DTM-Urgestein Abt Sportsline macht auch als Pionier in der neugegründeten Formel E bislang mächtig von sich reden. Mit einem Sieg und einem zweiten Rang liegt Pilot Lucas Di Grassi nach zwei ePrix bislang auf Rang eins der Fahrerwertung. Auch bei den Konstrukteuren grüßt Abt jedoch von der Tabellenspitze. Obwohl das Abenteuer Formel E für den erfolgreichen deutschen Rennstall vergleichsweise spät begann, offenbarte das Team trotz zwischenzeitlichen Entwicklungsrückstands auf die namhaften Kontrahenten von Saisonbeginn an konkurrenzfähigkeit.

"Uns war natürlich klar, dass dies ein sehr ambitioniertes Projekt wird, vor allem, da wir uns erst relativ spät bei der FIA um eine Lizenz beworben haben. Jedoch sind wir ein erfahrener Rennstall, der sich mit den Gegebenheiten des Motorsports bestens auskennt. Wir waren alles andere als blauäugig", verriet Geschäftsführer Hans-Jürgen Abt auf dem Motorsport Summit in Essen.

Nicht nur Kalkül: Intuition entscheidend

Dass trotz allen Know-Hows nach wie vor Risiken bestünden, war dem einzigen deutschen Team in der Formel E durchaus bewusst: "Es gab natürlich keine Garantien darüber, wie die Formel E anlaufen würde, ob sich das Projekt letztlich auch wirtschaftlich rentiert, aber man kann einfach nicht immer abwarten und sich dann in ein gemachtes Nest setzen. Wir sind nun seit 16 Jahren im Geschäft, und da muss man sich eben auch mal auf sein Gespür verlassen. Wir kamen spät dazu, haben uns aber durch unsere Arbeit umgehend Respekt verschafft."

Lucas Di Grassi trug sich als erster Sieger der Geschichte der Formel E in die Annalen ein, Foto: FIA Formula E
Lucas Di Grassi trug sich als erster Sieger der Geschichte der Formel E in die Annalen ein, Foto: FIA Formula E

Der sportliche Erfolg war zwar alles andere als eingeplant, zeigt für Abt aber eindeutig die Stärke seines Unternehmens: "Wir sind hier als eigenständiges Werk am Start, und ich denke, es zeigt sich, dass wir in diesen Situationen unsere kompletten Fähigkeiten ausspielen können. Wir sind über Jahre zusammengewachsen, haben viele Erfolge gefeiert und wissen, wie wir uns gegenseitig vorantreiben." Dass sein Team mit Weltnamen wie Prost, Mahindra, Penske und Andretti konkurrieren könne, macht Abt indes mächtig stolz.

Abt gerne in Rolle als innovativer Vorreiter

Auch ohne sofortigen Erfolg sieht Abt im Projekt Formel E jedoch den einzig richtigen Weg für seinen Rennstall: "Abt war und ist schon immer an Innovation im Motorsport interessiert und darauf ausgerichtet. Wir glauben fest daran, dass Elektroautos die Zukunft bilden, und wir wollen bei den Vorreitern dabei sein. Innovation hat bei uns einfach oberste Priorität." Auch das Gesamtkonzept Formel E habe ihn überzeugt: "Das ist einfach toller Sport. Es geht zur Sache, es wird hart gefightet und die Rennen waren bislang immer absolut spannend."

Wirtschaftliche Gedanken spielten allerdings ebenfalls eine Rolle bei den Beitrittsüberlegungen. "Die Formel E ist eine internationale Serie und hilft uns somit natürlich auch dabei, unsere Produkte über die Grenzen Deutschlands hinaus wirksam anzupreisen", verriet der langjährige Geschäftsführer. Trotz Investitionen von rund fünf Millionen Euro im Jahr sei das Projekt langfristig gesehen lohnenswert angelegt: "Wir haben auch unsere Partner überzeugt, dass wir zukünftig mit Sicherheit von diesem Engagement profitieren werden. Wir arbeiten ohnehin stets effizient und vor allem auch kosteneffizient."

Nationale mediale Vermarktung als Wermutstropfen

Als momentan kleiner Wermutstropfen erweist sich für Abt allerdings die momentane mediale Vermarktung der Formel E in Deutschland: "Wir hatten beim Saisonauftakt nur etwas mehr als 9000 Zuschauer, was einem Marktanteil von 0,2% entsprach. Zudem laufen die Rennen momentan nur im Bezahlfernsehen. Momentan kann man sicherlich noch nicht sagen, ob eine Übertragung im frei empfänglichen TV besser wäre, aber allgemein müssen wir in Deutschland den Gang in die Öffentlichkeit sowie eine aktive Bekanntmachung über die Medien auch noch mehr forcieren. In anderen Ländern funktioniert das schon einwandfrei und die Formel E hat weltweit wirklich großartige Märkte erschlossen."