In Abu Dhabi endet mit dem 22. F1-Rennen 2021 die längste Formel-1-Saison der Geschichte. Für das Haas F1 Team könnte die Saison bei einem schlechten Verlauf des finalen Wochenendes sogar ein Rennen zu lang sein. Nach den jüngsten Unfällen beim Großen Preis von Saudi-Arabien von Mick Schumacher und Nikita Mazepin sowie einen schon in Katar beschädigten VF21-Chassis des Russen operiert Haas nun am absoluten Limit.

"Unser Teile-Vorrat ist ziemlich klein, aber wir haben genug, um das Rennen zu fahren", berichtet Teamchef Günther Steiner am Donnerstag vor dem Rennen in Abu Dhabi. Die Bedingung: "Wenn wir am Freitag keine großen Unfälle haben. Dann wird es okay sein."

Formel 1 Abu Dhabi: Unfall im Training streng verboten

Deshalb werde er Schumacher und Mazepin noch einmal darauf aufmerksam machen, es am Freitag besonders besonnen anzugehen. "Aber eigentlich ist ihnen sowieso schon klar, dass sie am Freitag keine Risiken eingehen können", sagt Steiner. "Es ist ja auch nicht so, dass wir hier ganz ohne Teile sind. Wir haben genug Teile, aber wenn wir einen Freitag hätten wie den Sonntag letztes Wochenende, wäre es schlecht für uns."

Nikita Mazepin beschädigte sich am Restart gleich das nächste Chassis, Foto: LAT Images
Nikita Mazepin beschädigte sich am Restart gleich das nächste Chassis, Foto: LAT Images

In Saudi-Arabien war zunächst Schumacher in Kurve 22 ein Fahrfehler unterlaufen. Der Deutsche verlor das Heck seines Boliden und schlug hart in die Tec-Pro-Barriere ein - eine Kopie des Unfalls von Charles Leclerc im Training am Freitag. Das Chassis nahm bei dem Crash zwar keinen Schaden, das Auto allerdings rundum, inklusive Getriebe, Unterboden und Seitenkasten. "Das Chassis ist okay. Ich bin damit auch happy, ich mag das Chassis! Aber bei den Ersatzteilen ist es bei uns etwas eng, das stimmt. Wir müssen darauf achten, dass alles am leben bleibt", sagt Schumacher in Abu Dhabi.

Nikita Mazepin: Nächstes Chassis zerstört

Schlimmer kam es für Mazepin. Der Russe wurde beim chaotischen Restart nach der Rennunterbrechung wegen nötiger Reparaturen an der Unfallstelle seines Teamkollegen Opfer der Kollision zwischen Sergio Perez und Leclerc weiter vorne. George Russell musste hart bremsen, Mazepin knallte dem Williams ins Heck. Das sorgte erneut für ein beschädigtes Chassis. Erst in Katar hatte der Russe sein neuestes Fahrgestell verloren.

Vier Tage später zeigt sich der Russe dennoch dankbar. "Das Chassis ist tot. Wenn man sich nur ansieht, was mit Enzo [Fittipaldi] passiert ist, finde ich, dass ich Glück hatte", berichtet Mazepin in Abu Dhabi. "Der Vorfall war sehr ähnlich. Ich hatte einfach mehr Glück mit dem Einschlagwinkel. Ich bin happy, dass ich noch immer vor euch laufe und meine beiden Füße in Ordnung sind."

Mazepin dankbar: Kein Fersenbruch wie bei Fittipaldi

Fittipaldi war am Start des Formel-2-Rennens in Saudi-Arabien nur Stunden zuvor Theo Pourchaire ins Heck geknallt und brach sich dabei die Ferse. Dazu hätte es Mazepin zufolge auch bei seinem Einschlag in den Williams von Russell beinahe gereicht: "Wenn du dir das Chassis ansiehst und welche Auswirkung es hatte, dann sieht es nah dran an genau dem Bereich aus, wo die Füße sind."

Das Chassis allerdings könne Haas abschreiben. Deshalb ist es nun auch die Chassis-Seite, die Haas an der Ersatzteile-Front am meisten Sorgen bereitet. "Ein Chassis-Wechsel wäre das Schlimmste", sagt Steiner. "Denn wir hatten zwei Chassis, eins wurde in Katar beschädigt, ein weiteres in Saudi-Arabien. Das Chassis ist ein Problem, aber bei den anderen Teilen ist unser Vorrat nicht groß, aber wir haben genug Unterböden und Flügel. Das ist okay."

Steiner beruhigt: Ist keine Panik-Situation

Mazepin fährt als Notlösung deshalb nun mit einem Chassis, das eigentlich längst eingemottet war. "Ich habe seit Katar ja schon das Ersatzchassis benutzt. Das war das schwere Chassis. Und das konnten wir in Saudi-Arabien abschreiben. Also habe ich nur noch Chassis, das ich und mein Teamkollege Anfang des Jahres schon beide aussortiert hatten", berichtet Mazepin. "Und das ist die einzige Möglichkeit, hier noch zu fahren!"

Geht nun ein weiteres Chassis zu Bruch, ist das Wochenende gefährdet. Selbst wenn es nach einem Unfall reparabel sein sollte - denn dann wird es mutmaßlich auch mit anderen Komponenten eng. Immerhin geht ein Chassis in der Regel vor allem nach einem heftigen Unfall zu Bruch, der auch zahlreiche andere Teile zerstört. "Wenn du ein neues Chassis brauchst, brauchst du auch andere Teile", mahnt Steiner. Panik schiebt man bei Haas allerdings nicht. "Wir müssen am Freitag einfach aufpassen. Wir sind nicht in einer Panik-Situation, wir müssen nur am Freitag vorsichtig sein", beruhigt Steiner. Sportlich geht es für das 2021 klar langsamste Paket ohnehin um wenig.