Am Samstag ist es soweit: Erstmals rasen die Formel-E-Boliden durch Deutschland. Auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin, der 2008 geschlossen wurde, findet das achte von elf Saisonrennen statt. Seit Tagen laufen in der Bundeshauptstadt die Vorbereitungen auf Hochtouren, eine blaue Plane soll den Blick auf den 2,469 Kilometer langen Kurs vor dem historischen Hangar verdecken. Motorsport-Magazin.com verrät trotzdem erste Details zum Flughafen-Rennen in Berlin.

Gefahren wird nicht - wie viele denken - auf den ehemaligen Start- und Landebahnen des Tempelhofer Flughafens, sondern auf dem Vorfeld unmittelbar vor dem Flughafen-Gebäude. Insgesamt 17 Kurven müssen die Piloten in jeder Runde absolvieren. "Das wird das erste Mal sein, dass ich vor so einer Kulisse fahre", freut sich Nick Heidfeld auf sein Heimrennen. "Es dürfte eine ganz spezielle Atmosphäre sein."

"Es sieht so aus, als wird es ein sehr kurviger und herausfordernder Kurs werden", glaubt der Deutsche. "Viele Kurven folgen einfach gleich auf die vorherige, von daher wird das Überholen nicht einfach werden, andererseits kann man so einfacher Fehler machen, und der hinterherfahrende Pilot kann vielleicht profitieren."

Das Layout der Rennstrecke in Tempelhof, Foto: Presse/FIA
Das Layout der Rennstrecke in Tempelhof, Foto: Presse/FIA

Nach dem Start folgt eine enge 180-Grad-Linkskurve, die besonders in der ersten Runde für Durcheinander sorgen könnte. Anschließend schlengeln sich die Boliden durch drei weitere Kurven bis zur Gegengerade. Entworfen wurde der Kurs von Rodrigo Nunes.

"Die zwei langen Geraden werden für Überholmanöver und für die Nutzung des Fanboosts am besten geeignet sein", so Heidfeld, für den bereits das Training am Samstagmorgen von großer Bedeutung ist. "Es wird wichtig sein, in einen guten Rhythmus zu kommen, um viele Runden drehen und die Strecke schnell lernen zu können."

Auslaufzonen gibt es auf den engen Stadtkursen der Formel E normalerweise nicht, doch in Berlin steht ausreichend Platz zur Verfügung. "Auf Stadtkursen gibt es im Normalfall keine Auslaufzone und somit keinen Platz für Fehler", so Heidsfeld. "In Berlin könnte es hingegen etwas breiter sein, was mehr Spielraum für Fehler lässt."

"Vor allem der letzte Sektor ist sehr eng und kurvenreich", erklärte Heidfeld. "Das konnten wir schon im Simulator testen. Die ersten beiden Sektoren sind auch sehr schwierig." Die Kurven sind für einen Stadtkurs nicht üblich. "Man kann viele unterschiedliche Linien fahren. Die Herausforderung im letzten Sektor ist, dass es ein großer Wechsel des Rythmus des Kurses ist." Für Heidfeld ist die Berlin-Strecke daher der schwierigste Kurs im Kalender.

Besonders der Streckenbelag ist eine neue Herausforderung. "Es ist gar kein Asphalt hier, sondern Beton. Sehr alter Beton", berichtet Sam Bird im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Das wird bestimmt eine Rolle für die Reifen spielen. Aber das müssen wir abwarten." Auch der Brite ist von der Rennstrecke begeistert. "Das Streckenlayout ist großartig. Es ist reicht breit hier, sodass man gut überholen kann, denke ich."

"Der dritte Sektor ist sehr eng", weiß Bird. "Du hast vier Kurven oder zwei Schikanen - je nachdem wie du es nennen willst. Es ist sehr eng und gewunden." Das zerstört nach Meinung des Briten den Fluss der Runde. "Das richtig hinzubekommen wird darüber entscheiden, ob du Pole fährst oder nicht", glaubt Bird.

Nach der Absage des Formel-1-Rennens auf dem Nürburgring, freut sich die Berliner Stadtregierung über das Spektakel der neuen Elektroserie. "Berlin als internationale Stadt und Leitmetropole der Elektromobilität eignet sich hervorragend als Austragungsort für die Formel E", freute sich die Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Dabei ist Motorsport keine Neuheit in Berlin. Bis 1998 wurden auf einem Stadtkurs - der Avus - bereits Autorennen ausgetragen.

Und doch gibt es einen Unterschied zu den übrigen Rennen der Formel E. Während die Boliden in den anderen Städten durch die Innenstadt rasen, reichte es in Berlin lediglich für den ehemaligen Flughafen. Ein Rennen auf der der Straße des 17. Juni vor dem Brandenburger Tor lehnte die Stadt ab. "In Tempelhof müssen wir keine Straßen sperren oder den Verkehr unterbrechen", weiß Promoter Alejandro Agag.