Formel-2-Pilot Juan Manuel Correa kämpft ein halbes Jahr nach seinem schweren Unfall in Spa-Franorchamps weiter gegen seine Verletzungen. Im Gespräch mit dem Nachrichtensender n-tv äußerte sich der US-Amerikaner nun ausführlich zu den Geschehnissen nach dem Horrorunfall, der Anthoine Hubert das Leben kostete. Das Verhalten der FIA ihm gegenüber kritisiert er dabei scharf.

"Da war niemand von der FIA oder jemand, der sich um mich gekümmert hat", so Correa, der den Unfall mit schwersten Beinverletzungen überlebt hatte und wenige Tage nach den ersten Operationen im Krankenhaus von Lüttich selbst mit dem Tod rang, nachdem ein Lungenversagen bei ihm zum Atemstillstand geführt hatte.

Während Huberts Familie nach dem tragischen Verlust Betreuung durch die Offiziellen erhielt, wurden Correa und seine Angehörigen offenbar alleine gelassen. "Jeder ist nach dem Unfall nach Monza gefahren am nächsten Tag, ich bin im Krankenhaus geblieben und ich bin vier Tage nach dem Unfall fast gestorben," sagt der 20-Jährige.

Correa kämpfte mehrere Wochen gegen den Tod

Mehrere Wochen kämpfte er in Belgien um sein Leben. "Der Grund, dass ich fast gestorben wäre, war wegen der starken G-Kräfte, die du nur nach einem so schweren Unfall haben kannst", erklärt er. Die Ärzte waren unmittelbar nach dem Crash darauf fokussiert, sein rechtes Bein vor der Amputation zu bewahren.

Mit Schäden an der Lunge rechneten sie offenbar nicht: "Die Ärzte im Krankenhaus in Belgien wussten nicht, was das ist, denn sie haben noch nie jemanden gesehen, der so einen starken Aufschlag überlebt hat", so Correa, der erst drei Wochen nach dem Unfall wieder permanent aus dem künstlichen Koma erwachte.

Das Ausmaß der schrecklichen Ereignisse vom 31. August 2019 wurde ihm allerdings unmittelbar danach bewusst: "Ich erinnere mich an den ganzen Unfall bis zu dem Zeitpunkt, wo sie mich betäubt haben. Danach bin ich erst am nächsten Tag im Krankenhaus in Belgien aufgewacht. Ich sah meine Beine und registrierte, wie stark sie verletzt sind und dass ich starke Schmerzen hatte."

Formel-1-Hoffnung Anthoine Hubert fand 2019 in Spa im Alter von nur 22 Jahren den Tod, Foto: LAT Images
Formel-1-Hoffnung Anthoine Hubert fand 2019 in Spa im Alter von nur 22 Jahren den Tod, Foto: LAT Images

Correa berührt von Unterstützung durch Huberts Familie

Das Schicksal seines Fahrerkollegen traf ihn allerdings noch schwerer als die eigene Situation. "Der härteste Moment war, als ich erfahren habe, dass Anthoine verstorben ist", sagt der Rennfahrer mit ecuadorianischen Wurzeln. Die Familie Huberts schickte ihm und seinen Verwandten wenig später ihre Unterstützung.

"Ein paar Wochen nach dem Tod ihres eigenen Sohnes haben sie mir Nachrichten ins Krankenhaus geschickt, mir für die Operationen alles Gute gewünscht", so Correa. "Das war wirklich toll für mich und mental so eine große Hilfe diese Unterstützung zu haben."

Trotz Beinverletzung: Correa glaubt weiter an Formel-1-Traum

In den fünf Monaten seit dem Unfall hat er gelernt, nach vorne zu schauen. Die volle Dauer seines Genesungsprozesses lässt sich für ihn zwar noch nicht abschätzen, doch die Rückkehr ins Cockpit ist für ihn bereits beschlossene Sache: "Selbst wenn es zwei Jahre dauert, um zurückzukommen, werde ich zurückkommen. Da bin ich mir sehr sicher. Ich vermisse das Rennenfahren sehr, jeden Tag."

Auch das ganz große Ziel im Motorsport hat er noch nicht ganz abgeschrieben: "Warum nicht? Wenn ich alles, was möglich ist, in der Reha mache. Rennen fahren ist nicht wie Ballett oder Fußball, du musst nicht Hundertprozent auf den Beinen sein. Die Hände und der Kopf sind wichtig und das ist ok. Ich muss das Bein gut genug hinbekommen, dass ich Gas und Bremse treten kann, dann kann ich jedes Auto auf der Welt fahren."