"Unsere Fahrer dürfen gegeneinander kämpfen." Diesen Satz betonten Ron Dennis und Martin Whitmarsh in den vergangenen Wochen immer wieder. Die "Teamtaktik" von Monaco sei ein Einzelfall gewesen. Dort sei es eben nicht sinnvoll und viel zu gefährlich, wenn man die Fahrer gegeneinander kämpfen lasse. "Aber später in der Saison, auf anderen Strecken, werden sie gegeneinander kämpfen", kündigte man schon damals an. In Indy war es soweit.

Schon am Start beharkten sich Lewis Hamilton und Fernando Alonso. Doch die Reihenfolge blieb unverändert. Im mittleren Stint kam es dann zum ersten Duell. Alonso kämpfte sich immer näher an seinen Teamkollegen heran, nach einer Gruppe Überrundeter war er am Heck des Briten, zog eingangs der 38. Runde am Ende der Zielgeraden aus dem Windschatten - und scheiterte. Hamilton wehrte sich, fuhr Kampflinie und hielt Alonso hinter sich.

Schon eine Runde später gab es die Beschwerde des heißblütigen Spaniers: Alonso zog auf der Zielgeraden ganz nach rechts, fuhr knapp am Kommandostand vorbei und hob die Hand in Richtung Teamführung. Zu Renaultzeiten beschwerte er sich schon einmal darüber, dass ihn ein langsamer Teamkollege nicht vorbeiließ, damals über Funk, diesmal optisch offensichtlich direkt während des Rennens.

Die letzte Runde der Boxenstopps ging klar an Hamilton. Er kam eine Runde nach Alonso zum zweiten Stopp, bremste extrem spät und kam deutlich vor dem Spanier zurück auf die Strecke. Zu einem weiteren Duell um die Führung sollte es nicht mehr kommen - Alonso fuhr konstant mit rund 1,8 Sekunden hinter Hamilton her und fügte sich in sein Schicksal, welches da lautete: Platz 2. In der WM liegt er nun 10 Zähler hinter seinem Teamkollegen.

Hinter der silbernen Liga überquerten die Ferrari im Doppelpack die Ziellinie. Felipe Massa erkämpfte sich den letzten freien Podestplatz, Kimi Räikkönen fuhr auf Platz 4. Dahinter belegte Räikkönens Landsmann Heikki Kovalainen nach einer starken Leistung Platz 5. Immerhin drei WM-Punkte gab es für Jarno Trulli, der Platz 6 von Nico Rosberg erbte. Dessen Motor ging vier Runden vor Rennende ein. Platz 7 belegte Mark Webber vor GP-Neuling Sebastian Vettel, der damit in seinem ersten Formel 1-Rennen einen WM-Punkt einfuhr. Sein Teamkollege Nick Heidfeld erlebte keinen guten Tag. Zunächst verbremste er sich in der ersten Kurve und verlor dadurch einige Plätze, dann musste er seinen Boliden wegen eines technischen Defekts ganz abstellen.

Action im Mittelfeld

In der Spitzengruppe verlief der Start ohne Zwischenfälle. Hamilton setzte sich gegen Alonso durch, dahinter fuhr Massa als Dritter in die erste Kurve. Verlierer des Starts war Kimi Räikkönen, der sowohl Nick Heidfeld als auch Heikki Kovalainen passieren lassen musste. Der Finne war als einziger Top-Fahrer mit harten Reifen gestartet. Noch weiter als er fiel Sebastian Vettel zurück. Der BMW Sauber-Debütant rutschte in der ersten Kurve in die Wiese und fiel bis auf Platz 11 zurück.

Kleinholz gab es im Hinterfeld. Gleich für drei Piloten war das Rennen in der ersten Kurve vorbei. Ralf Schumacher stellte seinen Toyota direkt in der Wiese ab, David Coulthard und Rubens Barrichello schleppten ihre Autos nach der Kollision wenigstens noch bis an die Box. Dort mussten aber auch sie aufgeben. "'So etwas ist immer schade, passiert aber immer schnell am Anfang des Rennens", sagte Ralf Schumacher. "Jeder will in der ersten Kurve einen Platz gutmachen, da wird die Luft schnell mal dünn. Es war eine ganz normale Situation am Start, alle bremsen spät, geben sich wenig Platz, dann sind wir ineinander gerutscht - das war's."

Der nächste Ausfall war Takuma Sato. Der Japaner hatte gerade Adrian Sutil sauber überholt, als er auf die Wiese kam, sich drehte und im Kiesbett eingrub. Da er vorher schon einmal unter Gelb überholt hatte, bekam er nachträglich eine Strafversetzung um 10 Plätze für das nächste Rennen aufgebrummt. Vor Sato hatte sich an exakt der gleichen Stelle schon Giancarlo Fisichella ins Aus gedreht. Der Italiener konnte sich aber aus dem Kies befreien und fuhr danach wie ausgewechselt. Vom Ende des Feldes schnupfte er einen Konkurrenten nach dem anderen auf. Seine Aufholjagd blieb jedoch unbelohnt - er wurde 9. Dennoch zelebrierte er gegen Alexander Wurz das Überholmanöver des Rennens. Kurvenlang fuhren beide Seite an Seite, berührten sich sogar mit den Reifenflanken, bis sich Fisichella im Infield durchsetzte. Ein ähnlich geniales Duell lieferte sich Fisichella vorher gegen Button und nachher noch einmal gegen Liuzzi.