Antonio Giovinazzis Traum von der Formel 1 ist vorerst ausgeträumt. Mit der Bekanntgabe von Guanyu Zhou an der Seite von Valtteri Bottas bei Alfa Romeo Sauber endet die Karriere des Italieners in der Königsklasse vorerst. Der ehemalige Ferrari-Junior hoffte lange, gegen die finanzielle Mitgift des Chinesen ankommen zu können um sein Cockpit zu behalten. Das F1-Aus schmerzt ihn.

"Die Formel 1 steht für Emotionen, Talent, Autos, Risiko, Geschwindigkeit. Aber wenn das Geld regiert, kann sie sehr unbarmherzig sein", bezieht Giovinazzi in einem Instagram-Post Stellung zu den jüngsten Geschehnissen auf dem Fahrermarkt. In der zweiten Saisonhälfte hatte er noch einmal mit starker Pace auf sich aufmerksam gemacht, doch ausbleibende Ergebnisse und Fahrfehler trübten das Bild.

Seine Karten auf dem Transfermarkt schienen aber ohnehin nicht die besten zu sein. Die Vereinbarung zwischen Ferrari und Sauber, gemäß derer die Scuderia Anspruch auf ein Cockpit bei den Schweizern für einen Fahrer aus den eigenen Reihen hat, lief 2021 aus. Darüber hinaus kristallisierte sich mit Zhou ein kommerziell überlegener Widersacher heraus.

Der 22-Jährige zeigte in der Formel 2 seit 2019 solide Leistungen und bringt zudem Millionen an chinesischen Sponsorengeldern mit, nebst seiner Stellung als Zugpferd für den Markt in China. Das Reich der Mitte hat seit 2004 seinen eigenen Grand Prix, doch mit Zhou hat es nun erstmals einen Stammfahrer in der Formel 1.

F1 dankt Giovinazzi: Hervorragender Botschafter

"Die Neuigkeit, dass Guanyu Zhou nächste Saison in der F1 fährt, ist für den Sport und Millionen von leidenschaftlichen chinesischen Fans fantastisch. Sie haben nun einen Lokalmatador, den sie das ganze Jahr über anfeuern können", so Formel 1 CEO Stefano Domenicali. "Zhou ist ein unglaubliches Talent, der für das sowieso schon tolle Grid eine super Ergänzung ist. Er wird alle unseren chinesischen Fans 2022 unterhalten."

Während in China ab 2022 ein neuer Markt bedient wird, steht ein anderer mit leeren Händen da. Giovinazzi war seit 2011 der einzige Italiener in der Formel 1. Um gegen die Finanzkraft und den Marketingwert Zhous anzukommen, hatte sich sogar der Präsident des italienischen Automobilclubs ACI eingeschaltet. Giovinazzi mit Staatsgeldern in der F1 zu halten, blieb jedoch nur ein ambitionierter Plan.

"Ich will Antonio dafür danken, dass er ein hervorragender Botschafter für die Formel 1 und Italien war", so die Abschiedsworte von Domenicali an seinen Landsmann. "Er hat tolle Arbeit geleistet und ich hoffe, dass wir ihn in der Zukunft zurück in der Startaufstellung der Formel 1 sehen werden. Wir wünschen ihm das Beste und wissen, dass er sich gut anstellen wird, egal was er nun unternehmen wird."

Dass er von einem Paydriver verdrängt wurde, nimmt sich Giovinazzi sehr zu Herzen. "Ich hoffe, dass ich meine Meinung darüber bald ändern werde", sagt er. Wohin es ihn als nächstes verschlägt, war wenige Stunden später geklärt. Dragon-Penske nahm ihn für die Formel E Weltmeisterschaft 2022 unter Vertrag.

Giovinazzi hat mit Formel 1 noch nicht abgeschlossen

In seinen drei Jahren in der Formel 1 zog sich der 27-Jährige gegen Ex-Weltmeister Kimi Räikkönen stets achtbar aus der Affäre. Regelmäßig war er schneller als der Finne, doch um in der F1 hervorzustechen, fehlte bei Alfa Romeo das Material. Sein Weg in die Königsklasse war mindestens genau so schwierig.

Zwei Jahre hatte er als Simulator- und Entwicklungsfahrer bei Ferrari die Bank gedrückt, nachdem ihm durch seine Rookiesaison in der GP2 der Durchbruch im Nachwuchsbereich gelungen war. Nachdem er den Titelgewinn gegen Pierre Gasly um den Hauch von sieben Punkten verpasst hatte, wurde er in die Nachwuchsschmiede von Ferrari aufgenommen.

Mit der Formel 1 abgeschlossen hat er trotz des Verlustes seines Cockpits aber noch nicht. "Ich glaube an die Überraschung durch ein unerwartetes Resultat, an große oder kleine Siege, die durch den eigenen Einsatz erreicht werden", sagt er in den sozialen Medien unter dem Post, der ein Foto von ihm als Kind in einem Spielzeug-Ferrari zeigt. Drei Rennen bleiben ihm noch, bevor er die F1 vorerst verlassen muss: "Das war das erste Foto von mir in einem F1-Auto. Das letzte muss erst noch geschossen werden."