Max Verstappen hat in Abu Dhabi in einem Showdown über eine Runde zum ersten Mal die Formel-1-Weltmeisterschaft gewonnen. Eine späte Safety-Car-Phase bremste Titelverteidiger Lewis Hamilton ein. Der Mercedes-Pilot musste sich auf den letzten Metern geschlagen geben. Mit seinem zehnten Saisonsieg und dem 20. in seiner Karriere krönte sich Verstappen zum ersten niederländischen Champion der F1-Geschichte. Carlos Sainz komplettierte das Podium als Dritter. Sebastian Vettel ging als Elfter leer aus. Mick Schumacher wurde Letzter.

Der Grand Prix begann mit dem nächsten Clash zwischen den WM-Rivalen. Nachdem Hamilton am Start die Führung übernommen hatte, versuchte Verstappen noch in der ersten Runde zu kontern. In Kurve sechs bremste er sich innen beim Mercedes-Pilot rein, der daraufhin die Lenkung aufmachen musste und die Strecke verließ. Die Szene wurde von den Stewards als Rennzwischenfall gewertet, was bei Red Bull zu großem Unmut führte.

Im weiteren Rennverlauf enteilte Hamilton seinem Verfolger. Nach den Boxenstopps wurde Sergio Perez von Red Bull aktiviert, um den Titelverteidiger einzubremsen. Der Mexikaner verwickelte ihn in ein Duell, durch das Verstappen den Anschluss herstellen konnte. Das Teamwork der Herausforderer hatte aber keinen anhaltenden Effekt. Hamilton fuhr in der Folge abermals davon.

20 Runden vor der Zielflagge nutzte Red Bull eine VSC-Phase, um Verstappen für den Schlussspurt frische Reifen aufzuziehen. Hamilton parierte die Attacke auf alten Reifen, bis Latifi fünf Runden vor Schluss mit einem Unfall für eine Safety-Car-Phase sorgte. Nach der Neutralisierung kam es zum Showdown zwischen Hamilton und Verstappen über eine Runde.

Im großen Finale ließ Verstappen auf frischen Soft-Reifen nichts anbrennen und entriss Hamilton den Sieg und den WM-Titel. Nach 58 Runden trennten die Rivalen nur zweieinhalb Sekunden. Der Bonuspunkt für die schnellste Runde ging ebenfalls an Verstappen. Carlos Sainz erbte nach einem späten Ausfall von Perez den dritten Platz.

Die Punkteränge: Hinter dem Ferrari-Fahrer sorgten Yuki Tsunoda und Pierre Gasly für AlphaTauris bestes Teamresultat des Jahres. Die Top-10 komplettierten Valtteri Bottas, Lando Norris, Fernando Alonso, Esteban Ocon und Charles Leclerc.

Der WM-Stand: Nach 22 Rennen machen acht Punkte Vorsprung Verstappen in seiner siebten Formel-1-Saison zum ersten Mal zum Weltmeister. Für Hamilton ist es die erste WM-Niederlage seit 2016, als er sich um fünf Punkte Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg geschlagen geben musste. Die Plätze drei und vier in der Gesamtwertung belegen an Valtteri Bottas und Sergio Perez. Im Verfolgerfeld verlor Norris Rang fünf am letzten Wochenende an Sainz.

Die Konstrukteurswertung geht zum achten Mal in Serie an Mercedes. Das letzte Aufbäumen von Red Bull wurde durch den Ausfall von Perez ausgebremst. Beide Teams holten im Finale 26 Punkte, wodurch der Rückstand der Herausforderer bei 28 Zählern blieb. Der Titel des Best of the Rest geht an Ferrari, die sich deutlich gegen McLaren durchsetzten. Alpine behauptete Position sechs vor AlphaTauri.

Hamilton und Verstappen clashen in Runde eins

Die Startphase: Verstappen konnte weder seine Pole Position noch den weichen Reifen zu seinem Vorteil nutzen und verlor die Führung beim Run auf die erste Kurve an Hamilton. Der Red-Bull-Pilot wurde beim Erlöschen der Ampeln sofort von seinem Rivalen ausbeschleunigt und musste sich als Zweiter einreihen. Beim Run auf Kurve sechs versuchte Verstappen sogleich den Konter.

