Haas-Pilot Nikita Mazepin erlebt ein denkbar schlechtes Formel-1-Wochenende in Katar. Der Russe verpasst nach zahlreichen Problemen beinahe das komplette Training und wird anschließend wenig überraschend im Qualifying von Mick Schumacher deutlich geschlagen.

Pechsträhne für Nikita Mazepin

Das Drama rund um Mazepin begann bereits in FP1 am Freitagmittag. Nachdem er insgesamt 16 Runden absolviert hatte, zog sich der Haas-Pilot beim Überfahren eines Kerbs einen Riss am Chassis seines VF-21 zu.

Das Team von Günther Steiner war gezwungen das Chassis auszutauschen. Dieser Wechsel nahm mehrere Stunden in Anspruch, weshalb Mazepin das zweite Freie Training zur Gänze verpasste. Doch das Drama rund um den Russen war noch nicht vorbei. Denn als er am Samstag zu FP3 ausrückte funktionierte der Motor nicht ordnungsgemäß.

"Als wir am Morgen die Arbeiten beendet hatten, war alles in Ordnung. Aber nachdem wir das Fahrzeug auf die Strecke schickten, lief der Motor nur auf vier Zylindern", erklärte Teamchef Günther Steiner das Problem. "Wir holten ihn natürlich zurück an die Box und entschieden uns dafür, den Motor rauszunehmen und den Chassis-Kabelbaum zu wechseln", beschrieb Steiner das weitere Vorgehen des Teams. Als Resultat dieser Arbeiten verpasste Nikita Mazepin erneut die gesamte Session.

Nur 17 Runden im Training

Insgesamt standen dem Russen vor dem Qualifying-Beginn somit 17 Runden auf dem Losail International Circuit zu Buche. Nur zum Vergleich: Teamkollege Mick Schumacher legte im Laufe der drei Trainings-Sessions 68 Umrundungen der 5,38-kilomter langen Strecke hin. Mit fehlender Vorbereitung tat sich Mazepin auf dem Debütkurs naturgemäß schwer. In der Qualifikation belegte der Formel-1-Rookie mit fünf Sekunden Rückstand auf die Spitze die letzte Position.

Doch auch im Qualifying setzte sich die Misere des Haas-Piloten fort. Erneut erwischte er einen Kerb in einem ungünstigen Winkel. Diesmal blieb das Chassis verschont, stattdessen trat auf dem Frontflügel ein Schaden auf. "Mir ist auf den Kerbs etwas ähnliches passiert, als Gasly", erklärte Mazepin. Gasly beschädigte am Ende des Qualifyings seinen Frontflügel und erlitt in der Folge auch einen Reifenschaden.

Mazepin: Kenne die Strecke nicht

Auf Teamkollege Schumacher (P19) verlor Mazepin ganze 2,5 Sekunden. "Ich muss ehrlich sagen, ich kenne diese Strecke noch nicht. Ich habe in dieser Woche sieben oder acht Pushrunden hingelegt", verteidigte sich der Russe. "Am Freitag war ich in der Pressekonferenz mit Charles Leclerc und er sagte, dass es 20 Runden dauert, um eine neue Strecke zu lernen. Und im Gegensatz zu ihm bin ich nicht im dritten Jahr in der Formel 1", erklärte Mazepin weiter.

Nikita Mazepin in Katar: Der Losail International Circuit ist für den Haas-Piloten immer noch ein Rätsel., Foto: LAT Images
Nikita Mazepin in Katar: Der Losail International Circuit ist für den Haas-Piloten immer noch ein Rätsel., Foto: LAT Images

Von einem schlechten Wochenende will er dennoch nicht reden. "Ich bin ja kaum Runden gefahren. Ich habe viel Zeit mit Fernsehen verbracht. Den anderen zusehen. Das ist als würde man sich für ein Tennisturnier vorbereiten, indem man Virtual Tennis auf der Play Station spielt", sagte Mazepin gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Das Wochenende an dem sich die Misere des Formel-2-Aufsteigers abspielt, könnte kaum schlechter sein. Einerseits ist der anspruchsvolle Kurs von Katar dieses Jahr neu in den Kalender gerutscht und wurde in den vergangenen Jahren in keinen nennenswerten Nachwuchs-Serien gefahren. Obwohl Mazepin 2014 ein Nachwuchsrennen in Katar bestritt, verfügt er - wie alle anderen Fahrer - über keine Erfahrungswerte. Auf der anderen Seite konnten die Piloten aufgrund des Tripleheaders auch kaum Simulator-Runden auf dem Wüstenkurs drehen.

Steiner nimmt Mazepin in Schutz

Steiner verteidigte deshalb seinen Fahrer: "Auf dieser Strecke muss man viel Selbstvertrauen mitbringen, da es hier sehr viele schnelle und mittelschnelle Kurven gibt. Nikita ist (vor dem Qualifying) zuletzt am Freitagvormittag gefahren. Das beste was man von ihm erwarten konnte, war dass er keinen weiteren Schaden verursacht."

Die Ziele für das Rennen sind angesichts der misslichen Lage, in der sich Mazepin befindet tief gesteckt. Er kündigte an: "Ich erwarte, dass ich am Ende des Rennens die Strecke kenne und weiß, wohin die Kurven gehen. Die Renndistanz ist ja fünf mal länger als alles, was ich bisher an diesem Wochenende gefahren bin."

Bereits gestern hatte sich Mazepin über die Kerbs echauffiert. Nach seiner eigenen Aussage fuhr er sich die Schäden ein, als er sich noch innerhalb der Streckenlimits befand. "Es kann nicht sein, dass man sich den Wagen beschädigt, wenn man innerhalb der von der Rennleitung vorgegebenen Track Limits bleibt", appellierte er an die Regelhüter.

Schumacher: Eines unserer besten Qualifyings

Bei Mick Schumacher hingegen verliefen Trainings- und Qualifyingtag wie am Schnürchen. Er belegte mit nur einem Zehntel Rückstand auf Antonio Giovinazzi die 19. Position. Für den Haas, der in diesem Jahr überhaupt nicht entwickelt wurde, ein Erfolg. "Wir hatten eines der besten Qualifyings bisher. Ich habe es geschafft alles aus dem Fahrzeug rauszuholen. Wir haben nicht erwartet, so nah an Williams und Alfa dran zu sein", freute sich der noch amtierende Formel-2-Champion.