Inmitten des Dramas um die Titelentscheidung beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi geriet Carlos Sainz' dritter Platz schnell in Vergessenheit. Der Spanier hatte seiner ersten Saison für Ferrari im Schatten des Duells zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton mit einer makellosen Performance im wahrsten Sinne des Wortes die Krone aufgesetzt. Sein viertes Podium in dieser Saison bescherte ihm Platz fünf in der Tabelle und damit den Titel des Best of the Rest.

"Ich bin ziemlich stolz auf dieses Jahr und darauf, es mit einem Podium zu beenden, an das sich vor dem Hintergrund dessen, was dort vorne passiert ist, wohl niemand erinnert wird", quittiert Sainz seinen Achtungserfolg mit einem Schmunzeln. Von Startplatz fünf aus ins Rennen gegangen, hatte er sogleich McLaren-Pilot Lando Norris überrumpelt und fuhr danach hinter Hamilton, Verstappen und Perez ein unauffälliges Rennen.

Der technisch bedingte Ausfall des Mexikaners hievte ihn in den Schlussminuten auf die dritte Position. "Ich habe heute alles zusammengebracht, was ich in diesem ersten Jahr gelernt habe, um mein vielleicht stärkstes Rennen für Ferrari zu fahren", erklärt der 27-Jährige. Zu Saisonbeginn machte er unter allen Fahrern, die das Team gewechselt hatten, die beste Figur. Sein Level aus McLaren-Tagen vermisste er dennoch.

"Ich bin auf einem sehr guten Niveau ins Jahr gestartet, aber das neue Auto kennenzulernen war eine sehr große Herausforderung. Ich musste mich in vielen Bereichen verbessern. Wie man die Reifen nutzt, die Starts, die erste Runde", sagt er. "Zum Abschluss habe ich alles zusammengebracht und bin ein perfektes Rennen gefahren."

Sainz sticht Norris und Leclerc aus: Mehr Symbolik als alles andere

In der Gesamtwertung schob er sich zum Abschluss an Norris vorbei, der in der ersten Saisonhälfte lange Zeit auf Platz drei gelegen und die Top-Teams geärgert hatte. Seinem ehemaligen McLaren-Teamkollegen knüpfte er in Abu Dhabi Rang fünf in der Tabelle und damit den WM-Titel im Mittelfeld ab.

"Ich hatte da gar nicht wirklich drauf geschaut, weil ich wusste, dass dafür etwas passieren muss", so Sainz, der vor dem Finale viereinhalb Punkte hinter dem Briten gelegen hatte. In der Endabrechnung landete er dank seines Big Points zum Abschluss viereinhalb Punkte davor. Darüber hinaus ließ er auch seinen hochgeschätzten Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc hinter sich. Der Monegasse landete mit fünfeinhalb Zählern Rückstand auf Platz sieben.

"Das ist für mich mehr Symbolik als alles andere", spielt Sainz den teaminternen Erfolg herunter. "Ob ich Fünfter, Sechster oder Siebter werde, hätte meine Stimmung vor der Winterpause nicht beeinträchtigt. Es ist nur ein weiteres Zeichen, dass es ein sehr starkes und positives Jahr für mich war, besonders deshalb, wie ich es beendet habe."

Sainz bereit für 2022: Hohes Selbstvertrauen mit Ferrari

Mit McLaren hatte er 2019 schon einmal als bestplatzierter Fahrer hinter den Top-Teams ein Ausrufezeichen gesetzt. In Diensten der Briten gelang ihm in der Formel 1 der Durchbruch, nachdem er zuvor bei Renault ein farbloses Gastspiel absolviert hatte. Der Wechsel zu Ferrari war für ihn ein Reset, von dem er sich erst wieder an seine alte Form heranarbeiten musste.

"Ich würde sagen, dass ich im letzten Saisondrittel wieder der Carlos war, der ich sein will und der ich in zwei starken Jahren mit McLaren war", sagt er. "Ich war im Qualifying und im Rennen wieder gut und konstant. Das gibt mir vor 2022 viel Selbstvertrauen. Egal was Ferrari und ich für ein Auto haben werden, ich werde angreifen, denn mein Selbstvertrauen ist hoch."