Lewis Hamilton ging als Favorit ins Qualifying für das Formel-1-Finale in Abu Dhabi und hatte am Ende das Nachsehen. Am Sonntag wird WM-Rivale Max Verstappen vor ihm von der Pole Position ins Rennen gehen. Auf die Performance von Red Bull hatte der Weltmeister im Mercedes diesmal keine Antwort. Punktsieg für den Gegner, doch deren Strategie traut Hamilton noch nicht über den Weg.

"Max ist heute eine großartige Runde gefahren und wir hatten dem zum Schluss nichts entgegenzusetzen. Wir hatten keine Antwort auf diese fantastische Runde von ihm", gratuliert Hamilton seinem Kontrahenten, der im Q3 über drei Zehntelsekunden schneller gefahren war. In den vorangegangenen Segmenten hatte er jeweils die Bestzeit markiert, doch im Showdown war Mercedes chancenlos.

"Ich habe auf meiner ersten Runde etwas Zeit liegen gelassen aber die letzte war sauber und gut, ich konnte einfach nicht schneller", erklärt Hamilton. "Ich weiß nicht, ob es daran lag, wie sie den Reifen auf der Outlap vorbereitet haben. So oder so konnte ich seine Rundenzeit heute nicht schlagen und er verdient die Pole voll und ganz."

Mercedes kopiert Red Bulls Windschatten-Taktik nicht

Red Bull griff bei Verstappens Pole-Runde im ersten Run in die Trickkiste und ließ Sergio Perez vor ihm fahren, um einen Windschatten zu spendieren. Mercedes hätte im letzten Versuch die Möglichkeit gehabt, diese Taktik zu kopieren, sah aber davon ab. "Das wurde nicht diskutiert und das haben wir auch noch nie wirklich gemacht", so Hamilton.

Bei Mercedes stand das Teamresultat über seiner eigenen Ausgangslage: "Wir wollen, dass Valtteri sein Ding macht. Wir arbeiten als Team und das bedeutet, dass Valtteri den besten Job für sich selbst macht, damit wir beide so weit wie möglich vorne stehen. Wir besprechen etwas anderes nicht und arbeiten nur so. Ich glaube auch nicht, dass das der richtige Weg wäre."

Hamilton traut Verstappens Verbremser nicht

Vor dem Kampf um die Pole trug sich im Q2 bereits die erste Schlüsselszene mit Blick auf das Rennen zu, als Verstappen seinen ersten Reifensatz mit einem Bremsplatten beschädigte. In der Folge wechselte er von Medium auf Soft und sicherte sich letzteren als Startreifen für den Grand Prix. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erklärte gegenüber Sky Sports F1, dass der Bremsplatten seine Strategen zu diesem Schritt zwang.

"Das ist interessant. Ich bin den Dingen gegenüber ja immer skeptisch. Es wird interessant, wenn wir die Informationen und die Onboards auswerten", so Hamilton. Der siebenfache Champion traut der Erklärung seiner Gegner nicht über den Weg: "Es ist sehr selten, dass sich jemand in Turn 1 verbremst. Wenn er sich da echt verbremst hat, dann sind wir vielleicht in einer besseren Position als sie mit dem Soft-Reifen, oder vielleicht wissen sie etwas, das wir nicht wissen und der Soft-Reifen war die ganze Zeit ihr Plan."

Für das Rennen auf dem Yas Marina Circuit wird in der Regel mit einer Einstopp-Strategie gerechnet. Mercedes setzte im Q2 von Anfang an auf den Medium-Reifen und ließ sich von seiner Taktik nicht abbringen, als Verstappen und Perez mit dem weichen Reifen ausrückten. "Wir hatten mit dem Soft-Reifen auf den Longruns etwas Probleme. Deshalb glaube ich, dass wir den richtigen Reifen haben", so Hamilton, der sich auch von Startplatz zwei aus in einer guten Ausgangslage sieht.

Mercedes und Hamilton auf Attacke gepolt

"Ich stehe immer noch in der ersten Reihe und bin froh darüber. Ich kann meinen Gegner sehen. Es wird mit dem Start auf Medium etwas schwieriger gegen den Soft, aber wir werden nichtsdestotrotz alles geben", kündigt der 36-Jährige an. Sein Teamchef hat keine Zweifel, dass er den Job erledigen wird. "Er [Hamilton] ist auf der Jagd. Du musst ihm nichts sagen, er hat Wut im Brauch und das ist gut. Er ist motiviert", so Toto Wolff am Mikrofon von Sky Sports F1.

Hamilton muss das Rennen vor Verstappen beenden, um den Titel zu gewinnen. Beim derzeit herrschenden Punktegleichstand würde der Niederländer aufgrund der höheren Anzahl an Siegen die Weltmeisterschaft zugesprochen bekommen. Der Mercedes-Teamchef fühlt sich durch die Niederlage im Qualifying erst recht angespornt. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und manchmal musst du das Positive darin sehen. Das ist als Ausgangslage manchmal nicht schlecht", sagt der Österreicher.