Erst am Donnerstag um 11:00 Uhr wurde Max Verstappens erste Formel-1-WM durch den Rückzug von Mercedes' Berufung endgültig fix - nur wenige Stunden, bevor Verstappen bei der jährlichen FIA-Gala am Abend in Paris dann den WM-Pokal in Empfang nahm.

Während die FIA eine Untersuchungs-Kommission einsetzte, Lewis Hamilton und Toto Wolff die Gala ausließen, und Wolff am Nachmittag gar von einem desillusionierten und an Rücktritt denkenden Hamilton berichtete, bleibt im Red-Bull-Lager das Interesse an der Abu-Dhabi-Kontroverse gering. Verstappen versteht zwar den Frust, sieht aber keinen Grund für ein Hamilton-Ende.

Verstappen & Red Bull feiern WM - keine Gefahr

Schon bei der ersten Meisterfeier in der Red-Bull-Basis in Milton Keynes verkündete Verstappen, er würde über die da noch in der Schwebe hängende Berufung nicht viel nachdenken. Bei der FIA-Gala unterstrich er noch einmal - er fühlt sich im Recht und als Weltmeister: "Wir wussten, wir haben es auf der Strecke gewonnen, unter grün. Das kann uns niemand wegnehmen. Die Stimmung war gut."

Verstappen und Red Bull feierten am Mittwoch in Milton Keynes, Foto: Red Bull Content Pool
Verstappen und Red Bull feierten am Mittwoch in Milton Keynes, Foto: Red Bull Content Pool

Auch sein Teamchef Christian Horner stimmt zu: "Schaut, es ist ein Sport. Wir haben Nicholas Latifi nicht gebeten zu crashen. Das passiert. Das ist das Risiko, dass du eingehst, wenn du kein Safety-Car-Fenster hast." Horner sieht über die Saison verteilt ausgleichende Gerechtigkeit: "Viele Entscheidungen gingen gegen uns - sogar früher in dem Rennen!" Er verweist auf Imola, wo Hamilton nach Kiesbett-Ausritt von einem Safety Car gerettet wurde, auf Silverstone, auf Saudi-Arabien.

Am Prozedere der Rennleitung hat Horner nichts auszusetzen: "Safety Cars sind üblich in der Formel 1. Wir haben es in dieser Saison gesehen. Und die Absicht der Rennleitung ist immer, das Rennen wieder zu starten. Das ist seit Jahren die klare Ansage. Viel wurde darüber gesprochen, aber so läuft das eben."

Verstappen rechnet mit Hamilton: Kein Grund, aufzuhören

Verstappen hält daher auch seinerseits nicht viel von einem Hamilton-Rücktritt. Mitgefühl zeigte er schon direkt nach dem Rennen, aber: "Du solltest auch verstehen - das ist Racing, diese Dinge können dir passieren. Ich glaube, er sollte einfach zurückblicken auf alles, was er schon erreicht hat."

"Das sollte ihn viel besser stimmen", meint Verstappen. "Und es sollte ihm die Motivation geben, weiterzumachen. Er kämpft noch immer um den achten Titel, das sollte nächstes Jahr möglich sein. Es gibt keinen Grund, jetzt aufzuhören."

Verstappen offen für Mercedes-Versöhnung?

Verstappens Meinung von Mercedes, nach Saudi-Arabien schon auf dem Tiefpunkt, ist durch die versuchte Berufung nicht noch weiter gefallen. Nach dem WM-Gewinn zeigt er sich aber zumindest versöhnungsbereit: "Ich meine, ich bin nicht nachtragend. Momentan ist es noch frisch, da ist es besser, nicht zu viel zu sagen." Nach dem Saudi-Arabien-GP hatten sich er und Toto Wolff zufällig in einem Restaurant getroffen und kurz gesprochen, und nach Abu Dhabi schickte Wolff in der Nacht auf Montag Gratulationen.

"Er gibt alles für sein Team, und ich weiß, mein Team gibt auch alles, was es kann", meint Verstappen. Trotzdem - noch ist keine Versöhnung am Horizont, eine kleine Stichelei folgt: "Abgesehen davon denke ich, du solltest eine Niederlage akzeptieren. Egal, wie weh es tut. Da gibt es denke ich einen kleinen Unterschied zwischen den Teams."

Auch Christian Horner erhielt inzwischen eine Gratulation, nachdem sich Wolff am Sonntag erst noch rar gemacht hatte. "Ich habe ihm zur Konstrukteurs-WM gratuliert, und ihn erinnert, dass da das Geld dahintersteckt." Gegen das Prestige seiner Fahrer-WM würde er die aber nicht eintauschen: "Ich glaube nicht, dass es auch nur einen Mitarbeiter hier gibt, der Platz eins in der Konstrukteurs-WM gegen die Fahrer-WM eintauschen würde."