Eigentlich sah es in Katar endlich wieder gut aus für McLaren. Nach zwei Rennen mit Kollisionen und nur zwei Punkten schickte sich Lando Norris beim Formel-1-Debüt in Losail an, ein Top-fünf-Ergebnis einzufahren, und kämpfte über lange Strecken mit Fernando Alonso und Sergio Perez um ein Podium.

In Runde 50 von 57 erledigte sich diese Hoffnung. Auf Platz vier liegend begann sich der linke Vorderreifen des McLaren aufzulösen - nach Valtteri Bottas der zweite Reifenschaden des Rennens. Zwei weitere sollten folgen. Norris hatte Glück, der Schaden passierte in der vorletzten Kurve direkt vor der Boxeneinfahrt und er konnte Platz neun retten. Aber gepaart mit einem defekt-geplagten Daniel Ricciardo ist es das nächste Desaster für McLaren. Beide Fahrer sind verständlicherweise unglücklich.

Norris nach Reifenschaden sauer: Sollte nicht passieren

Weder Team noch Fahrer hatten den Reifenschaden außerdem kommen sehen. "Der Stint war nicht einmal so lange, 20 Runden oder so", ärgert sich Norris. "Der Reifen sollte viel mehr als 20 Runden schaffen. Auf jeder Strecke passt du auf die Reifen auf, weil die sich abnutzen. Aber du rechnest nicht damit, dass sie plötzlich komplett platzen. Das war ziemlich gefährlich für viele heute schätze ich, das sollte nicht passieren."

24 Runden war Norris gefahren. Aber auf dem Hard. Davor hatte er das Rennen mit 25 Runden auf dem Soft eröffnet. Mit mehr Zweikämpfen, mehr Benzin, mehr Belastung, mehr Abnutzung: "Wir haben auf den Hard gewechselt, und erwartet, damit locker ins Ziel zu kommen. Natürlich habe ich gepusht, ich war etwas schneller als Fernando, habe die Reifen schön ins Fenster gebracht."

Laut Norris sei es ohnehin offensichtlich, worauf die Reifenschäden zurückzuführen seien: "Ich kann es euch nur nicht sagen." Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com, ob Pirelli versuchen solle, Reifen zu liefern, die zumindest spürbarer nachlassen, entgegnet er: "Nein, es soll einfach nicht passieren. Wenn da eine Wand ist, wäre das viel, viel gefährlicher."

Ricciardo-Defekt macht nächstes McLaren-Desaster perfekt

"Wir hätten wohl Vierte werden sollen, und wenn wir alles hinbekommen hätten, dann hätten wir vielleicht um Platz drei kämpfen können", ärgert sich Norris. Vor allem, weil er durch den Defekt wieder hinter die direkte Konkurrenz von Ferrari zurückfiel. Und McLaren so wieder Punkte in der Konstrukteurs-WM verlor: "Die letzten Rennen müssen wir akzeptieren, da haben wir Fehler gemacht. Heute haben wir einen besseren Job gemacht, das Auto war ziemlich stark, ich muss mich beim Team bedanken."

Noch schlimmer macht das Ergebnis, dass Daniel Ricciardo chancenlos auf dem zwölften Platz ins Ziel dümpelte. Auch das war nicht seine Schuld. "Von der ersten Runde weg hatte ich eine Benzin-Warnung auf dem Dashboard", erklärt Ricciardo. "Ich dachte, es sei ein Fehler. Dann wurde ich schon früh angewiesen, Benzin zu sparen. Ich habe viel gespart und dachte, es reicht, und dann wurde mir gesagt, es reicht nicht."

Ricciardo sparte und sparte, war teils zwei Sekunden langsamer als er hätte fahren können: "Offensichtlich ging was in den Daten schief, bei den Kalkulationen, und wir haben die falschen Informationen bekommen."

McLaren stürzt im Duell gegen Ferrari weiter ab

Teamchef Andreas Seidl kann nach dem Rennen weder zu Reifen noch zu Benzin Antworten geben, kündigt Analysen und Unterstützung für Pirelli an: "In meinen Augen wäre heute Platz vier oder fünf verdient gewesen. Daher ist es natürlich noch bitterer, diesen Reifenschaden zu haben. Nach zwei bitteren Wochenenden in Brasilien und Mexiko wäre es einfach gut gewesen, ein gutes Ergebnis zu haben. Unabhängig von der Konstrukteurs-WM."

Dort ist der Kampf um Platz drei längst außer Kontrolle geraten. Ferraris nächstes starkes Teamergebnis bedeutet für McLaren einen Rückstand von 39,5 Punkten. Die Scuderia abzufangen wird in den letzten zwei Rennen schwer.