Rückschlag für Ferrari im Qualifying zum ersten Großen Preis von Katar der Formel 1: Während plötzlich Alpine und AlphaTauri groß auftrumpfen, tut sich die Scuderia schwer und kämpft im Zeittraining zum Großteil mit sich selbst. So endet das Qualifying auch mit einer Niederlage gegen WM-Rivale McLaren. Charles Leclerc scheidet bereits im Q2 vorzeitig aus und rätselt- später liefert Ferrari Erklärungen. Immerhin für Carlos Sainz gibt es ein vorläufiges Happy End: Ein riskanter Medium-Run reicht für Q3 und sicherte eine gute Ausgangslage - wäre da nicht eine FIA-Untersuchung.

Völlig ratlos präsentiert sich Leclerc bereits am Boxenfunk in den ersten beiden Segmenten des Qualifyings. Für riesige Rückstande auf seinen eigenen Teamkollegen von zeitweise bis zu neun Zehntelsekunden findet der Monegasse keine Erklärung. So scheidet Leclerc am Ende als 13. auch deutlich vorzeitig aus, qualifiziert sich einzig noch direkt vor Daniel Ricciardo im McLaren.

Leclerc versteht schwaches Qualifying nicht

"Ich war sehr verwirrt als ich am Funk von der Sekunde gehört habe", erinnert sich Leclerc. "Normalerweise bin ich ziemlich gut darin, zu verstehen, was falsch läuft. Besonders auf einer Qualifying-Runde, was eine meine Stärken ist", berichtet Leclerc nach dem vorzeitigen Ausscheiden. "Aber dieses Mal ist es sehr seltsam. Ich hatte einfach auf allen vier Reifen keinen Grip. Es ist nicht so, dass ich ein Balance-Problem oder irgendwie sowas hatte. Ich hatte einfach auf allen vier Reifen um Grip gekämpft."

Das müsse Ferrari analysieren. "Ich bin sehr sicher, dass in diesem Qualifying etwas schiefgelaufen ist, denn ich war im ersten Run im Q2 eine Sekunde weg. Da muss es etwas Herausragendes geben, etwas ziemlich Großes, weil ich das einfach nicht erklären kann", sagt Leclerc. Ein Fahrfehler sei es nicht gewesen, er habe eine saubere Runde hinbekommen, so der Monegasse. "Ich habe keine Ahnung, was es war", rätselt Leclerc. Im dritten Training sei noch alles normal gewesen.

Ferrari findet Riss in Leclercs Chassis

Sonderlich lang auf eine Erklärung warten musste Leclerc nach dem Qualifying immerhin nicht. Noch am Abend fand Ferrari den Auslöser allen Übels - einen Riss im Chassis. Als Ursache vermutet die Scuderia eine Fahrt über die Kerbs im ersten Run im Q1. "Es ist klar, dass der Schaden am Chassis, das nun ersetzt wird, das Verhalten des Autos beeinflusst hat", sagt Sportdirektor Laurent Mekies. Das komplette Monocoque soll nach aktuellem Stand allerdings nicht getauscht werden. Ferrari will versuchen, Leclerc weiterhin regulär aus der Startaufstellung losfahren zu lassen.

Vom dreizehnten Startplatz sieht der Monegasse dann noch Chancen. "Ich denke, alles ist möglich. Wir haben freie Reifenwahl, hoffentlich können wir einen Vorteil daraus ziehen", sagt Leclerc. Über keine freie Reifenwahl, aber dennoch die gewünschten Reifen am Start verfügt Teamkollege Carlos Sainz. Dem Spanier gelang im Q2 mit viel Risiko der Sprung in das finale Q3. Nach einem ersten Run auf Medium-Reifen lag Sainz am Ende der Top-10. Dennoch versuchte er es im zweiten Versuch nochmals auf der mittleren Mischung und verbesserte sich nicht einmal - dennoch gelang das Q3.

Sainz erzwingt Q3 mit Medium

"Ich bin zufrieden mit meinen Runden heute. Da waren ein paar gute dabei. Vor allem die erste im Q2 mit dem Medium und die erste im Q3", sagt Sainz. "Die mit dem Medium im Q2 war eine echt starke erste Runde, auch die erste mit dem Soft im Q3." Damit gelang im Showdown zumindest noch der siebte Platz - dennoch waren ein AlphaTauri, eine Alpine und mit Norris auch ein McLaren schneller. "Das Wochenende ist eine Herausforderung, denn AlphaTauri, Alpine und McLaren sind plötzlich dabei. Zuletzt hatten wir einen kleinen Vorteil, aber hier ist es enger", sagt Sainz.

Die Ausgangslage stimmt Sainz dennoch optimistisch. "Wir haben es mit einem Medium weitergeschafft und starten als Siebter. Da kann ich mich nicht sehr beschweren", sagt Sainz. Der Medium war für den Spanier essentiell. "Wir hatten am Freitag einen echt schlechten Reifenabbau", berichtet Sainz bei Motorsport-Magazin.com. "Deshalb haben wir mit dem Medium jetzt hoffentlich einen Vorteil, denn wir hatten am Freitag Probleme, viel Verschleiß auf den Vorderreifen. Deshalb wollten wir heute [im Q2] unbedingt den Medium haben."

Ferrari kämpft mit Verschleiß: Mussten Risiko für Medium nehmen

Um das große Risiko wusste Ferrari dabei genau. "Das hat usn fast einen Platz im Q3 gekostet, weil der Soft der bessere Reifen war", sagt Sainz. "Wir haben viel riskiert, im zweiten Run auf dem Medium zu bleiben. Fast hätten wir es nicht geschafft, aber wir haben es und dann konnte ich es in Q3 ja noch mit dem Soft genießen."

Einen Haken könnte dieses Happy End für den Spanier allerdings noch haben: Neben Max Verstappen und Valtteri Bottas bestellten die Stewards am späten Abend nach dem Qualifying auch den Spanier noch für Sonntagmorgen zu sich ein. Dort muss sich Sainz wie der Niederländer und der Finne für ein Vergehen am Ende des Q3 verantworten. Sainz soll unter gelben Flaggen für den auf Start/Ziel langsamen Pierre Gasly nicht ausreichend verlangsamt haben. Eine Strafversetzung ist möglich, die Anhörung ist für 13:30 Uhr katarischer Zeit (11:30 Uhr MEZ) terminiert.