Ein finanzieller Hammer in Maranello bahnt sich an: Ferrari könnte seinen seit Jahrzehnten treuen Hauptsponsor Philip Morris nach dem Ende der Formel-1-Saison 2021 verlieren. Das berichtet die italienische Sportzeitung 'Gazzetta dello Sport' am Donnerstag in ihrer Printausgabe. Zuvor hatte bereits 'formulapassion.it' derartige Spekulationen angestellt.

Bereits seit 48 Jahren tritt der amerikanische Tabakkonzern als Hauptsponsor der Scuderia auf, zunächst lange Jahre mit seiner großen Marke Marlboro, zuletzt wegen international zunehmender Verbote von Werbung für Zigaretten mit Mission Winnow, der Gesundheitsbewegung des Konzerns, wie PMI (Philip Morris International) kommuniziert. Zuvor war bereits die Marke Marlboro nicht mehr wortlich aufgetaucht. Stattdessen wurde der Schriftzug etwa via Barcode imitiert oder an Zigarettenpackungen erinnernde Formen und Farben verwendet. Erst Ende 2018 wurde es mit der proklamierten Gesundheitsinitiative Mission Winnow wieder konkreter.

Philip Morris weg? Ferrari drohen 125 Millionen Euro Verlust

Trotz dieser neuen Positionierung des Tabakherstellers gab es bereits in den vergangenen Jahren in einigen Austragungsorten der Formel 1 immer wieder Probleme mit den Behörden. Nicht alle Staaten erkennen Mission Winnow als Gesundheitsinitiative ab. So entfernte Ferrari 2019 etwa bei den Grands Prix von Australien, Kanada und Frankreich sämtliche Logos der Mission Winnow von seinen Boliden, Trucks, Fahreroveralls und sämtlichem anderen öffentlich einsehbaren Equipment des Teams. Selbst in den offiziellen Starterlisten wurde der Teamname immer wieder angepasst - eigentlich startet Ferrari, auch 2021 noch, mit vollem Titel als Scuderia Ferrari Mission Winnow.

Die zunehmenden Restriktionen sollen Philip Morris bei bevorstehendem Vertragsende mit Ferrari Ende dieses Jahres nun den Sinn seiner Investments in der Formel 1 hinterfragen lassen - die Rede ist laut der italienischen Zeitung immerhin von 125 Millionen Euro jährlich, die PMI in die Scuderia pumpt. Ferrari müsste sich somit einen extrem potenten Ersatz suchen, auch wenn in der Formel 1 inzwischen ohnehin eine Budgetobergrenze von bei 22 Rennen derzeit 147,5 Millionen gilt. Immerhin soll Philip Morris in der Vergangenheit stets vor allem die Fahrergehälter gezahlt haben - die sind derzeit (noch) von dem Budgetdeckel ausgeschlossen.

Ferrari-Teamchef erwartet PMI-Verbleib: Titelsponsoring fraglich

Zuletzt hatte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto von noch laufenden Verhandlungen berichtet. Dabei gab sich der Italiener grundsätzlich optimistisch, stellte allerdings das Titelsponsoring zumindest in Frage. "Wir sind noch in Gesprächen mit PMI. Es ist sehr wahrscheinlich, dass PMI bleiben wird, vielleicht nicht als Titelsponsor. Wir müssen abwarten", sagte Binotto. "Es kommt darauf an, was sie mit Mission Winnow genau meinen. Wenn wir über Aufkleber auf dem Auto sprechen, diskutieren wir über Rechte."

Zur Zeit Michael Schumachers gehörte der Marlboro-Heckflügel einfach zum Ferrari, Foto: adrivo Sportpresse
Zur Zeit Michael Schumachers gehörte der Marlboro-Heckflügel einfach zum Ferrari, Foto: adrivo Sportpresse

Auch 2021 hatte das 2020 vollständig entfernte Branding der Mission Winnow - trotz grundlegenden Comebacks in grüner Farbe - bei den europäischen Rennen pausiert. Bei der dazugehörigen Ankündigung zeigte sich das Unternehmen enttäuscht von dem Umgang mancher Nationen mit seiner Werbung. Man wisse um die Skepsis gegenüber der eigenen Branche, respektiere aber sämtliche Gesetze und Regelungen, hieß es.

Fünf Jahrzehnte Ferrari und Philip Morris

Kommt es in Maranello tatsächlich zu dem Aus Philip Morris' hat das nicht nur finanzielle Konsequenzen, sondern auch emotionale. Die Partnerschaft prägte über fast fünf Jahrzehnte auch das Team. So wechselten Manger des Konzerns in direkte Führungspositionen bei den Roten. Die bekanntesten Beispiele sind sicherlich der ehemalige Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene und der ehemalige Geschäftsführer Louis Camilleri.

Maurizio Arrivabene 2012 noch als Marlboro-Manager mit Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali - später selbst Ferrari-Leiter, Foto: Sutton
Maurizio Arrivabene 2012 noch als Marlboro-Manager mit Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali - später selbst Ferrari-Leiter, Foto: Sutton