Dass Lando Norris das Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi aus der zweiten Startreihe in Angriff nehmen wird, hätte nach dem Freitags-Training wohl kaum jemand erwartet. Doch der Brite brachte sparte seine schnellste Qualifying-Runde für den finalen Run am Samstag auf und startet hinter den beiden Titelrivalen Lewis Hamilton und Max Verstappen auf Platz 3. Kann er zum Zünglein an der Waage werden?

Red Bull hofft auf Norris-Start

Denn mit Startplatz 3 kann sich Lando Norris morgen schnell mitten im Titelduell wiederfinden - zumindest falls er einen guten Start hinkriegt. Im Gegensatz zu Lewis Hamilton auf P2 fährt er auf den Soft-Reifen weg und hat dadurch einen klaren Vorteil.

Bei Red Bull hofft man deshalb, dass der Brite seinem Landsmann einen Strich durch die Rechnung machen kann. "Norris ist ein guter Starter", hoffte Dr. Helmut Marko auf etwas Schützenhilfe auf den ersten Metern.

Norris selbst will den beiden Titelkontrahenten kein Ei legen und kündigte deshalb an, am Start vorsichtig zu sein: "Ich bin ein bisschen nervös, denn wenn ich in etwas involviert werde, könnte das für viel Kontroverse sorgen. Aber ich werde sicherlich mein Bestes geben und falls sich die Chance bietet, dafür gehen".

McLaren schlägt nach schlechtem Training zurück

Dass der McLaren-Pilot überhaupt von so weit vorne ins Rennen geht, ist überraschend. Denn am Freitag spielten er und Teamkollege Daniel Ricciardo in FP1 und FP2 im Kampf um die vorderen Mittelfeldpositionen kaum eine Rolle. In beiden Session verfehlte das Duo die Top-10.

Auch wenn das Team aus Woking traditionell als Spät-Starter-Truppe gilt, die im Training noch nicht ihr wahres Potenzial zeigen, waren die Erwartungen deshalb gedämpft. "Ich bin sehr überrascht hier zu sein", gab Norris bei der Pressekonferenz der Top-3-Piloten aus dem Qualifying zu.

Mit einer Fabelrunde sicherte sich Lando Norris die zweite Startposition., Foto: LAT Images
Mit einer Fabelrunde sicherte sich Lando Norris die zweite Startposition., Foto: LAT Images

"Ich war das ganze Wochenende zuversichtlich, dass wir eine gute Qualifying-Runde machen konnten. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass wir so weit vorne landen", erklärte er. Doch am Samstag performte der MCL35M wie ausgewechselt. Bereits im Training fuhr Norris auf die fünfte Position.

Im Qualifying sparte sich Norris anschließend seine beste Runde ausgerechnet für den letzten Versuch auf. "Ich bin vor allem mit der Runde in Q3 zufrieden. Denn da habe ich alles zusammenbekommen", freute sich der 22-Jährige.

Doch auf der anderen Seite der Garage lief es nicht so nicht Plan. Im chaotischen Finale von Q2 hatte Ricciardo noch Glück und qualifizierte sich knapp für den entscheidenden Abschnitt. In Q3 fehlten ihm dann allerdings die Körner und der Australier kam nicht über die zehnte Position hinaus.

Norris: Layout hilft McLaren

Bei den letzten Grands Prix blieb McLaren regelmäßig hinter den Erwartungen zurück. Meist fehlte die Pace gegen Ferrari, dazu kamen noch Zwischenfälle auf den ersten Runden, durch die man sich selbst aus dem Rennen nahm. Doch in Abu Dhabi scheint es jetzt plötzlich wieder zu funktionieren.

Laut Norris ist das vor allem auf das Streckenlayout zurückzuführen. "Es ist nur das Layout. Unser Auto war die ganze Saison sehr sensibel etwa gegenüber gewissen Kurventypen. Abgesehen von Katar waren wir bei den letzten Rennen immer langsamer als Ferrari."

Doch auf die gute Startposition will sich Norris nichts einbilden. Der Kampf mit Ferrari sei deshalb an diesem Wochenende noch lange nicht entschieden. "Es war sehr knapp. Ich bin nur etwa 0,05 Sekunden vor Carlos. Es wäre jetzt nicht so als ob wir meilenweit schneller sind. So komfortabel ist unsere Lage nicht", schätze er. Der Fokus des WM-Dritten gilt also seinen Verfolgern und nicht den beiden Meisterschaftsanwärtern in Reihe 1.