Mick Schumacher heißt der Mann der Stunde in Formel 2 und Formel 1 zugleich. Zwischen den beiden Rennen des Doubleheaders zum F2-Saisonfinale in Bahrain bestätigte das Haas F1 Team den Ferrari-Junior als Stammfahrer für die kommende F1-Saison 2021. In Sakhir kann Schumacher nun also befreit auffahren, wenn es dieses Wochenende um die Titelentscheidung geht.

Motorsport-Magazin.com zeigt, welche Resultate Schumacher und seine vier verbliebenen Konkurrenten dafür erzielen müssen, damit es reicht - und Schumacher sich vielleicht schon vorzeitig, nach dem Hauptrennen am Samstag, zum Meister krönt.

Formel-2-Finale: Schumacher vs. Ilott

Die Ausgangslage vor dem letzten Hauptrennen am Samstag und Sprintrennen am Sonntag ist klar: Der F2-Titel wird, realistisch betrachtet, auf einen Zweikampf der Ferrari-Junioren hinauslaufen. Prema-Pilot Mick Schumacher (205) beginnt das Wochenende mit 14 Punkten Vorsprung auf Callum Ilott (191) von UNI-Virtuosi. Acht Punkte hatte der Brite am ersten Wochenende in Bahrain auf Schumacher gutgemacht. Ilott bräuchte in Sakhir also etwas mehr als eine Wiederholung, kann das aber aus eigener Kraft stemmen (dazu später mehr).

Den übrigen drei Titelkandidaten fallen allenfalls noch Außenseiterchancen zu. Schumachers künftiger Formel-1-Teamkollege bei Haas, Nikita Mazepin verfügt mit 162 Punkten und einem Rückstand von 43 Zählern noch über die besten Karten. Robert Shwartzman, der dritte Ferrari-Junior im Bunde liegt mit 159 Zählern fast aussichtslose 46 zurück, Red-Bull-Junior Yuki Tsunoda sogar 48 (157 Punkte).

Tsunoda, Shwartzman, Mazepin brauchen (nahezu) perfektes Wochenende

Weil am Wochenende insgesamt noch 48 Punkte vergeben werden, braucht der Japaner also die maximale Ausbeute, will er zumindest eine Chance haben, Schumacher abzufangen. Sprich Pole (4 Punkte) und zwei Siege (25+15) samt beider schnellster Rennrunden (2x2). Schumacher müsste dann allerdings komplett leer ausgehen, Ilott nicht mehr als 14 Punkte holen.

Punkteschlüssel Formel 2

PositionHauptrennenSprintrennen
12515
21812
31510
4128
5106
684
762
841
920
1010
Schnellste Runde22
Pole40

Tsunoda & Shwartzmann zwingend auf Pole-Punkte angewiesen

Heißt im Klartext: Tsunoda braucht mehr als nur ein Wunder. Holt er nicht die Pole, ist der Japaner bereits am Freitag aus dem Titelrennen. Dasselbe gilt für Shwartzmann. Einzig Mazepin ist bei diesem Verfolger-Trio nicht zwingend auf die vier Punkte für die Pole angewiesen. Verpasst der Russe die Pole-Punkte - und holt sie stattdessen nicht Schumacher - braucht Mazepin allerdings ebenfalls ein Wunder. Dann müsste er beide Rennen samt beider schnellster Rennrunden gewinnen.

Das alles zeigt: Realistisch geht es nur noch um Schumacher und Ilott. Bedenkt man Schumachers relative Schwäche im Qualifying in diesem Duell, ist von einer Niederlage am Freitag auszugehen. Für die weiteren Minimal-Ergebnisse, um sicher Meister werden zu können, ist es aus Sicht Schumachers dann entscheidend, ob Ilott mit dem zu erwartenden Sieg im Qualifying auch die Pole erzielt.

Schumacher vs. Ilott: Vorentscheidung schon im Qualifying?

Holt Ilott die vier Punkte für Startplatz eins (wie am ersten Wochenende in Bahrain, insgesamt fünf Saison-Poles (Schumacher 0), schmilzt Schumachers Vorsprung auf zehn Punkte. Das reicht Ilott exakt, um auch ohne Punkte für schnellste Rennrunden aus eigener Kraft Meister zu werden. Gewinnt der Brite in diesem Szenario beide Rennen vor Schumacher, würde er gleichziehen und - parallel - auch auf mehr Saisonsiege kommen. Das würde den Ausschlag zum Titelgewinn bei Punktgleichheit bringen. Bis dato gewann Ilott 2020 drei Rennen (2x Haupt, 1x Sprint), Schumacher zwei (beide Haupt). Siege in Haupt- oder Sprintrennen erachtet das Reglement dabei als gleichwertig.

Formel 1 2021: Fährt Mick Schumacher bei Haas nur hinterher? (11:17 Min.)

Deshalb benötigt Schumacher nach Ende des Hauptrennens am Samstag auch mindestens 18 Punkte Vorsprung auf Ilott, um vorzeitig Meister zu sein. 17 reichen nicht - die könnte Ilott mit Sieg und schnellster Runde erreichen und wäre dann dank mehr Siegen vierter Meister der neuen Formel 2.

So wird Schumacher schon am Samstag Meister

Das bedeutet wiederum: Schumacher muss seinen Vorsprung auf Ilott nach Qualifying und Hauptrennen um mindestens vier Punkte ausbauen. Die einfachste Variante: Er fährt Pole und beide Kontrahenten fallen aus. Allerdings darf dann Mazepin keinen perfekten Auftakt hinlegen, sonst ist plötzlich gar wieder der Russe in der Verlosung (s.o.).

Genauso gut möglich wäre ein Sieg Schumachers samt schnellster Runde (27 Punkte) - selbst bei Ilott-Pole und P2 für den Briten (22 Punkte) wäre das genug. Fällt Ilott aus und keiner der beiden Stand auf Pole, reicht Schumacher ein achter Platz zum Titelgewinn - wieder nur, wenn Mazepin nicht die Maximalausbeute mitnimmt (31 Punkte für Pole, FL & Sieg). Um auch den Russen rechnerisch aus dem Spiel zu nehmen, müsste Schumacher Siebter werden.

Perfektes Wochenende reicht Ilott sicher zum Titel

Minimalanforderungen, die Schumacher mit Blick auf das gesamte Wochenende sicher reichen, gibt es unterdessen nicht. Bei nur 14 Punkten Rückstand kann Ilott noch aus eigener Kraft Meister werden. Mit einem perfekten Wochenende würde der Brite 48 Punkte, also auf 239 Punkte kommen. Das wäre für Schumacher unerreichbar. Mehr als 30 Punkte für zwei zweite Plätze, also insgesamt 235, wären nicht mehr zu holen.