Das war dein erstes Formel-2-Wochenende, und du fährst gleich auf das Podium. Zufrieden?
Maximilian Günther: Auf jeden Fall, ich habe an dem Wochenende extrem viel gelernt. Besonders heute war es ein sehr gutes Rennen für uns, wir haben einen sehr guten Job gemacht mit dem Reifen-Management.

Wie liefen denn deine Rennen gestern und heute?
Maximilian Günther: Gestern ist leider im Rennen der Funk ausgefallen, darum war ich da auf mich alleingestellt. Heute bin ich von P1 gestartet. Mein Start war nicht optimal, mit zu viel durchdrehenden Rädern. Das war aber im Endeffekt egal, weil Nyck de Vries auf einer anderen Strategie war als ich. Ich hab ihn dann am Anfang ziehen lassen und dann auch in Kauf genommen, dass Artem Markelov durchgeht. Einfach, um meine eigene Pace im Rennen zu gehen, was gerade am Anfang sehr wichtig ist. Ich hab dann die zweite Rennhälfte versucht, meine Reifen zu managen, was dann für alle einschließlich für mich sechs bis sieben Runden vor Schluss kompliziert wurde. Die Reifen haben extrem abgebaut und du hattest dadurch extreme Bremsprobleme.

Wir haben auch einige Verbremser gesehen.
Maximilian Günther: Ein, zwei Bremsplatten hatte ich auch mit drin, die waren zum Glück nicht zu stark. Ich habe dann am Ende das Ganze unter Kontrolle gehabt. Die hinter mir haben dann gekämpft und hatten die gleichen Probleme wie ich. Super Start ins erste Formel-2-Wochenende, gute Punkte, und darauf können wir aufbauen.

Wirst du Sergio Sette Camara heute noch einen ausgeben? Weil Norris hätte ja schneller gekonnt.
Maximilian Günther: Glaube ich nicht, weil Sette Camara hatte in den letzten Runden kein DRS mehr, und Norris schon. Also wenn er schneller gewesen wäre, wäre er vorbeigefahren. Er war vielleicht ein ticken schneller als Camara, aber nicht so, dass er ihn jetzt wirklich überholen hätte können.

Wie zufrieden bist du mit eurem Paket?
Maximilian Günther: Ich bin wirklich zufrieden. Wir haben gute Fortschritte gemacht. Klar, gibt es noch einige Dinge zu optimieren, aber wir wissen, an welchen Stellschrauben wir wahrscheinlich drehen müssen. Ich freue mich schon auf die nächsten Rennen.

Was fehlt noch, um ganz vorne mitzufahren?
Maximilian Günther: Gut, zum einen im Qualifying, da war deutlich mehr Potential, Top-5 wäre drinnen gewesen. Wir hatten leider ein paar Schwierigkeiten, darum nur Platz 10, was ein bisschen enttäuschend war. Wir haben noch ein gutes Ergebnis rausgeholt im ersten Rennen, aber ich hatte extrem viele Fights, und da kannst du deine Reifen nicht so managen, wie du solltest.

Wie groß ist der Unterschied zur Formel 3?
Maximilian Günther: Es ist eine bisschen andere Denkweise als in der Formel 3, wo du permanent am Kämpfen bist, wenn es was zum Kämpfen gibt. Ich glaube, heute waren wir unterwegs in die richtige Richtung, weil ich im Sprintrennen einfach gezeigt habe, dass ich vorne mit Markelov und den anderen Jungs voll mitfahren kann, ohne größere Probleme. Es hat sich ausgezahlt, was wir über Nacht geändert haben.

Hast du den Sweetspot der Pirelli-Reifen schon gefunden?
Maximilian Günther: Es waren in extrem kurzer Zeit für mich sehr viele Dinge, unter anderem die Reifen. Ja, ich verstehe sie immer besser, aber da ist auch noch Potential. Mit der Basis bin ich zufrieden, und darauf kann ich aufbauen.

Dein Start war nicht ganz optimal, auch andere hatten Probleme. Woran liegt das?
Maximilian Günther: Das sind neue Autos, und die Kupplung ist noch aggressiv und schwer zu kontrollieren, gerade beim Fahren in die Einführungsrunde. Die Chance, das Auto abzuwürgen, ist beim normalen Losfahren bei 50/50.

Was bedeutet das für den Start?
Maximilian Günther: Jeder hat seine eigene Methode. Du musst einfach schauen, dass du konservativ gut wegkommst und nicht das Risiko hast, dann stehenzubleiben.

Ihr wisst also, was ihr verändern wollt. Was ist das Ziel? Wer sind die Favoriten auf die Meisterschaft?
Maximilian Günther: Ich glaube, es sind schon die erfahrenen Leute, oder auch Norris, der gut vorbereitet in die Saison geht - die werden ganz vorne sein. Um ehrlich zu sein, mache ich mir da jetzt keinen großen Kopf. Ich möchte natürlich immer gewinnen und ganz vorne sein, aber ich will das Ganze nicht erzwingen. Du musst einfach deine Hausaufgaben machen, dich selbst als Fahrer immer verbessern. Ich möchte jetzt keine Spekulationen machen, ob es für den Titel oder für die vorderen Plätze in der Meisterschaft reicht.

Wie hast du es jetzt endlich in die Formel 2 geschafft?
Maximilian Günther: Für mich als Normalsterblichen ist es immer von Sponsoren abhängig. Es ist ein Riesenschritt von Formel 3 auf Formel 2. Dank meinem Partner BWT habe ich die Möglichkeit, hier in der Formel 2 zu fahren, dafür bin ich auch extrem dankbar.

Bei dir waren ja schon Tourenwagen im Gespräch... jetzt, da du in der Formel 2 bist, ist die Formel 1 das ultimative Ziel?
Maximilian Günther: Die Formel 1 war, seit ich ein kleines Kind bin, immer mein Ziel und wird es auch definitiv bleiben. Für mich waren Tourenwagen eigentlich nie ein Thema, ich wollte immer Formel-Autos oder Prototypen.

War die DTM mit Mercedes nicht eine Möglichkeit?
Maximilian Günther: Gut, DTM ist für mich kein Tourenwagensport, aber ja, DTM war ein Thema. Nach dem Mercedes-Ausstieg war mir aber klar, dass ich da keine Zukunft haben werde. Darum war mein Ziel der Aufstieg von der Formel 3 in die Formel 2. Und jetzt mit dem Doppel-Programm, wo ich zugleich Test- und Ersatzfahrer in der Formel E bin, ist das ein super Paket und eine Top-Basis für die Zukunft.