Er bremste auf der Innenbahn spät rein, woraufhin Hamilton die Lenkung aufmachte um eine Kollision zu verhindern. Der Weltmeister verließ dabei die Strecke und behauptete seine Führung. Die Offiziellen werteten die Szene unter Protest von Red Bulls Kommandostand als Rennzwischenfall. Nach der ersten Runde lag Hamilton über eine Sekunde vor Verstappen. Dahinter folgten Perez, Sainz, Norris, Leclerc, Tsunoda, Bottas, Ocon und Ricciardo.

Verstappen attackierte Hamilton in der ersten Runde mit viel Ellenbogeneinsatz, Foto: LAT Images
Verstappen attackierte Hamilton in der ersten Runde mit viel Ellenbogeneinsatz, Foto: LAT Images

Hamilton enteilt Verstappen

Der frühe Rennverlauf: Verstappen kämpfte in der Anfangsphase um den Anschluss an Hamilton und verlor immer weiter an Boden. In Runde sechs war die Lücke bereits auf zwei Sekunden angewachsen. Red Bull monierte die Entscheidung der Stewards wiederholt, doch Rennleiter Michael Masi erteilte Team-Manager Jonathan Wheatley eine Absage.

Red Bull eröffnet Boxenstopp-Phase

Die erste Boxenstopp-Phase: In Runde 13 absolvierte Verstappen seinen ersten Boxenstopp und wechselte vom weichen auf den harten Reifen. Mit einer Standzeit von 2,1 Sekunden reihte er sich als Vierter hinter Sainz ein. Mit Leclerc wurde es dabei eng. Der Monegasse ließ sich von Verstappen irritieren und verließ für einen Moment die Strecke. Durch den Fahrfehler fiel er hinter Norris und Tsunoda zurück.

Mercedes reagierte umgehend mit Hamilton. Der Führende wechselte in 2,4 Sekunden von Medium auf Hard und blieb komfortabel vor Sainz und Hamilton. Durch die Boxenstopps der Titelrivalen übernahm Perez die Führung. Der Mexikaner lag daraufhin zehn Sekunden vor seinen Verfolgern. In Runde 18 ging Verstappen an Sainz vorbei und nahm mit acht Sekunden Rückstand die Verfolgung von Hamilton auf.

Perez blockiert Hamilton für Verstappen

Der weitere Rennverlauf: Der Gap zwischen Perez und Hamilton schrumpfte in dieser Phase um mehrere Sekunden pro Runde. In der 19. Runde befand sich der Mercedes im DRS-Fenster. Red Bull forderte Verstappens Teamkollegen auf, den Rivalen hinter sich zu halten. Perez kam der Anweisung nach und verstrickte Hamilton in einen Zweikampf, der rund sechs Sekunden in einer Runde kostete.

Verstappen rückte daraufhin bis auf eine Sekunde an das Duo heran. In Runde 21 ging Hamilton mit DRS beim Run auf Kurve sechs schlussendlich vorbei. Diesmal hatte Perez keine Antwort und ließ Verstappen daraufhin umgehend ziehen, um selbst die Box anzusteuern. Durch den Wechsel von Soft auf Hard fiel er auf die fünfte Position hinter Tsunoda und Bottas zurück.

Perez stellte sich in den Dienst von Verstappen und blockte Hamilton, Foto: LAT Images
Perez stellte sich in den Dienst von Verstappen und blockte Hamilton, Foto: LAT Images

Räikkönen beendet letztes Rennen mit Defekt

Die Hilfe durch Perez verlieh Verstappens Chancen nur für kurze Zeit Auftrieb. Mit schnelleren Rundenzeiten öffnete Hamilton in kurzer Zeit wieder einen Gap von drei Sekunden. Bottas folgte als Dritter mit über 20 Sekunden Rückstand. Perez fuhr rund zwei Sekunden pro Runde schneller und holte in großen Schritten zum Finnen auf.

