Edoardo, wie kam es dazu, dass du jetzt Formel E fährst?
Edoardo Mortara: Für mich ist es eine tolle Gelegenheit, hier zu sein. Die Formel E gehört zu den Meisterschaften, die wachsen und es ist aktuell auch ein bisschen ein "place to be". Das Level der Meisterschaft ist sehr hoch, viele Hersteller kommen hinzu. Die Zukunft der Meisterschaft leuchtet hell. Für mich ist es eine gute Gelegenheit. Ich hatte zunächst die Chance, einen privaten Test für Venturi zu fahren. Der lief nicht schlecht, also sind wir dann nach Valencia gefahren, wo der offizielle Test stattfand. Und dort haben sie dann beschlossen, mich für diese Saison zu nehmen.

Hast du den Vertrag gemacht oder war es Maro Engel, Toto Wolff oder doch Uli Fritz?
Edoardo Mortara: Sie [Venturi; Anm. d. Red.] haben mich kontaktiert und um ehrlich zu sein, hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Aber du stehst bei Mercedes unter Vertrag, also musstest du sie schon fragen, ob du in einer anderen Serie starten darfst, richtig?
Edoardo Mortara: Ja, aber das ist ein anderes Thema. Es ist ja kein Mercedes-Team, daher gibt es da kein Problem. Wäre es ein Team, das gegen Mercedes antritt, dann wäre es natürlich etwas anderes. Aber so lange du fragst, ist es okay für sie, wenn man in einer Serie fährt, in der man nicht gegen sie fährt. Es bestand auch keinerlei Verbindung zu der Verkündung, dass Mercedes in Saison 6 einsteigt. Aber dennoch waren sie nicht unglücklich, dass ich die Chance bekomme. Da ergeben sich vielleicht Möglichkeiten.

Du kannst die Abläufe kennenlernen und dann vielleicht in zwei Jahren Werksfahrer werden…
Edoardo Mortara: Vielleicht. Aber wir sind erst in Saison 4, ich bin hier für Venturi, nicht für Mercedes.

In den vergangenen Jahren bist du viele verschiedene Autos gefahren, aber die Formel E mit dem Energie-Management ist noch einmal etwas ganz anderes. Wie kommst du damit zurecht?
Edoardo Mortara: Im Qualifying, wenn du nicht auf den Energiehaushalt achtest und einfach nur pusht, ist es sehr ähnlich wie viele andere Motorsportserien. Es ist ein Elektromotor, ja, aber es verhält sich wie ein Formelauto. Man hat andere Reifen, das ist ein Unterschied. Aber die große Herausforderung ist tatsächlich das Energie-Management während des Rennens. Man muss seinen Fahrstil daran anpassen. Man muss schnell sein, aber darf keine Energie verschwenden sondern im besten Falle verbraucht man weniger, als die anderen.

Kann man das mit dem reinen Talent hinbekommen oder geht es da vor allem um Erfahrung?
Edoardo Mortara: Es geht um den Fahrstil, ganz klar. Den muss man anpassen. Was man wie genau macht, ist dabei durch die Ingenieure vorgegeben. Die sagen dir, was sie denken, was die beste Lösung ist. Und so machst du es. Aber ich komme aus der DTM, und die Art und Weise, wie man dort fährt, hilft einem dabei, die eigenen Limits zu erforschen. Daher fühle ich mich, was diesen Aspekt angeht, gut vorbereitet.

In Valencia fuhr Mortara die Testfahrten für Venturi, Foto: LAT Images
In Valencia fuhr Mortara die Testfahrten für Venturi, Foto: LAT Images

In der Formel E fährt man auf Stadtkursen, das müsste dir doch gefallen, oder?
Edoardo Mortara: Das ist eine coole Sache. Ich mag Stadtkurse. Aus meiner Sicht sollte man nur auf Stadtkursen fahren, denn es repräsentiert mehr, was du wirklich auf normalen Straßen kannst. Die normalen Rennstrecken entsprechen nicht dem, was du im normalen Leben hast.

Aber du bist ja auch Rennfahrer…
Edoardo Mortara: Ja, natürlich. Ich denke einfach, dass ich schon oft gezeigt habe, dass ich mich auf Stadtkursen sehr wohl fühle.

Waren deine Macau-Siege für Venturi vielleicht ein Argument, dich zu verpflichten?
Edoardo Mortara: Wahrscheinlich, ich denke schon. Meine Ergebnisse sprechen für sich. Ich habe in Pau gewonnen, in Macau, am Norisring - auf vielen Stadtkursen. Wie gesagt, ich fühle mich auf solchen Strecken oft noch etwas wohler und in der Formel E fahren wir ausschließlich auf diesen Strecken.

Zum Thema Fanboost: Weißt du da schon genau, wie alles läuft? Hast du dir da Tipps von Maro geholt?
Edoardo Mortara: Ich versuche an den ersten Tagen, die Leute anzusprechen, dass sie für mich abstimmen. Ich hänge da derzeit aber etwas zurück. Ich bin da offenbar nicht allzu gut darin, andere für mich zu gewinnen. Auch in den sozialen Netzwerken bin ich nicht so aktiv dabei. Ich bin einfach nicht so der Typ dafür. Aber dennoch hoffe ich, dass die Leute für mich abstimmen.