Red Bull wagt mit IndyCar-Pilot Patricio O’Ward spontan den Schritt nach Europa. Der Mexikaner gibt am kommenden Wochenende im Rahmen der Formel 1 überraschend sein Debüt in der Formel 2. Im Unterhaus der Königsklasse ersetzt er am Red Bull Ring den gesperrten Mahaveer Raghunathan bei MP Motorsport.

"Ich glaube, ich habe in meinem ganzes Leben noch nie etwas erlebt, das so last-minute ist", sagt der 20-Jährige gegenüber dem US-Amerikanischen Motorsportportal Racer.com. Das Nachwuchstalent aus Monterrey zählt erst seit Anfang Mai zum Nachwuchskader von Red Bull und fuhr bisher nur auf der anderen Seite des Atlantiks Rennen.

Die Chance auf das Debüt in Europa eröffnete sich durch den nicht ganz unumstrittenen indischen Formel-2-Piloten Mahaveer Raghunathan. Dieser hatte nach einer von Anfang an problematischen Saison in Le Castellet mit neun Strafpunkten an nur einem Wochenende den Vogel abgeschossen und war daraufhin für ein Rennwochenende gesperrt worden.

O’Ward ohne Druck: Formel 2 völliges Neuland

O’Ward, am vergangenen Wochenende noch beim IndyCar-Rennen auf der Road America im Einsatz, erhielt wie aus heiterem Himmel den Anruf von Dr. Helmut Marko, sich schnellstmöglich auf den Weg nach Europa zu machen. "Ich freue mich auf diese Chance. Sie ist für meine Karriere großartig, sowie für meine Entwicklung", so O’Ward.

In der IndyCar gab er beim Finale 2018 in Sonoma ebenfalls kurzfristig sein Debüt und wurde Neunter. In der Formel 2 erwartet ihn am kommenden Wochenende hingegen eine völlig neue Herausforderung. "Ich gehe stocknüchtern an die Sache heran. Ich kenne die Rennstrecke nicht, ich kenne das Auto und die Reifen nicht und es ist mein erstes Mal mit diesem Team. Das wird also eine schwierige Aufgabe", erklärt er.

"Ich steige zur Mitte der Saison ein, und die anderen Jungs kennen das Auto schon viel länger als ich. Außerdem ist es nicht einfach zu fahren. Die Reifen müssen auf eine sehr spezielle Weise gefahren werden. Es wird eine Zeit brauchen. Ich schätze, da wird meine Anpassungsfähigkeit wieder einmal geprüft."

Seinen Vorkenntnissen entsprechend geht er ohne zu viel hausgemachten Druck an die Sache heran: "Es ist nicht das erste Mal, dass ich vor einer schweren Herausforderung stehe. Ich bin gespannt, wie gut ich mich anstelle. Ich werde wie bei allem 110 Prozent geben. Ich bin mir sicher, dass wir ein gutes Resultat erzielen können, wenn wir es in den Griff bekommen und ich ausreichend Zeit im Auto habe, um mich wohl zu fühlen."

O’Ward in der IndyCar 2019 bisher ohne Erfolg

O’Ward bringt aus den USA eine Menge Selbstvertrauen mit - obwohl es für ihn 2019 bisher nicht nach Plan lief. Nachdem er 2018 den Titel in der Indy Lights gewann, deutete alles auf einen Senkrechtstart in der IndyCar hin. Doch wenige Wochen vor dem Saisonstart in St. Petersburg verlor er sein Cockpit bei Harding Steinbrenner Racing, aufgrund eines Fehlers des Team-Managements.

Daraufhin erhielt er einen Vertrag von Carlin für ausgewählte Rennen. Das Engagement mit dem britischen Team fruchtete bisher noch nicht. Ein achter Platz in Austin war bisher das höchste der Gefühle. Bei den Indy 500 schaffte er wie Teamkollege Max Chilton und der von Carlin unterstütze McLaren-Pilot Fernando Alonso die Qualifikationshürde nicht.

Trotz des Ausflugs in die Formel 2 ist das Kapitel IndyCar für ihn aber immer noch so aktuell wie eh und je. "IndyCar ist noch nicht erledigt. Das hier ist erstmal nur eine einmalige Sache, um zu sehen wie es dort drüben ist. Ich bin immer noch sehr neu und unsicher, was in meiner Zukunft passieren wird", sagt O’Ward.