Über fünf Monate sind seit dem schweren Unfall im Formel-2-Hauptrennen von Spa vergangen, an dessen Folgen Anthoine Hubert verstarb, und bei dem sich Juan Manuel Correa schwer verletzte. Nun hat die FIA die Untersuchung des Unfalles abgeschlossen und die Ergebnisse veröffentlicht.

Das Fazit bleibt: Es war eine Verkettung unglücklicher Umstände. Schuld kann niemandem zugewiesen werden, weder den Fahrern noch den Rettungskräften vor Ort.

Unfallhergang: Von Alesi zu Boschung zu Hubert zu Correa

Der Unfallhergang ist jedenfalls geklärt. Ausgelöst hat die Kettenreaktion ein Dreher von Giuliano Alesi, der am Ausgang der Senke, die den Beginn des Kurvenkomplexes Eau Rouge-Raidillon markiert, das Heck verlor. Luftdruck-Verlust in Alesis rechtem Hinterreifen dürfte dabei eine Rolle gespielt haben, vermutet die Untersuchung - womöglich ein Plattfuß.

Alesi drehte sich zuerst in die Reifenstapel auf der linken Seite, dann zurück auf die Strecke. Die nachfolgenden Fahrer Ralph Boschung und Anthoine Hubert versuchten, nach rechts in die Auslaufzone auszuweichen. Fast gleichzeitig, 1,8 Sekunden nach dem Einschlag Alesis, wurden erstmals gelbe Flaggen geschwenkt.

Da waren Boschung und Hubert aber bereits im Ausweichen begriffen. Boschung verzögerte etwas mehr, womit er Hubert überraschte, der daraufhin versuchte, weiter nach rechts auszuweichen. Es ging sich nicht aus, Hubert fuhr sich mit 262 km/h an Boschungs Heck den Frontflügel ab und rutschte in die Reifenstapel auf der rechten Seite der Raidillon-Kuppe.

Nach dem Einschlag drehte sich Huberts Auto zurück in Richtung Strecke - in die Fahrbahn von Juan Manuel Correa, der sich allerdings an einem der Trümmer von Alesis Auto den Frontflügel abgefahren und die Aufhängung beschädigt hatte. Correa, nun ohne Kontrolle über sein Auto, rutschte geradeaus in die Auslaufzone und in einem Winkel von 86 Grad ins stehende Auto von Hubert. Der wurde dadurch nochmals in die Reifenstapel, dann zurück auf die Strecke geschleudert, während Correas Auto sich überschlug und auf der anderen Seite der Strecke kopfüber zu liegen kam.

Schwere Einschläge für Hubert und Correa

"Die Dynamiken des Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Einschlages waren, was Tempo und Richtung angehen, so, dass extreme Mengen von Energie weitergeleitet und abgebaut wurden", heißt es im Bericht der FIA, "was zu einem nicht zu überlebenden Trauma bei Anthoine Hubert und zu sehr schweren Verletzungen bei Juan Manuel Correa führte."

Huberts erster Einschlag in die Absperrung geschah mit 216 km/h, bei einer Verzögerung von 33,7 g. Nach dem Einschlag kam er in der Auslaufzone fast zum Stillstand, wo ihn Correa mit 218 km/h im beinahe rechten Winkel rammte. Hubert war dabei einer Verzögerung von 81,1 g ausgesetzt, bei Correa waren es 65,1 g. Der Einschlag war so schwer, dass Huberts Auto vom Stand weg wieder auf 105,4 km/h beschleunigt wurde, und dann ein zweites Mal schwer in die Reifenstapel einschlug.

FIA findet keine Schuld bei Fahrern, Helfern

Wie aus dem Unfall-Hergang hervorgeht, kann keinem Fahrer die Schuld zugesprochen werden. Der Unfall geschah zu schnell, als dass Flaggensignale oder falsche Reaktionen darauf eine Rolle gespielt hätten. 1,8 Sekunden nach Alesis Einschlag wurden gelbe Flaggen gezeigt, 1,5 Sekunden später rammte Correa die Trümmer von Alesis Auto, 1,6 Sekunden danach kollidierte Correa mit Hubert, 2,5 Sekunden danach wurden doppelt gelbe Flaggen geschwenkt, und 2,7 Sekunden später wurde bereits die rote Flagge gezeigt.

Genauso waren die Rettungskräfte schnell und effizient: Zwölf Sekunden nach dem Unfallbeginn setzten sie sich in Bewegung, nach 54 Sekunden waren sie bei Hubert und nach 69 Sekunden bei Correa.

"Verbesserungen der Sicherheit sind ein andauernder Prozess, also werden die Schlussfolgerungen von diesem Unfall und anderen vergleichbaren Unfällen in die Arbeit der FIA integriert werden, um die Sicherheit im Motorsport weiter zu verbessern", schließt der Bericht.