Nächste Frau in der Formel 1: Ist die Zeit jetzt reif?: (18:15 Min.)

Die letzte Frau in der Formel 1? Dafür muss man fast 30 Jahre in den Geschichtsbüchern der Königsklasse zurückblättern. Es war der 04. April 1992, als Giovanna Amati in Brasilien bei ihrem dritten und letzten Versuch im Qualifying scheiterte, sich für einen Grand Prix zu qualifizieren.

Die Italienerin, damals im Brabham unterwegs, war die fünfte und bis heute letzte Dame am Steuer eines Formel-1-Boliden. Der einzige (halbe) Punktgewinn einer Frau führt auf Lella Lombardis sechsten Platz beim Spanien GP im Jahr 1975 zurück.

Mit Jamie Chadwick schickt sich nun erneut eine Frau an, die bislang höchst überschaubare Geschichte der Damen in der Formel 1 fortzuschreiben. Die Britin gilt seit ihrer Titelverteidigung in der Frauen-Formelserie W Series als aussichtsreichste Kandidatin auf eines der äußerst begehrten Cockpits. Als Entwicklungsfahrerin beim Traditionsrennstall Williams hat Chadwick zumindest einen Fuß in der Tür zur Königsklasse des Formelsports.

Meisterin der W Series 2019 und 2021: Jamie Chadwick, Foto: LAT Images
Meisterin der W Series 2019 und 2021: Jamie Chadwick, Foto: LAT Images

Sandbichler: "Traue Jamie Chadwick alles zu"

Die 23-Jährige hat mit sieben Siegen in den bisherigen 14 Rennen der W Series in den Saisons 2019 und 2021 - 2020 pausierte die Nachwuchsserie wegen der Corona-Pandemie - auf sich aufmerksam gemacht. Chadwick behauptete sich zudem in weiteren Formel-3-Rennserien wie der Asiatischen F3, die sie 2020 hinter dem heutigen Formel-1-Piloten Nikita Mazepin als Gesamtvierte abschloss.

Ist mit Chadwick die Zeit endlich reif für die Rückkehr einer Frau ins F1-Starterfeld? "Ich traue Jamie Chadwick generell alles zu, weil sie wirklich überaus talentiert und zielstrebig ist", sagt Manfred Sandbichler, Hankooks Motorsport Direktor Europa, im Video-Interview mit Motorsport-Magazin.com. Er hat den Werdegang der Nachwuchspilotin in den vergangenen Jahren eng verfolgt, schließlich beliefert Hankook die Formel-1-Rahmenserie W Series seit ihrem Beginn mit Reifen.

Sandbichler weiter über die hoffungsvolle Formel-Pilotin: "Jamie fährt auf Sieg, das haben wir in vielen Rennen erlebt. Sie arbeitet hart für ihren Erfolg. Ob sie in der Formel 1 bestehen könnte, ist eine andere Geschichte. Es wäre auf jeden Fall interessant, mit ihr wieder eine Frau in der Formel 1 zu sehen. An der Zeit wäre es allemal."

Hankook und die Stars von morgen

Sollte Chadwick die Sensation gelingen, wäre sie die nächste in einer langen Reihe an Fahrern, die ihr Rüstzeug auf dem Weg in die Formel 1 mit Hankook-Reifen erlernt haben. Acht Piloten, und damit fast die Hälfte des aktuellen Teilnehmerfeldes, fuhren auf dem Weg nach oben mit Reifen des koreanischen Reifenherstellers. Dazu zählen der amtierende Weltmeister Max Verstappen, Charles Leclerc, Lando Norris, George Russell oder auch Mick Schumacher.

Sandbichler blickt nicht ohne Stolz auf die heutigen Formel-1-Stars, die er früher durch die Nachwuchsserien hinweg begleitet hat, als sie noch kaum jemand auf dem Radar hatte. "Man weiß zunächst natürlich nicht, wie es weitergeht", sagt er. "Beim einen oder anderen kann man sicherlich erahnen, wohin die Reise führt. Wenn ich die aktuellen Formel-1-Fahrer heute sehe, ist es schon ein schönes Gefühl, sich an die gemeinsamen Zeiten und Erfolge in den Nachwuchsserien zu erinnern."

Im Video: Verstappen lost in Moskau...

Im ausführlichen Video-Interview (siehe oben im Artikel) mit Motorsport-Magazin.com spricht Manfred Sandbichler auch über seine Erinnerungen an Max Verstappen, Hankooks Engagement in unterschiedlichen Rennserien sowie beim 24h-Rennen Nürburgring und den mit Spannung erwarteten Einstieg in die Formel-E-Weltmeisterschaft