Giancarlo Minardi war seit seiner Kindheit vom Motorsport begeistert. Er fuhr in jungen Jahren selbst Rennen, ehe er 1980 als 32-Jähriger mit Hilfe des Mäzens Piero Mancini sein eigenes Formel-2-Team gründete. Es folgten fünf erfolgreiche Jahre, unter anderem mit Fahrern wie Beppe Gabbiani, Johnny Cecotto, Alessandro Nannini, Paolo Barilla und Michele Alboreto. Der spätere Ferrari-Fahrer holte 1981 in Misano den einzigen Sieg des italienischen Teams in dieser Serie.

Debüt und erster Punkt

1985: Minardi wagte den Schritt in die Formel 1., Foto: Sutton
1985: Minardi wagte den Schritt in die Formel 1., Foto: Sutton

1985 wagte Minardi den Schritt in die Formel 1. Pierluigi Martini stellte beim Großen Preis von Brasilien in Rio de Janeiro den Minardi M185 mit Cosworth-Motor auf den 25. Startplatz, schied aber im zweiten Renndrittel aus. Es war auch Martini, der 1988 in Detroit den ersten Punkt für Minardi einfuhr und ein Jahr später den Grand Prix von Portugal eine Runde lang anführte.

Nur selten konnte sich der Rennstall in den kommenden Jahren in Szene setzen, drei vierte Plätze durch Christian Fittipaldi und Martini blieben die größten Erfolge des Teams aus Faenza. Dafür galt der italienische Rennstall als Talentschmiede, Fahrer wie Giancarlo Fisichella und Mark Webber feierten ihr Debüt in einem Minardi. Jarno Trulli und Alessandro Zanardi bekamen zu Beginn ihrer Karriere ebenfalls eine Chance in diesem Team. "Ich sah es schon immer als meine größte Aufgabe, Talente zu finden und zu fördern", sagte Giancarlo Minardi einst.

Pierluigi Martini holte den ersten von insgesamt 38 Punkten, Foto: Sutton
Pierluigi Martini holte den ersten von insgesamt 38 Punkten, Foto: Sutton

Vom Nobody zum Weltmeister

Im Jahr 2001 betrat ein Fahrer die Formel-1-Bühne, der später für große Furore sorgen sollte. Fernando Alonso bestritt in Australien seinen ersten Grand Prix in einem Minardi. Ein zehnter Platz in dieser Saison sollte sein bestes Ergebnis bleiben. Er vermochte aber des Öfteren die überlegene Konkurrenz zu ärgern - und seinen späteren Arbeitgeber Renault. Sein Förderer Flavio Briatore, der damals bereits einen beträchtlichen Anteil am italienischen Rennstall besaß, sah im Spanier den kommenden Champion. Er sollte mit dieser Einschätzung Recht behalten.

Fernando Alonso ließ des Öfteren sein späteres Weltmeisterteam hinter sich - im Minardi., Foto: Sutton
Fernando Alonso ließ des Öfteren sein späteres Weltmeisterteam hinter sich - im Minardi., Foto: Sutton

Nach einem weiteren Testjahr für Renault, kürte sich Alonso in Ungarn 2003 zum bis dahin jüngsten Grand-Prix-Sieger der Formel-1-Geschichte und führte die Franzosen 2005 und 2006 zu zwei WM-Titeln. Der Spanier zählte zu den ersten Gratulanten, nachdem Sebastian Vettel mit seiner Triumphfahrt in Monza 2008 den ersten Sieg für das ehemalige Minardi-Team eingefahren hatte: "Ich bin überglücklich. Bei Toro Rosso sind noch 90 Prozent der damaligen Minardi-Crew dabei, sie haben sich diesen Erfolg verdient."

Hoffnungsschimmer und Achtungserfolge

Bereits 1996 hatte Giancarlo Minardi Schwierigkeiten, ein Budget für die laufende Saison aufzustellen. Als letzten Ausweg musste er 70 Prozent der Anteile an Investoren, angeführt von Flavio Briatore, abgeben. 2001 schien die Rettung des maroden Teams in Sicht. Der Flugunternehmer und Gründer verschiedener Airlines, Paul Stoddart, kaufte das Team, Giancarlo Minardi blieb Geschäftsführer.

Doch auch der wortgewandte Australier und stete Kritiker von FIA-Präsident Max Mosley konnte den Abstieg des Teams aufgrund fehlender Unterstützung seitens der Automobilkonzerne nicht verhindern. Es blieb in den kommenden Jahren bei kleinen Achtungserfolgen wie jenem fünften Platz von Mark Webber bei seinem Sensationsdebüt beim Australien Grand Prix 2002.

Mark Webber debütierte 2002 für Minardi in der Formel 1, Foto: Sutton
Mark Webber debütierte 2002 für Minardi in der Formel 1, Foto: Sutton

Rückzug ins Privatleben

Im September 2005 war das Kapitel Minardi und Formel 1 nach 20 Jahren endgültig abgeschlossen. Es erfolgte die komplette Übernahme durch den Getränkehersteller Red Bull. Trotz Proteste zahlreicher Fans auf der ganzen Welt wurde der Name in Toro Rosso geändert.

Das letzte Teamfoto beim China GP 2005, Foto: Sutton
Das letzte Teamfoto beim China GP 2005, Foto: Sutton

In 340 Rennen erzielte der Rennstall aus Faenza lediglich 38 Punkte, erreichte jedoch Kultstatus unter den Motorsportfans. Giancarlo Minardi zog sich nach zwei weiteren Jahren als Teammitbesitzer in der Formel 3000 in seinen Heimatort Faenza zurück und kandidierte 2010 sogar als Bürgermeister.

Dem Motorsport ist der Italiener bis heute verbunden geblieben und kommentiert nach Lust und Laune das aktuelle Geschehen auf und abseits der Rennstrecken. So meldete er sich auch kürzlich zu Wort und kritisierte die Entscheidung, Marussia nicht mit dem Vorjahresauto antreten zu lassen, scharf. Kleine Teams halten eben zusammen.