In der 26. Runde sorgte Räikkönen für eine gelbe Flagge, als er aufgrund eines Bremsdefekts in Kurve sechs von der Strecke rutschte. Er touchierte mit dem Frontflügel die Barriere und kehrte aus eigener Kraft an die Box zurück. Dort beendete der Iceman sein letztes Rennen in der Formel 1 vorzeitig. Russells finaler Grand Prix für Williams endete einen Umlauf später mit einem Defekt am Antriebsstrang.

Bottas steuerte in der 30. Runde die Box an und zog den harten Reifen auf. Er kehrte als Neunter ins Rennen zurück und lag Boxenstopp-bereinigt hinter Sainz, Norris und Leclerc. Auf den Positionen vier und fünf fuhren Alonso und Gasly, die noch keinen Reifenwechsel absolviert hatten.

Während Bottas sich die Zähne an Leclerc ausbiss, enteilte Hamilton an der Spitze mit einer neuen schnellsten Runde. Nach 33 Runden lag er fünf Sekunden vor Verstappen. Giovinazzis letztes Rennen endete zwei Umläufe später mit einem Defekt. Der Italiener stellte seinen Alfa Romeo am Ausgang von Kurve neun ab, was eine VSC-Phase nach sich zog.

Kimi Räikkönen beendete sein letztes Formel-1-Rennen nicht, Foto: LAT Images
Kimi Räikkönen beendete sein letztes Formel-1-Rennen nicht, Foto: LAT Images

Red Bull zockt mit zweitem Boxenstopp

Die zweite Boxenstopp-Phase: Mercedes nutzte die Neutralisierung nicht für einen Boxenstopp von Hamilton. Red Bull hingegen stoppte beide Fahrer und zog neue Hard-Reifen auf. Verstappen und Perez behaupteten nach dem Service die Plätze zwei und drei. Dahinter profitierten Alonso und Gasly, die ihren ersten Boxenstopp unter VSC absolvierten und dadurch in den Top-10 blieben.

In Runde 38 wurde das Rennen wieder freigegeben. Hamilton lag 17 Sekunden vor Verstappen. Auf dem frischen Reifen holte Verstappen zunächst knapp eine Sekunde pro Runde auf, doch der Leader antwortete indem er seinerseits die Pace anzog. Das Delta schrumpfte daraufhin auf wenige Zehntelsekunden, wodurch Verstappen kaum noch Boden gutmachte.

Verstappen wird in Herzschlagfinale Weltmeister

Die Schlussphase: Zehn Runden vor Schluss lag er immer noch 13 Sekunden hinter Hamilton. Norris fing sich auf Platz fünf liegend einen Plattfuß vorne links ein und rutschte durch den unplanmäßigen Boxenstopp auf Rang neun ab. Die Mercedes-Ingenieure informierten Hamilton darüber und wiesen ihn an, die Kerbs in den Kurven 15 und 16 zu meiden.

In Runde 53 crashte Latifi in Kurve 14 und löste damit eine Safety-Car-Phase aus. Red Bull griff bei Verstappen erneut in die Strategie-Trickkiste und zog einen frischen Satz Soft-Reifen auf. Der Niederländer war in der Schlussphase auf sich alleine gestellt. Für Perez war das Rennen in der 56. Runde beendet, als er von seinem Renningenieur angewiesen wurde, das Auto abzustellen.

Das Rennen wurde nach der Neutralisierung noch einmal für eine Runde freigegeben. Die überrundeten Autos durften überholen, wodurch Verstappen unmittelbar hinter Hamilton in den Showdown ging. In Kurve fünf attackierte er und ging vorbei. Hamilton versuchte zu kontern, doch der Niederländer blieb vorne. Nach 58 Runden überquerte er die Ziellinie als Erster und krönte sich damit zum ersten Mal zum Weltmeister.

Die Top-Facts des Rennens

  • Verstappen wird in der letzten Runde Weltmeister
  • Mercedes gewinnt zum achten Mal in Folge die Konstrukteurswertung
  • Hamilton in Showdown geschlagen
  • Kontroverser Restart entscheidet WM-Kampf