Beim Formel-1-GP in Saudi Arabien eskalierte der Kampf zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen einmal mehr. Nach mehreren Strafen und einer Kollision setzte sich Hamilton durch. Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko will die Regelauslegung der Stewards nicht akzeptieren und findet nach dem Rennen harte Worte für die Rennkommissare.

Die Aktion, die den Red-Bull-Vertreter am meisten ärgert, ereignete sich auf der 37. Runde. Max Verstappen erhielt nach einem Zwischenfall in Kurve 1 die Anweisung Lewis Hamilton durchzulassen. Der Niederländer wollte dieser Anweisung Folge leisten - und zwar direkt vor dem DRS-Messpunkt - um anschließend unmittelbar eine Gegenattacke starten zu können. Verstappen verlangsamte stark, Hamilton reagierte zu spät und kollidierte mit dem Heck des RB-Piloten.

Marko: Hamilton hat sich verschätzt

"Wir fühlen uns ungerecht behandelt" wetterte Marko im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Doch dabei will er es nicht belassen: "Wir arbeiten daran zu beweisen, dass sich der Bremsdruck von Max beim Unfall mit Hamilton nicht erhöht hat. Er hat nicht gebremst, damit Hamilton in ihn reinfährt. Hamilton hat sich einfach verschätzt und ist Max ins Auto gefahren", erklärte Marko seine Sichtweise.

Mehrmals gab es beim GP von Saudi Arabien brenzlige Situationen zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen., Foto: LAT Images
Mehrmals gab es beim GP von Saudi Arabien brenzlige Situationen zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen., Foto: LAT Images

Der Österreicher behauptete, dass der Folgeschaden, den Verstappen bei dem Unfall erlitten habe, für die nachlassende Pace des Red-Bull-Piloten mit der Nummer 33 verantwortlich war. "Es hat leider zwei große Cuts in unserem Hinterreifen hinterlassen. Deswegen konnten wir nicht mehr attackieren. Auf der Geraden mussten wir vom Gas, damit wir mit dem Reifen ins Ziel kommen."

Pirelli widerspricht Red-Bull-Aussage

Pirellis Formel-1-Boss Mario Isola widersprach jedoch dieser Darstellung. "Das macht keinen Sinn. Wenn du Luft verlierst, kannst du den Reifen nicht managen", erklärte Isola gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Während Verstappen aufgrund des Turn-1-Zwischenfalls eine Strafe aufgebrummt bekam, vertagten die Stewards eine Entscheidung im Zusammenhang mit dem Unfall auf nach das Rennen. Um 23:40 Uhr Ortszeit (21:40 Uhr MEZ) mussten Hamilton und Verstappen begleitet von Teampersonal bei den Stewards vorsprechen.

Marko kündigte an: "Wir sammeln jetzt alle Fakten und gehen damit zur Rennleitung." Das Ziel für ist, eine Bestrafung von Lewis Hamilton zu erwirken. "Wir hoffen, dass es bei den Verantwortlichen zu einer Neubeurteilung kommt, wenn wir unsere Sichtweise mit Fakten belegen können - und es dann hoffentlich eine Bestrafung für die Hamilton-Seite gibt", so der Doktor.

Die Steward-Entscheidung fiel aber nicht zugunsten von Red Bull aus. Max Verstappen erhielt für den Zwischenfall eine 10-Sekunden-Strafe, welche zu der Zeitstrafe, die er bereits im Rennen erhalten hatte addiert wurde. Im Endklassement änderte diese Strafe allerdings nichts. Verstappen blieb dank seines deutlichen Vorsprungs vor Valtteri Bottas auf P2.

Marko: Mercedes spielt nicht fair

Die Gräben zwischen den beiden Teams, die sich im WM-Kampf seit Saisonstart gegenseitig behacken, wurde durch die Vorkommnisse beim Brasilien-GP nur weiter vertieft. Marko unterstellte den schwarzen Silberpfeilen, sie würden im Titelkampf mit unlauteren Mitteln arbeiten. "In Silverstone wurde Max von Hamilton abgeschossen, in Budapest gleich beide unsere Autos. Wenn das fair sein soll, dann weiß ich nicht."

"Es ist ein Kampf, der sehr hart ist, aber wir sind mit den Entscheidungen der Rennleitung nicht zufrieden", betonte der Grazer. "Wir liefern uns seit Monaten heiße Duelle mit Mercedes. Aber es kann nicht sein, dass es in solch einem Duell nur einseitige Entscheidungen gibt", behauptete er.

Medium-Poker bei Restart geht auf

Dass Verstappen überhaupt in die Führungsposition gelangte, lag daran, dass er beim stehenden Restart nach der zweiten roten Flagge Lewis Hamilton und Esteban Ocon in Kurve 1 ausbremsen konnte. "Der zweite Neustart ist von Max eine fahrerische Glanzleistung sondergleichen", lobte Marko seinen Topfahrer.

Zuvor hatte Red Bull auf eine waghalsige Strategie gesetzt und die mittlere Reifenmischung aufgezogen, obwohl es fraglich war, ob der Reifen bis zum Ende des Rennens durchhalten könnte. "Das war der Grund, warum wir Medium-Reifen aufgezogen haben. Wir wussten, dass Mercedes in den ersten zwei Runden mit dem Batterie-Management besser ist und mehr Power abrufen kann. ", erklärte Marko diese Herangehensweise. "Das hat Max hart aber fair ausgenutzt. Hamilton hat die Lücke aufgelassen und das sollte man bei Max nicht tun", so Marko.