Die Formel E wird in der Saison 2015/2016 von zwei Fahrern dominiert. Nach vier von zehn Rennen liegt Sebastien Buemi in der Gesamtwertung mit vier Zählern Vorsprung nur knapp vor Lucas di Grassi. Der Brite Sam Bird hat als Dritter schon mehr als 20 Punkte Rückstand auf den Brasilianer. Alles scheint auf einen Zweikampf um den Titel hinauszulaufen. Wer hat die besseren Karten?

Buemi gewann den Saisonauftakt in Peking, hatte auf der zweiten Station in Thailand allerdings ein technisches Problem und holte nur fünf Zähler. "Es ist schade, dass ich durch den Defekt von Putrajaya 25 Punkte verloren habe. Da hätten wir schon ein kleines Polster haben können", ärgert er sich im Interview mit Motorsport-Magazin.com. Im dritten Rennen siegte der 27-Jährige dann erneut. Beim vergangenen ePrix in Buenos Aires musste Buemi nach einem Dreher vom letzten Startplatz losfahren, zeigte jedoch eine starke Aufholjagd und kam als Zweiter ins Ziel.

Als Letzter gestartet und doch auf dem Podest von Buenos Aires: Sebastien Buemi, Foto: Formel E
Als Letzter gestartet und doch auf dem Podest von Buenos Aires: Sebastien Buemi, Foto: Formel E

Der e.dams-Pilot präsentiert sich entsprechend selbstbewusst, doch gleichzeitig vorsichtig. "Das Auto ist gut, wir sind schnell und alles funktioniert mehr oder weniger. Ich habe gutes Vertrauen in unser Team und weiß, dass ich den Job erledigen kann", sagte Buemi, mahnt aber: "Der Weg ist noch lang. Man sieht, dass Abt mit di Grassi immer dabei ist. Du musst aufpassen, es zählt jeder Punkt. Du darfst einfach keine Fehler machen. Wir dürfen nicht zu viel Risiko gehen."

Buemi hat aus der vergangenen Saison gelernt

Die vergangene Saison sei diesbezüglich lehrreich gewesen, als ihm Nelson Piquet Junior mit nur einen Punkt Vorsprung den Titel wegschnappte. "Das hat schon wehgetan. Aber gut, ist abgehakt", versichert Buemi. Das erste Jahr der Formel E habe zudem gezeigt, dass das späte Eingreifen eines Dritten in den Titelkampf keineswegs ausgeschlossen ist. "Letztes Jahr war Piquet am Anfang der Saison nicht oben dabei. Auf einmal hat er dann schön langsam Podestplätze gesammelt. Es ist noch zu früh, um eine Prognose zu wagen", so der frühere Formel-1-Pilot.

Titelrivale di Grassi stapelt seinerseits tief. Für Buemi ist er voll des Lobes: "Sebastien ist ein erfahrener Pilot. Er war sogar länger in der Formel 1. Er ist also ein Topfahrer", so di Grassi gegenüber Motorsport-Magazin.com. Hinzu komme Buemis starker E-Bolide, denn dessen Team habe technisch derzeit die Nase vorn. "Renault hat das beste Paket. Es gibt viele Spitzenfahrer in der Formel E, aber er hat auch ein gutes Auto", findet di Grassi.

Wie also stehen die Chancen für einen erneuten brasilianischen Sieg in der elektrischen Rennserie? Di Grassi: "Es wird schwierig, sie zu schlagen. Wir werden versuchen, sie mit der Strategie zu schlagen. Wir geben unser Bestes und wenn es reicht, werden wir glücklich sein." Oder kommt am Ende wieder alles anders, und Argentinien-Sieger Bird schnappt sich den Titel auf der Zielgeraden? Es käme einem kleinen Wunder gleich, das dank der technischen Entwicklung innerhalb der Formel E inzwischen kaum noch denkbar ist.