Bei den Silverstone-Tests konnte das Weltmeister-Team Renault den heutigen Mittwoch klar dominieren - bei rund 15 Grad Celsius Lufttemperatur, bewölktem Himmel aber trockener Fahrbahn setzten die beiden Einsatzpiloten der Franzosen, Fernando Alonso und Giancarlo Fisichella, den Maßstab. Alonso war um rund sieben Zehntelsekunden schneller als der Drittplatzierte, Honda-Pilot Jenson Button, der mit 137 absolvierten Runden der fleißigste Pilot des Tages war. Sein Teamkollege Rubens Barrichello fuhr die sechstschnellste Rundenzeit.

Die ersten sechs Piloten der Zeitenliste waren schneller als die Pole-Zeit des Vorjahrs, was an den in diesem Jahr wieder um einiges weicheren Reifenmischungen liegt. In Zusammenhang mit den schwächeren V8-Motoren führte das zu einem völlig neuen Problem: Einige Piloten berichteten, dass sie bis zur Club-Kurve, der neunten Kurve der Strecke, ihre Bremsen nicht betätigen müssen. Dadurch wiederum würden die Bremsen nicht auf die nötige Betriebstemperatur kommen, wenn die Piloten vor der Club-Passage in die Eisen steigen...

Der gestrige Bestzeithalter, Juan Pablo Montoya, setzte die Arbeit mit der neuesten Version des Mercedes-Achtzylindermotors fort. Montoya fuhr nach 72 Runden die viertschnellste Rundenzeit. McLaren-Mercedes konnte heute nur ein neues Aggregat einsetzen, da der zweite Motor der neuen Generation gestern im Wagen von Pedro de la Rosa das Zeitliche segnete. Kimi Räikkönen belegte mit dem alten Motor den fünften Platz, war um weniger als zwei Zehntel langsamer als Montoya. McLaren wird die neue Ausbaustufe beim kommenden Grand Prix von Europa, der am übernächsten Wochenende auf dem Nürburgring stattfindet, zum Einsatz bringen.

Weil er nach 32 Runden einen stechenden Muskelschmerz im Rücken verspürte, musste BMW Sauber-Pilot Nick Heidfeld die Testarbeit abbrechen - Freitagsfahrer Robert Kubica übernahm den F1.06 des Mönchengladbachers. Der Pole konnte noch 53 Runden absolvieren und die neuntschnellste Rundenzeit in den britischen Asphalt brennen. Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve belegte nach 75 Umläufen Rang 11, während Heidfeld naturgemäß ans Ende der Zeitenliste rutschte und mit Rang 14 den vorletzten Platz des Tages markierte. Langsamer war nur Tiago Monteiro mit dem notorisch unschnellen MF1-Toyota.

Am frühen Nachmittag sorgte Tonio Liuzzi bei seinem Leihengagement bei Red Bull Racing für eine Schrecksekunde, als er mit dem Red Bull-Ferrari RB2 in der schnellen Becketts-Kurve von der Strecke abkam und mit rund 275 km/h in die Planken krachte. Glücklicherweise konnte der Italiener unverletzt aus dem schwer beschädigten Wrack steigen. Liuzzi musste daraufhin seine Testarbeit beenden, wird jedoch morgen Donnerstag wieder in den bis dahin reparierten RB2 steigen. Bislang konnte nicht geklärt werden, was den Unfall ausgelöst hat.