Bei Mick Schumachers zweitem Sieg in der Formel-2-Saison 2020 lief nicht alles so kontrolliert ab, wie es von außen den Anschein hatte. In der Pressekonferenz nach dem Hauptrennen von Sotschi räumte der Prema-Fahrer ein, sein Team erst in der Boxeneinfahrt darüber informiert zu haben, dass er zum Reifenwechsel kommt.

"Ich habe auf der Geraden den Call für den Boxenstopp bekommen", beschrieb er die Situation. "Aber ich habe gesagt, dass ich länger fahren könne. Im letzten Sektor sind die Reifen aber eingebrochen. Ich habe schließlich doch den Boxenstopp angefragt. Ich bin dann in die Box gefahren, weil die anderen gekommen sind. Dann habe ich gefunkt, dass ich schon in der Boxeneinfahrt sei. Das Team war etwas überrascht. Aber die Mechaniker haben es hinbekommen. Es hätte schiefgehen können, aber zum Glück lief alles gut."

Die TV-Zuschauer sahen wie es rund um die Box des Teams hektisch wurde. Die Auflösung folgte wenige Sekunden später: Nach Schumachers Absage wurde sein Teamkollege Robert Shwartzman zum Reifenwechsel einbestellt. Nun musste sich die Crew allerdings auf einen Doppelstopp einstellen. Wäre beim ersten Reifenwechsel etwas schiefgegangen, hätte auch der zweite Prema-Fahrer Zeit verloren. Ohnehin lief der Stopp des Russen nicht rund. Beim Montieren der Hinterreifen gab es Schwierigkeiten.

Windschatten hilft Schumacher beim Start

Bereits beim Start legte Schumacher den Grundstein zum Sieg. Er ging als Dritter ins Rennen und machte eine Position gut. Damit lag er hinter Leader Yuki Tsunoda auf Platz zwei. "Beim Start haben wir in diesem Jahr den Sprung gemacht, den wir machen wollten. Aber hier ist auch der Windschatten sehr effektiv. Sobald du ausscherst, ist der Effekt wieder weg. Dass Yuki auf der Innenseite war, war der richtige Move."

Von da an musste der 21-Jährige auf eine Gelegenheit im Rennverlauf hoffen, um seinen Kontrahenten zu überholen. Diese Chance ergab sich nach dem Reifenwechsel in der zweiten Rennhälfte. "Er steckte hinter Artem Markelov fest und kam nicht vorbei", so Schumacher über Tsuodas Situation. "Das hat uns alle ein bisschen näher zusammengebracht. Ich wollte aber nicht, dass Callum Illot von hinten zu stark aufschließt. Deswegen wollte ich den Move so schnell wie möglich machen. Dann hat Markelov gestoppt, wodurch Yuki in den letzten Kurven nicht mehr in verwirbelter Luft gefahren ist."

Auf der Start-/Ziel-Geraden holte Schumacher in der 19. Runde dank DRS- und Windschattenunterstützung schließlich auf. "Ich war besorgt, dass ich etwas zu weit weg wäre. Aber Yuki hat sich ein bisschen verbremst. Ich habe die Innenseite genutzt, was funktioniert hat."

Trotz des Sieges denkt der Meisterschaftsführende noch an eine verpasste Chance beim gestrigen Qualifying zurück. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com sagte er: "Es gibt immer Dinge, die du verbessern kannst. Es funktioniert nicht alles problemlos. Im Qualifying haben wir nicht alles herausgeholt. Wir hatten das Potenzial für die Pole Position. Auch im Rennen waren andere Fahrer schneller. Wir müssen verstehen, warum sie so schnell waren und versuchen, das morgen besser zu machen."

Das wird beim Rennen Sonntag umso wichtiger sein. Aufgrund der umgedrehten Startaufstellung wird Schumacher als Achter in den 20. Lauf der Saison 2020 starten.