Drama! Das war alles bei der Formel E in Hongkong los: (02:12 Min.)

Kunterbunt ging es zu beim Saisonauftakt der Formel E in Hongkong. Und nach den ersten beiden Rennen stellt sich die Frage: Wer ist denn eigentlich der Favorit in diesem Jahr? In den vergangenen beiden Saisons machten Renault und Audi die Meisterschaft unter sich aus. Diesmal könnte die Angelegenheit ganz anders aussehen. Beide Werksteams strauchelten arg in Hongkong und warfen durch Fahr- und Technikfehler Siege, Podestplätze und Punkte weg.

Stattdessen gaben die vermeintlich kleinen Teams den Ton an. Im Samstagsrennen schnappte sich Sam Bird im Virgin-Rennwagen den Sieg, sonntags profitierte Mahindra-Pilot Felix Rosenqvist von Daniel Abts Strafe und erbte den ersten Platz. Der indische Rennstall führt auch dank Nick Heidfelds Podestplatz in Rennen 1 derzeit die Gesamtwertung an.

Mit Jean-Eric Vergne (Techeetah), Rookie Edo Mortara (Venturi) und Mitch Evans (Jaguar) waren weitere Teams auf den Podiumsplatzierungen vertreten. Fünf unterschiedliche Hersteller und Teams teilten die sechs bisherigen Podestplatzierungen unter sich auf. Ein Vorgeschmack auf die vierte Saison der rein elektrischen Rennserie?

Di Grassi: Zeiten der Dominanz vorbei

"Wir werden nicht sehen, dass ein Fahrer mehr als drei oder vier Rennen gewinnt", kündigte der amtierende Champion Lucas di Grassi an. "Das wird dieses Jahr eine ziemlich harte Meisterschaft." Der Audi-Star erlebte in Hongkong ein echtes Horror-Wochenende mit technischen Problemen und ging komplett leer aus. Gleiches galt für Dauerrivale Sebastien Buemi, der nur einen einzigen Zähler holte.

"Wir haben Punkte verloren", räumte di Grassi ein. "Aber wenn man sich die Rennen anschaut, waren die Ergebnisse ziemlich zufällig. In der Meisterschaft ist also keiner ausgebüchst. Ich glaube nicht, dass es wieder ein reiner Zweikampf wird wie in den letzten beiden Saisons. Buemi und ich haben kaum Punkte geholt - dafür die anderen, die haben aufgeholt."

Audi-Pilot Daniel Abt: Kann dem Feind in die Augen schauen: (03:11 Min.)

Daniel Abt gefühlter Meisterschafts-Führender

Dabei hätte es auch ganz anders aussehen können, vor allem auf Audi-Seite. Daniel Abt verlor nicht nur am Sonntag nachträglich den Sieg wegen falscher Eintragungen im Wagenpass (kein Einfluss auf die Performance des Autos), er hätte schon am Samstag locker auf das Podest fahren können. Eine Panne beim Boxenstopp kostete den frisch gebackenen Audi-Werksfahrer 20 Sekunden. Beim Zieleinlauf hatte er 17 Sekunden Rückstand auf Rennsieger Bird...

"Für mich ist es nicht möglich, aktuell ein Ranking zu erstellen", sagte Abt kurz vor seiner Disqualifikation. "Es war einfach zu eng. Virgin war am Samstag superschnell und die Mahindras waren stark am Wochenende. Für mich gibt es keinen Favoriten. Ich denke, dass jeder vorne reinfahren kann. Am Sonntag waren wir schon gut, da gab es nicht viele Autos, die unsere Pace mitgehen konnten. Aber im Qualifying müssen wir noch nachlegen."

Alain Prost: Enttäuschendes Wochenende

Das gilt auch für den Dreifach-Meister Renault, der mit Buemi und Teamkollege Nico Prost ein enttäuschendes Wochenende erlebte. Die beiden Fahrer holten zusammen nur sieben Punkte, Renault ist Vorletzter in der Team-Meisterschaft. Dabei war Buemi schnell unterwegs - wenn es um nichts Zählbares ging. In den Trainings war der Schweizer kaum zu schlagen gewesen, doch nach den Qualifyings inklusive Technik-Ärger und einem Mauereinschlag ging nichts in den beiden Rennen.

"Das war ein enttäuschendes Wochenende", stellte Teamchef Alain Prost fest. "Wir müssen analysieren, woher die Probleme mit der Zuverlässigkeit stammen und hart daran arbeiten, wieder nach vorne zu kommen. Wir waren nicht dort, wo wir an diesem Wochenende hätten sein sollen." Star-Fahrer Buemi buchte Hongkong ebenfalls als ein Wochenende zum Vergessen ab.

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Abt: Buemi hat keinen Spielraum mehr

Dass man Renault nicht vorschnell abschreiben darf, wusste Abt: "Ich glaube nicht, dass das Auto schwach ist. Im Training hat man gesehen, dass Buemi da ist, wenn er keinen Fehler macht. Die haben einfach im Quali geschwächelt, unterschätzen darf man sie aber nicht. Sie haben allerdings nicht mehr den Vorsprung, den sie im letzten Jahr hatten. Das merken sie jetzt und da passieren halt Fehler, weil Buemi nicht mehr einen Spielraum von drei Zehnteln hat, die er im Quali verlieren kann."