das Generation-2-Auto bekommt wesentlich mehr Power. McLaren Applied Technologies übernimmt die Batterieherstellung von Williams, die künftige Batterie leistet 54 statt der bisherigen 28 kWh. Dadurch wird der Autowechsel in einem Rennen hinfällig, die Autos halten eine komplette Renndistanz durch.

Die maximale Leistung der Autos steigt von maximal 200 kW auf 250 kW an, was umgerechnet 340 PS entspricht. "Es ist ein guter Moment und ein guter Schritt, insbesondere zusammen mit der Umstellung auf die neue Batterie und dass es keinen Fahrzeugwechsel mehr geben wird", sagte Audi-Motorsportchef Dieter Gass zu Motorsport-Magazin.com.

Die große Vorstellung des Gen-2-Autos folgt Anfang März auf dem Genfer Auto Salon. Am 6. März stellen Formel-E-Ceo Alejandro Agag und FIA-Präsident Jean Todt den Neuen vor und geben weitere Details zu den Leistungsdaten bekannt.

FIA-Präsident Jean Todt: "Dies ist für die Formel E eine sehr aufregende Zeit. Heute zeigen wir zum ersten Mal das Design des Fahrzeugs der nächsten Generation - und ich bin mir sicher, dass jeder sehr angeregt davon ist, wie futuristisch und fortschrittlich es ist. Ich bin sehr stolz darauf, dass die FIA bei der Entwicklung dieses Fahrzeuges führend gewesen ist. Das ist für den Verband etwas Neues und das Projekt ist ein großer Erfolg gewesen. Ich kann es kaum erwarten, das Tuch vom echten Auto zu ziehen, wenn es zum ersten Mal in Genf am 6. März gezeigt wird."

So viel kostet das neue Formel-E-Auto

Die FIA hat die Preise für das Generation-2-Auto bekanntgegeben. Zwar steigt der Einzelpreis für die Teams, insgesamt sparen sie aber sogar Kosten ein. Durch den Wegfall des Autowechsels brauchen die Teams künftig nur noch zwei statt wie bisher vier Rennautos für ihre beiden Fahrer. Das Generation-2-Auto kostet inklusive Antriebsstrang in den kommenden Saisons 5 bis 7 (2018 bis 2021) maximal 817.300 Euro.

Das Einheits-Chassis schlägt mit 299.600 Euro zu Buche, die Einheitsbatterie kostet 200.000 Euro. Für den Antriebsstrang eines Herstellers werden 250.000 Euro fällig. Das Halo-Sicherheitssystem kostet 12.700 Euro. Hinzu kommen 55.000 Euro Verwaltungsgebühr pro Auto, die ein privates Team aufbringen muss. Das ergibt einen Gesamtpreis von 817.300 Euro pro Rennauto.

Wie viel Geld ein Hersteller in die Entwicklung reinsteckt, bleibt ihm selbst überlassen. Das Auto muss allerdings zum von der FIA festgelegten Preis an Kundenteams angeboten werden, damit der Wettbewerb nicht ausartet.

Formel E: Preis pro Auto ab Saison 5

KomponentePreis in Euro
Batterie 200.000
Chassis 299.600
Halo-Schutz 12.700
Antriebsstrang 250.000
Verwaltungsgebühr 55.000
Gesamtpreis 817.300

BMW, Mercedes, Porsche: So geht es weiter in der Formel E

Nach dem Werkseinstieg von Audi folgt BMW ab der Saison 5 2018/19. Die Münchner übernehmen das derzeitige Andretti-Team. "Das Auto wird zum ersten Mal zweckorientiert sein für das Elektrokonzept. Zuvor war es ein altes Formel-Chassis, das man sozusagen elektrifiziert hat", sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt zu Motorsport-Magazin.com. "Das neue Chassis ist jetzt speziell angefertigt für einen E-Rennwagen. Ich glaube, das ist der richtige Weg - und das braucht natürlich auch ein spektakuläres und zukunftsorientiertes Design."

BMW auf dem Weg in die Formel E: Jens Marquardt im Interview (04:50 Min.)

Mercedes und Porsche werden sich ab der Saison 6, also 2019/20, werksseitig in der Elektro-Rennserie engagieren. Zusammen mit dem BMW-Werkseinstieg zieht sich Renault aus der Formel E zurück, will sich künftig voll auf die Formel 1 konzentrieren. Mit Nissan steht der Nachfolger für den dreifachen Teammeister Renault e.dams schon bereit.

So sieht das neue Formel-E-Auto von oben aus, Foto: FIA Formula E
So sieht das neue Formel-E-Auto von oben aus, Foto: FIA Formula E