Das darf doch wohl nicht wahr sein! Daniel Abt verliert seinen Sieg beim Sonntagsrennen der Formel E in Hongkong nachträglich. Als Grund gab die FIA Probleme mit den Dokumenten von Abts Rennauto an. Audi hat angekündigt, Berufung gegen das Urteil einzulegen.

Das Statement der FIA im Wortlaut: "Die Sicherheits-Aufkleber der FIA an den Inverter und MGU Einheiten stimmten nicht mit denen überein, die der Wettbewerber Audi Sport ABT Schaeffler in den Technischen Papieren zur Verfügung gestellt hat."

Zu den Abweichungen bei Teilenummern im technischen Wagenpass sagte Audi-Teamchef Allan McNish: "Daniel ist an beiden Tagen fantastisch gefahren und hat diesen Sieg absolut verdient. Was uns vorgeworfen wird, ist offenbar ein Formfehler im Wagenpass, der uns keinen Vorteil gebracht hat. Wir wollen uns die Möglichkeit vorbehalten, im Detail zu klären, was geschehen ist. Deshalb haben wir eine Berufung angekündigt."

Die FIA stellte die Unstimmigkeiten an Abts zweitem Auto fest, also dem, mit dem er das Rennen nach dem obligatorischen Autowechsel zur Rennmitte beendet hatte. Das erfuhr Motorsport-Magazin.com in Hongkong. An Abts erstem Auto, mit dem er das Rennen begonnen hatte, war alles in Ordnung.

Abt: Es bricht mir das Herz

Audi-Motorsportchef Dieter Gass sagte: "Positiv ist, dass wir an beiden Tagen eine starke Renn-Performance hatten. Aber natürlich hatten wir uns den Sonntagabend etwas anders vorgestellt."

"Es bricht mir das Herz", schrieb Pechvogel Abt den Fans in seinen sozialen Netzwerken. "Es fällt mir schwer, das in Worte zu fassen. Ich weiß nur, dass ich mein Bestes gegeben habe, um euch stolz zu machen."

Rosenqvist erbt Sieg an Abts 25. Geburtstag

Damit ist der erste Sieg eines deutschen Fahrers in der Elektro-Rennserie erst einmal futsch - und das ausgerechnet an Abts 25. Geburtstag. Stattdessen erbt der Zweitplatzierte Felix Rosenqvist den Sieg nachträglich. Das Podium komplettieren Formel-E-Rookie Edoardo Mortara (Venturi) und Mitch Evans von Jaguar.

Das neu geschaffene Audi-Werksteam verstieß laut FIA gegen mehrere Paragraphen des Sportlichen und Technischen Reglements. "Die Wettbewerber müssen sicherstellen, dass ihre Autos mit den Bedingungen der Teilnahmeberechtigung und Sicherheit während einer Veranstaltung übereinstimmen", heißt es etwa in Artikel 3.2 des Sportlichen Reglements der FIA Formel E.

Und in Artikel 24, 5a, den die FIA moniert, ist festgelegt, dass der elektronische Technische Ausweis auf einer bestimmten Webseite am Tag vor dem Event hinterlegt werden muss. Laut FIA-Angaben hat Audi gegen die Artikel 3.2, 24.5a, 24.17 und 28.4 des Sportlichen Reglements sowie gegen Artikel 3.1 des Technischen Reglements verstoßen.

Motorsport-Magazin.com ist in Hongkong vor Ort und hat die Bilder zum Drama um Daniel Abt, Foto: Mackie
Motorsport-Magazin.com ist in Hongkong vor Ort und hat die Bilder zum Drama um Daniel Abt, Foto: Mackie

5.000 Euro Strafe für Audi

Und als ob Abts Disqualifikation nicht schon ausreichen würde, wurde das Audi-Team obendrein bestraft, weil Teammitglieder die Strecke betraten noch bevor das letzte Auto den Parc Fermé betreten hatte. Für diesen Bruch der Sicherheitsregeln muss das Team 5.000 Euro Strafe zahlen.

1. deutscher Sieg in der Formel E futsch

Es wäre Abts erster Sieg in der Formel E in seinem 35. Rennen gewesen. Gleichzeitig der erste Sieg eines deutschen Fahrers in der Elektro-Rennserie. Ebenfalls ärgerlich: Abt verliert die Führung in der Meisterschaft an Sam Bird, der das Rennen am Samstag für sich entschieden hatte.

Im Sonntagsrennen hatte Abt den Sieg kurz vor Schluss eingeheimst. Den Großteil des Rennens jagte der Kemptener den Führenden Mortara durch den Stadtkurs, bis sich dieser ohne äußeren Einfluss drehte und den sicher geglaubten Sieg wegwarf. Abt profitierte und überquerte die Ziellinie souverän als Erster.

Abts Auto wurde lange von der FIA untersucht und erst nach Stunden zurück ans Audi-Zelt gebracht, Foto: Mackie
Abts Auto wurde lange von der FIA untersucht und erst nach Stunden zurück ans Audi-Zelt gebracht, Foto: Mackie

Dritte Disqualifikation für Abt-Audi in der Formel E

Es ist bereits das dritte Mal in der Geschichte der Formel E, dass ein Fahrer des Abt/Audi-Teams den Sieg nachträglich verliert. Zweimal erwischte es bisher Lucas di Grassi. Der amtierende Champion wurde beim Berlin-Rennen 2015 wegen Unregelmäßigkeiten an seinem Frontflügel disqualifiziert. Ein Jahr später in Mexiko war di Grassis Auto laut Reglement zu leicht und wurde deshalb aus der Wertung genommen. Jetzt erwischte es seinen Teamkollegen Daniel Abt beim ersten Rennwochenende des Teams seit der Werksübernahme durch den Ingolstädter Hersteller.