Update: Daniel Abt verliert den Sieg beim Sonntagsrennen der Formel E in Hongkong nachträglich. Unstimmigkeiten beim technischen Wagenpass sorgen für Disqualifikation. Neuer Sieger ist Felix Rosenqvist vor Edoardo Mortara und Mitch Evans. Alle Einzelheiten zum Abt-Drama gibt es hier:

"Fucking Hell!" Daniel Abt konnte im Moment seines größten Erfolges in der Formel E nicht mehr an sich halten und brüllte nur noch so in den Teamfunk. Soeben hatte er in Hongkong seinen ersten Sieg gefeiert - ein Sieg, auf den er so lange warten musste. Immer im Schatten des großen Teamkollegen und Champions Lucas di Grassi - jetzt ist Abt-Zeit in der Elektro-Serie!

Ausgerechnet an seinem 25. Geburtstag machte der Kemptener den Triumph perfekt. Damit ist Abt der erst deutsche Rennsieger in der dreijährigen Geschichte der Formel E. Viermal war er zuvor auf das Podium gefahren, doch für den großen Knall hatte es nicht gereicht. Nicht selten war Abt vom Pech verfolgt.

"Es war nicht so leicht für Audi, an mir festzuhalten", sagte Abt erleichtert. "Wenn du den gleichen Namen hast wie das Team, dann wird immer geredet. Manche hatten es mir nicht gegönnt. Aber ich habe sie heute eines Besseren belehrt. Viele hätten nicht auf mich gewettet, aber Audi hat mir das Vertrauen geschenkt. "

Geschenk zum Abschied

Was die flugs angekündigte Party in der Nacht von Hongkong noch besser machen wird: Abt übernimmt zum ersten Mal die Meisterschaftsführung in der ersten elektrischen Rennserie der Welt, womit er gleichzeitig der erste deutsche Gesamtführende ist. Ein schönes Geschenk nicht nur für ihn, sondern auch für den langjährigen Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. Er war ebenfalls nach Hongkong gereist zum letzten Rennen in seiner Funktion als Berater der Ingolstädter.

"Es tat wirklich gut, denn mein letzter Sieg ist lange her", atmete Abt durch. Recht hat er. Sein letztes Rennen gewann er im Jahr 2012 in Monza, als er noch in der GP3-Serie unterwegs war und damals die Vize-Meisterschaft einfuhr.

Audi-Pilot Daniel Abt: Kann dem Feind in die Augen schauen (03:11 Min.)

Neue Abt-Ära

Nun scheint eine neue Ära für den jungen Mann angebrochen zu sein. Während di Grassi beim Saisonauftakt in Hongkong arg strauchelte, holte Abt für das neu geschaffene Audi-Werksteam die Kohlen aus dem Feuer. Mit dem ersten Sieg für den Hersteller aus Ingolstadt dürfte er schon jetzt seine Beförderung zum Werkspiloten gerechtfertigt haben.

Abts Sieg am Sonntag war sicher auch Glückssache. In der ersten Runde drehte sich Pole-Setter Felix Rosenqvist und verschenkte den Sieg - in der letzten Runde war es Edoardo Mortara ebenfalls mit einem selbstverschuldeten Dreher, der den Sieg wegwarf. Abt profitierte, nachdem er das komplette Rennen lang auf dem zweiten Platz verbracht hatte und auf seine Chance lauerte.

Ein Sieg mit Ansage

Glückssache ja - aber es war auch ein Sieg mit Ansage. Schon beim ersten Rennen der neuen Saison in der Hafen-Metropole war Abt stark unterwegs gewesen. Am Samstag schien der Podestplatz bereits sichere Sache, bis ihn eine Panne beim Autowechsel ganze 20 Sekunden kostete. Als Abt die Ziellinie als Fünfter überquerte, fehlten ihm 17 Sekunden auf Rennsieger Sam Bird...

Der Abt-Sieg war perfekte Werbung für die Formel E in Deutschland, die derzeit dank der Einstiege von Audi, BMW (Saison 5), Mercedes und Porsche (Saison 6) einen echten Boom erlebt. Jetz ein deutscher Fahrer, der von der Spitze der hart umkämpften Meisterschaft grüßt - besser hätte es kaum kommen können.

Da durfte Abt sogar ungepiepst am Funk fluchen vor Glück - das hört die FIA eigentlich nicht so gerne, passt aber perfekt zu Abt, der gern frei Schnauze spricht. Dafür mögen ihn die Fans. Man blicke nur auf seinen Youtube-Kanal, auf dem er inzwischen mehr als 100.000 Abonnenten versammelt hat. Jetzt können sich die 'All the Way ABT'-Anhänger auf ein sicherlich emotionales Video freuen. Dann vielleicht auch ohne Gefluche.