Max Verstappen kehrte am Dienstag bei den Testfahrten in Abu Dhabi als frischgebackener Formel-1-Weltmeister ins Cockpit seines Red Bull zurück. Während der Niederländer seit dem umstrittenen Showdown in Feierlaune war und als neuer Champion geehrt wurde, verschwand Hamilton unmittelbar nach der Siegerehrung in der Versenkung. Verstappen kann die Emotionen seines Rivalen gut nachvollziehen. Er zeigt Mitgefühl für den geschlagenen Mercedes-Fahrer.

"Natürlich fühlte ich mit Lewis. Er hat alles richtig gemacht, das gesamte Rennen über", so Verstappen am Tag nach seinem Titelgewinn in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der dramatische Showdown in der letzten Runde der Saison spaltete Fans und Experten, doch zwischen den beiden Hauptprotagonisten führte er zum Gegenteil.

Nach Monaten des erbitterten Kampfes fiel die Spannung nach dem Moment der Entscheidung von Verstappen und Hamilton ab. Letzterer zeigte sich in seiner Niederlage als perfekter Sportsmann und gratulierte Verstappen und seinem Team. Auch Hamiltons Vater Anthony kam später persönlich vorbei, um dem Niederländer und dessen Vater Jos zu gratulieren. Von Mercedes-Teamchef Toto Wolff erhielt der neue Weltmeister die Glückwünsche per Textnachricht. Verstappen wusste die Gesten zu schätzen.

Verstappen leidet mit Hamilton: Hätte auch umgekehrt sein können

"Ein Teil von mir war unglaublich glücklich und ein anderer Teil war enttäuscht", gesteht der 24-Jährige, der sich sofort in Hamiltons Lage hineinversetzen konnte: "Die Formel 1 ist unvorhersehbar. Und es hätte auch in die eine oder andere Richtung gehen können, wo ich das Rennen kontrolliere und dann in der letzten Runde verliere. Das ist leider auch Teil des Motorsports."

Bis zur Safety-Car-Phase fünf Runden vor dem Ziel, hatte Verstappen sich selbst mit dem Gedanken anfreunden müssen, am Ende als Verlierer dazustehen. Vor dem Unfall von Williams-Pilot Nicholas Latifi hatte Hamilton das Rennen und den WM-Titel fest im Griff. "Natürlich habe ich gesehen, dass ich nicht genug aufhole", sagt er.

Vor der Schlüsselszene hatte er zwölf Sekunden hinter dem Titelverteidiger gelegen. Bei nur noch sechs zu fahrenden Runden wendete sich das Blatt zugunsten Verstappens. "Das Safety-Car kam. Natürlich brauchten wir ein Wunder, und es ist eingetreten", so der Red-Bull-Fahrer. "Ich habe mir gesagt, dass ich bis zum Ende pushen werde, denn ich werde nicht aufgeben. Und das haben wir getan."

In der letzten Runde kam er durch eine strittige Entscheidung der Rennleitung vor dem Restart in unmittelbare Schlagdistanz zu Hamilton und ging in Kurve fünf bei der ersten Gelegenheit vorbei: "Natürlich musst du daraus erst Kapital schlagen. Du musst das Überholmanöver setzen und das haben wir getan. Es war sicher ein dramatisches Ende."

Verstappen rechnet mit starkem Hamilton

Für Hamilton bedeutete dieses dramatische Finish die erste WM-Niederlage seit 2016. Doch Verstappen hat keinen Zweifel daran, dass sein Widersacher sich auch von diesem Rückschlag erholen wird. "Lewis ist ein großartiger Sportler", sagt er. "Motorsport läuft so und du musst damit klarkommen, egal ob etwas Gutes oder Schlechtes geschehen ist. Aber er wird sehr stark zurückkommen, denn er ist ein fantastischer Fahrer."