Monza ist das Hochgeschwindigkeits-Mekka der Formel 1: Auch wenn inzwischen drei Schikanen die Fahrer auf den langen Geraden deutlich einbremsen, hat das Autodromo Nazionale nur wenig von seiner ursprünglichen Charakteristik als High-Speed-Tempel verloren.

Doch so eindrucksvoll Höchstgeschwindigkeiten von gut 360 km/h für Außenstehende erscheinen mögen - für die Formel 1-Asse stellt das Geradeausfahren bei hohem Tempo keine besondere Herausforderung dar. Als fahrerisch sehr anspruchsvoll erweist es sich allerdings, bei den geringen Abtriebswerten jeweils die Brems- und Einlenkpunkte exakt zu treffen. Und dies erweist sich als umso wichtiger, da die ideale Positionierung des Autos zum Beispiel in den Mutkurven Lesmo 1 und Lesmo 2 sowie der legendären Parabolica maßgeblich die Höchstgeschwindigkeit auf den folgenden Geraden bestimmt.

Rote Party im königlichen Park

Ein Blick auf den königlichen Park zu Monza., Foto: Monza Circuit
Ein Blick auf den königlichen Park zu Monza., Foto: Monza Circuit

Die Fans nennen den 1922 erbauten Kurs ehrfürchtig die "magische Strecke" - und das liegt nicht nur an der malerischen Lage inmitten des "Parco Reale". Nirgendwo erreichen die Formel 1-Boliden höhere Geschwindigkeiten als auf den langen Geraden von Monza, obwohl nachträglich eingefügte Schikanen wie die "Variante della Roggia" oder die "Variante Ascari" die Vollgas-Orgie inzwischen portionieren.

Dass diese irren Tempi speziell für Motoren und Bremsen eine hohe Belastung darstellen, versteht sich fast von selbst. Über Sieg oder Niederlage entscheiden in Monza jedoch die aerodynamischen Qualitäten der Formel 1-Boliden, ihre Reifen und das Potenzial des Chassis. Um den Luftwiderstand zugunsten möglichst hoher Geschwindigkeiten auf den Geraden zu minimieren, rücken die Monoposti mit den flachsten Flügeleinstellungen der gesamten Saison aus. Dies bedeutet aber auch, dass die Bodenhaftung in den schnellen Kurven wie zum Beispiel der weltberühmten Parabolica kaum noch durch aerodynamischen Abtrieb unterstützt wird. Die möglichen Kurventempi hängen mehr als sonst von der Leistungsfähigkeit der Rennreifen und dem mechanischen Grip ab, den Chassis und Fahrwerk generieren.

High-Speed mit Low-Downforce

Nach dem Umbau des "alten" Hockenheimrings durch den Aachener Paradestreckenarchitekten Hermann Tilke stellt das Autodromo Nazionale di Monza im königlichen Park zu Monza die ultimative Hochgeschwindigkeitsstrecke des aktuellen Formel 1 Rennkalenders dar. Die Piloten erreichen nirgends höhere Topspeeds und jagen sich auf keiner anderen Strecke mit einer solch hohen Durchschnittsgeschwindigkeit über den Asphalt wie in Monza.

Die langen Geraden werden von Schikanen unterbrochen., Foto: Sutton
Die langen Geraden werden von Schikanen unterbrochen., Foto: Sutton

Eine der wichtigsten und berühmtesten Kurven des 5,793 Kilometer langen Kurses ist mit Sicherheit die Parabolica genannte letzte Kurve vor der Start-/Zielgeraden. Diese erfordert von den Piloten höchste Konzentration, während sie mit über 340 km/h heranrasen, um dann kurz vor der lang gezogenen Rechtskurve auf 170 km/h herunterzubremsen und im gleichen Atemzug die Ideallinie strikt einzuhalten, um mit genügend Schwung auf die anschließende Zielgerade einzubiegen. Dabei werden die Fahrer aufgrund der Fliehkräft mit einem vielfachen ihres Eigengewichts in den Sitz gepresst und müssen beim Anbremsen teils Belastungen von bis zu 4g aushalten.

Besondere Bedeutung kommt auf der Power-Strecke in Monza der Motorleistung zu. Allerdings spielen auch die Reifen und Bremsen eine wichtige Rolle, da diese beim Anbremsen der vielen Schikanen stark beansprucht werden. Ein weiteres Problem stellt der relativ geringe Grip nach der Neu-Asphaltierung der halben Strecke sowie das damit verbundene Untersteuern dar.

Für eine ganz besondere und einmalige Stimmung sorgen in Monza jedes Jahr auf's Neue die fanatischen Ferrari-Fans, die zu Zehntausenden in den königlichen Park pilgern und dort das "Autodromo Nazionale" schon bei den freien Trainingssitzungen in ein rotes Fahnenmeer tauchen, um ihre Helden in den roten Boliden zum Sieg zu tragen...

Die Streckengeschichte

Die alte Steilwand ruht in Frieden., Foto: Sutton
Die alte Steilwand ruht in Frieden., Foto: Sutton

In Monza wurden mehr Grand Prix ausgetragen als auf jeder anderen Rennstrecke. Nur im Jahre 1980 fand der Große Preis von Italien nicht in Monza statt, sondern in Imola. Die Rennstrecke selbst wurde schon 1922 erbaut und liegt inmitten des königlichen Park vor den Toren Mailands. Über die Jahre hinweg wurde die Strecke vielfach umgebaut. Ursprünglich beinhaltete der Kurs auch eine Steilwand, deren Überreste noch immer besichtigt werden können.

Im Jahr 2001 wurde die erste Schikane stark umgebaut und auch die Schikane nach der Curva Grande erfuhr kleinere Veränderungen. Für 2002 wurde das Fahrerlager erheblich erweitert. Außerdem gibt es mit einer Hängekonstruktion über der Boxengasse ein neues Siegerpodest. Ein Grund für die vielen Umbauten und Verbesserungen der Sicherheitsvorkehrungen war der tragische Tod des italienischen Feuerwehrmanns Paolo Ghislimberti beim Italien Grand Prix des Jahres 2000, als dieser von einem durch die Luft fliegenden Reifen getroffen wurde.

Der erste Große Preis von Italien wurde bereits 1922 - nur wenige Monate nach Fertigstellung der Strecke - ausgetragen. Damals siegte Pietro Bordino im Fiat. Seither hat sich das Autodromo Nazionale auf der ganzen Welt einen Namen gemacht.