Paul Rosche war lange Zeit Motorenchef der BMW Motorsport GmbH und natürlich auch maßgeblich am Formel 1-Projekt beteiligt. Die Ennstal-Classic 2006 besuchte er zusammen mit Holger Lapp im BMW 328 Mille Miglia. motorsport-magazin.com traf ihn bei der Startaufstellung der Oldtimer am Samstag.

Sie haben sehr viel erlebt im Motorsport. Aus zeitlichen Gründen möchte ich daher nur ein paar Geschichten nochmals aufgreifen. Wie z.B. das F2-Untergrundteam 1971 mit Dieter Quester und der Haushaltskasse ihrer Frau...

Paul Rosche: Es war eine lustige Zeit. Wir hatten nicht viel Geld. Der Sponsor hatte die Zahlungen eingestellt, das Geld kam erst später. Es stand ein Rennen in Albi an. Da kam der Dieter nach München und fragte wie immer gleich nach Geld. Ich sagte ihm, wir haben kein Geld, doch er wollte unbedingt fahren. Dann hat er mich soweit gebracht, dass ich auf die Bank gegangen bin und 5.000,- DM abhob. Anschließend ging es gleich ab nach Albi. Irgendwann Wochen später holte meine Frau die Bankauszüge und stellte mich zur Rede. Dann musste ich natürlich gestehen. Doch verstehen tut sie es heute auch noch nicht. Aber so war das halt früher.

Paul Rosche blickte mit uns zurück., Foto: adrivo Sportpresse
Paul Rosche blickte mit uns zurück., Foto: adrivo Sportpresse

Es war dennoch eine sehr erfolgreiche Saison. EM-Dritter hinter Reutemann und Peterson...

Paul Rosche: Ja, obwohl wir nur zu viert waren. Nach der normalen Arbeit sind wir dann in unsere Werkstatt gegangen. In der Nähe von BMW hatten wir einen kleinen Platz angemietet und unser Auto vorbereitet, zerlegt und immer wieder überprüft. Ich hatte eine ehrenvolle Aufgabe und durfte die Felgen reinigen.

Sie mussten ja viel mitmachen mit ihren Fahrern. Nicht nur mit dem Fahrstil von Patrese, sondern vor allem auch mit den Scherzen von Nelson Piquet...

Paul Rosche: Nelson war ein recht lustiger Typ. Er hat eigentlich immer etwas angestellt. Eine Geschichte fällt mir da ein: Unser Teammanager Herbie Blash kam immer zu spät zum Essen. Wir saßen schon da und hatten Spagetti auf dem Teller. In den Teller von Herbie kamen keine Spagetti, sondern eine Schlange und oben ein Teller drauf, um wie man vermutet hätte, die Spagetti warm zu halten. Irgendwann kam er und nahm den Teller weg. Im nächsten Moment war er auf und davon. Das waren halt die üblichen Scherze. Es war eine gute Zeit.

Marc Surer begeisterte mich besonders als Autor von "Motorsport explosiv". Er hatte ein enormes Potential, was nicht nur sein F2-Titel unterstreicht. Leider aber auch immer wieder Pech mit Unfällen, vor allem in Südafrika und 1986 bei der Hessenrallye...

Paul Rosche: Marc war ein guter Fahrer und ein ganz anderer Typ als beispielsweise Piquet. Ein sehr angenehmer Mensch. Er hat Motorsport zum Beruf gewählt und auch das, was er schrieb und jetzt als Kommentator im Fernsehen erzählt hat Hand und Fuß.

Auch Manfred Winkelhock machte für mich immer einen sympathischen Eindruck. Leider nahm seine Karriere einen sehr tragischen Verlauf.

Paul Rosche: Er war wirklich ein sehr sympathischer Mensch und ein guter draufgängerischer Fahrer. Sein Unfall war tragisch damals. Sehr schade um den Manfred.

Paul Rosche mit Ricardo Patrese., Foto: Sutton
Paul Rosche mit Ricardo Patrese., Foto: Sutton

Abschließend noch zur Geschichte von BMW. Es war ja nicht einfach, sich für den Motorsport einzusetzen und die richtigen Leute zu motivieren...

Paul Rosche: Ich habe 1957 bei BMW angefangen. Da gab es noch andere Aufgaben. Wichtig war in erster Linie das Unternehmen im positiven Sinne weiter zu entwickeln. Da stand der Motorsport, sagen wir einmal, an zweiter Stelle. Mein damaliger Chef Falkenhauser war selbst ein alter Motorsportler. Da gab es viele Leute, die vom Motorsport begeistert waren und immer wieder versucht haben, ein bisschen etwas in diese Richtung zu machen. Offiziell wurde die Geschichte ja erst, als Neerpasch 1972 zu uns kam.

Obwohl es ja dann sein damaliger Stellvertreter Dieter Stappert war, mit dessen Hilfe BMW in die Formel 1 kam. Neerpasch ging zu Peugeot.

Paul Rosche: Richtig, er wollte unseren Motor mitnehmen und das konnten wir ja dann verhindern. Es war ein echtes Wunder, dass wir Ecclestone für unseren Motor überzeugen konnten. Das habe ich nie so richtig verstanden. Auf der einen Seite hat er ja den Turbo in das Team Brabham reingezogen. Er war ja auch der Inhaber. Auf der anderen Seite hatten wir dann im ersten Jahr 1982 den Eindruck, er sei absolut gegen den Turbomotor. Das war halt Bernie, da wusste man nie so genau, wie man dran war.