Ein einziges Defensiv-Manöver beschäftigt die Formel 1 am Donnerstag in Katar für Stunden, und Stunden. Und am Ende kommt keine Entscheidung ans Tageslicht. Nachdem Mercedes bei der FIA eine Neubeurteilung von Max Verstappens aggressivem Verteidigen gegen Lewis Hamilton in Runde 48 des Brasilien-GPs angefordert hätte, wollten die Stewards eigentlich am Donnerstagnachmittag feststellen, ob diese Anfrage zulässig war.

Doch nach viereinhalb Stunden brachen die Stewards ihre Zelte ab. Man war noch zu keiner Entscheidung gekommen, ließ man per knappem Statement verlautbaren: "Nach der heutigen Anhörung mit Vertretern von Mercedes und Red Bull überdenken die Stewards die Sache und werden ihre Entscheidung morgen veröffentlichen."

FIA-Stewards verschieben Entscheidung über Verfahrensaufnahme

Dabei geht es - das muss erst einmal festgehalten werden - bei dieser ersten Verhandlung lediglich um die Frage, ob Mercedes' Antrag auf das sogenannte 'Right of Review', das Recht auf Neubeurteilung, überhaupt zulässig ist. Dafür musste Mercedes um 17:00 Uhr Ortszeit eigentlich Beweise erbringen. Die Stewards, in diesem Fall jenen vier, die in Brasilien im Einsatz waren, mussten dann beurteilen, ob diese auch "neu" und "relevant" waren.

Erst dann kann überhaupt die eigentliche Verhandlung über eine Strafe beginnen. Doch die Stewards, die in den viereinhalb Stunden auch eine Unterbrechung einlegten, kamen offenbar zu keiner Entscheidung, ob das von Mercedes Vorgelegte tatsächlich als neu und relevant einzustufen war.

Beweislage im Fall Verstappen unklar

Welche Beweise genau vorgelegt wurden, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt, da die Verhandlung technisch gesehen noch läuft. Logisch ist zumindest das Vorlegen der Onboard-Aufnahmen von Verstappen. Im Live-Signal der Bildregie wurde zu dem Zeitpunkt die rückwärtige Kamera von Verstappens Red Bull gesendet. Nur eine Einstellung kann hier live gezeigt werden. Die Standard-Cockpit-Einstellung war erst nachträglich verfügbar. Die Stewards trafen daher ihre Entscheidung, beziehungsweise die Entscheidung, den Zwischenfall nicht einmal zu untersuchen, ohne Verstappens Lenkeinschlag gesehen zu haben.

Andere Teams bemühten sich in der Vergangenheit nach Kräften, noch zusätzliche Beweise zu erbringen, die als neu und signifikant eingestuft werden könnten. Aber eigene Nachstellungen im Simulator, oder gar Analysen aus TV-Übertragungen waren nie zugelassen worden.

Verstappen & Hamilton kommentieren Fall in Katar

Trotz der vermeintlich einfachen Sachlage, und der Tatsache, dass die Entscheidung eigentlich eine sein sollte, die während einem Rennen getroffen wird, verzögert sich der Prozess nun bis zum Freitag. Wird die Neubeurteilung abgewiesen, ist die Sache erledigt. Wird sie zugelassen, wird sich der finale Ausgang sogar noch weiter hinziehen.

Verstappens Verteidigung blieb am Donnerstag in der Pressekonferenz von Katar gleich: Er habe auf alten Reifen schlichtweg nicht mehr ausreichend Grip gehabt, um zu verlangsamen. Ein Einlenken hätte womöglich einen Dreher bedeutet. Verstappen und Red Bull sehen das Manöver weiter als hartes Racing.

Lewis Hamilton hielt sich mit Aussagen bedeckt, wollte sich nur auf das nächste Rennen konzentrieren. Zwar gestand er, seine Meinung zum Zwischenfall, den er am letzten Sonntag noch heruntergespielt hatte, geändert zu haben, sparte sich aber weitere Aussagen.