Luca Ghiottos riskantes Pokerspiel geht auf: Er ist neben Giuliano Alesi der einzige Fahrer, der beim Formel-2-Rennen in Budapest keinen freiwilligen Boxenstopp einlegt und hält in einem spannenden Finale Callum Ilott in Schach. Dahinter holt Mick Schumacher seinen zweiten Podiumsplatz im Rahmen des Ungarn-GP.

Die Startaufstellung: 1. Callum Ilott, 2. Louis Deletraz, 3. Jehan Daruvala, 4. Felipe Drugovich, 5. Luca Ghiotto, 6. Mick Schumacher

Die Startphase: Ilott münzte auf inzwischen nur noch stellenweise feuchter Strecke die Pole sofort in eine deutliche Führung um, während dahinter Ghiotto Deletraz den zweiten Platz abnahm. Nikita Mazepin reihte sich als Vierter ein vor Schumacher, der Daniel Ticktum zu Beginn der zweiten Runde hinter sich ließ. Ticktum fiel danach aufgrund von Leistungsverlust bis auf den zwölften Platz zurück und steuerte nach vier Runden die Box an.

Der Rennverlauf: Schumacher kassierte kurz darauf Mazepin für P4, während vorne Ilott ein Polster von knapp vier Sekunden verwaltete. Einmal an Mazepin vorbei, schloss Schumacher auch rasch die Lücke zu Deletraz. In Runde 10 war auch der Schweizer fällig und Schumacher damit schon Dritter, hatte aber fünf Sekunden Rückstand nach vorn. Deletraz musste kurz darauf auch Mazepin und Robert Shwartzman ziehen lassen.

Der Schweizer entschied sich gegen Halbzeit - wie einige Kollegen - für einen freiwilligen Reifenwechsel. Damit reagierte man auf den extremen Reifenabbau im Hauptrennen. In Runde 17 suchte mit Schumacher der erste Top-Fahrer seine Crew auf, anschließend kamen auch fast alle anderen Fahrer an der Spitze nach und nach an die Box. Pech für Schumacher: Bei ihm lief nicht alles reibungslos ab, was ihn stoppbereinigt hinter Ilott und Deletraz zurückwarf.

Die Schlussphase: Ghiotto pokerte hoch und blieb draußen. Damit hatte er als Führender ein Polster von knapp 30 Sekunden auf gebrauchten Reifen zu verwalten. Allerdings verlor er auch mehrere Sekunden pro Runde auf die Fahrer, die drin waren. Es reichte für Ghiotto: Er rettete 0,4 Sekunden Vorsprung auf Ilott ins Ziel. Mick Schumacher erkämpfte sich den dritten Platz vor Shwartzman und Mazepin.

So lief es für Mick Schumacher: Der Hungaroring und Mick Schumacher - das passt einfach. In der Anfangsphase arbeitete sich Schumacher bis auf den dritten Platz nach vorne und konnte diesen locker behaupten. Wie fast alle Konkurrenten entschloss sich Schumacher zu einem freiwilligen Boxenstopp, der allerdings nicht reibungslos ablief. Schumacher kämpfte sich aber zurück und fuhr als Dritter erneut auf das Siegertreppchen.

Mick Schumacher schmeißt Rennen fast vorm Start weg

"Wir sind auf feuchter Strecke gestartet, von daher war es zu Beginn ein wenig tricky. Schon auf der Runde in die Startaufstellung hätte ich fast das Auto verloren. Es wäre eine Herausforderung gewesen, auf Regenreifen zu starten. Aber wir haben ein gutes Rennen hingekriegt. Ich glaube, ich habe zu Beginn ein paar Positionen verloren, konnte die aber wieder gutmachen", kommentierte Schumacher sein Rennen.

Einmal im Rhythmus drin, glühten die Drähte zwischen Schumacher und seiner Prema-Crew: "Danach war ich ständig mit dem Team in Kontakt und wir haben überlegt, welche Strategie wir wählen sollen. Das war auf jeden Fall die richtige Strategie für uns. Luca hat es geschafft, die Reifen über die Distanz zu bringen, was schon eine Herausforderung war. Gratulation an ihn. Das Team hat fantastische Arbeit geleistet und wir konnten uns belohnen."

Entscheidend dabei: Die Situation rund um Louis Deletraz, hinter den Schumacher beim Stopp wieder zurückfiel. "Das hat uns am Ende ein paar Runden in der Reifen-Haltbarkeit gekostet. Aber das Manöver gegen ihn in die letzte Kurve hinein war großartig, und wir haben noch gegen ein weiteres Auto [Giuliano Alesi, Anm. d. Red.] gekämpft", berichtete Schumacher.

Das Fazit des Deutschen nach zwei dritten Plätzen auf dem Hungaroring: "Aus meiner Sicht haben wir genau das gebraucht!" Nach problembehafteten ersten Wochenenden stand er schon unter Druck. Zumal Teamkollege und Formel-2-Rookie Robert Shwartzman als Gesamtführender nach Ungarn gereist ist. Schumacher und der gesamte Formel-2-Zirkus können sich nun auf ein freies Wochenende freuen, ehe es nach Silverstone geht.